So überleben Igel und Co. den Winter in deutschen Städten
Igel suchen jetzt ihr Winterquartier in Gärten und Parks. In Städten leben bis zu neunmal mehr Igel als auf dem Land. Doch vielen droht der Hungertod.
Igel ziehen sie sich zunehmend in menschliche Siedlungen mit Gärten und Grünanlagen zurück. Denn hier finden sie noch Hecken und Gehölze, in die sie sich zurückziehen können. Inzwischen kommen in den Städten bis zu neunmal so viele Igel vor wie auf dem Land.
Doch auch in den Städten werden täglich Flächen versiegelt, Vorgärten mit Schottergärten aufgefüllt, sodass den Stacheltieren immer weniger Lebensraum und Nahrung bleibt. Wie viele Igel es hierzulande noch gibt, ist nicht bekannt. Wildtierexperten beobachten, dass der Bestand schleichend abnimmt. Wohl auch deshalb wurde der Igel, der bereits auf der Vorwarnstufe der Roten Liste steht, zum Wildtier des Jahres 2024 erklärt.
Im Herbst fressen sich Igel den Winterspeck an
Igel sind überwiegend in der Dämmerung und in der Nacht aktiv, im Herbst auch tagsüber, denn vor allem Jungtiere müssen sich für den bevorstehenden Winterschlaf Fettreserven anfressen. Bereits im November, wenn es am Boden deutlich kälter wird, sucht der Igel sein Winterquartier auf – optimalerweise unter Laub- oder Reisighaufen. Im Frühjahr bei schlechtem Wetter bleiben sie bis in den April hinein in ihrem Quartier.
Während des Winterschlafes verlieren Igel bis zu 40 Prozent ihres Körpergewichts. Wer einen abgemagerten Igel entdeckt, kann diesen mit artgerechtem Futter zufüttern, empfiehlt das Igelzentrum Niedersachsen.
Wiegen Jungigel im November weniger als ein Pfund, sind sie unterernährt und brauchen Hilfe. Werden sie im Sommer geboren, werden sie 40 Tage gesäugt, bevor sie selbstständig auf Futtersuche gehen.
Wie der Maulwurf und die Spitzmaus gehört der bei uns heimische Braunbrust-Igel zu den Insektenfressern. Ihr Speiseplan umfasst u. a. Regenwürmer, Spinnen, Ohrwürmer und Schnecken bis hin zu Fröschen und Mäusen, Laufkäfer, Larven, Nachtschmetterlinge und sonstige Insekten. Interessiert sich ein Igel für reifes Obst, dann eher für den Wurm darin, oder weil es süß ist.
Igel lieben wilde Ecken
Haufen aus Gehölzen, Laub und Reisig dienen den Einzelgängern als Rückzugsort. Hier kann sich die Igelin verstecken, im Sommer ihren Nachwuchs zur Welt bringen und ab November Winterschlaf halten. Auch in naturnahen Hecken finden Igel Nahrung und Unterschlupf.
Ein guter Geruchssinn hilft dem Igel, seine Beute in einem Umfeld von einem Meter aufzuspüren. Hermetisch abgeriegelte Grundstücke mit undurchlässigen Zäunen oder Mauern sind für Igel verlorener Lebensraum. Ein 13 mal 13 Zentimeter großes Loch im oder unter dem Zaun reicht aus, damit das Stacheltier hindurchpasst.
Gefahrenquellen für Igel, die es zu vermeiden gilt
- Neugierige Igel klettern gerne in Mülltüten und sitzen dann in der Falle. Ähnliches gilt für Garagentore und Gartenhäuser: Darin gefangene Igel können verhungern, wenn sie länger eingesperrt sind. Darum gilt: Türen und Tore immer geschlossen halten.
- Vorsicht beim Umsetzen von Kompost: Weil sich ein Igel darin aufhalten könnte, sollte man niemals mit einem Spaten oder einer Mistgabel hineinstechen.
- Vor dem Verbrennen von Schnittgut/Gartenabfällen sind die Haufen vorsichtig umzuschichten.
- Lichtschächte und Swimmingpools sind abzudecken, Außen-Kellertreppen zu sichern.
- Keine Netze für Obstbäume und -sträucher verwenden, denn Igel können sich darin verheddern.
- Gartenzäune sollten ausreichend große Lücken aufweisen, damit Igel auch in Nachbars Garten laufen können.
- Pestizide und chemische Düngemittel sind ganzjährig tabu. Das gilt auch für Schneckenkorn und Rattengift, denn sie können Igeln zum Verhängnis werden.
Lebensgefährlich: Autos, Mähroboter, Laubbläser
Auf der Suche nach Nahrung sind die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere auch auf Straßen unterwegs. Jedes Jahr werden Hunderttausende Igel überfahren, häufiger als andere Säugetiere. Denn statt davonzulaufen, rollen sie sich bei herankommenden Fahrzeugen reflexartig zusammen.
Zudem werden sie häufig Opfer der scharfen Klingen von Mährobotern. Auf diese und andere motorisierte Gartengeräte wie Laubbläser, Rasenmäher, Motorsensen und Freischneider sollte daher verzichtet werden.
Igelhaus - Schlafplatz und Futterstelle in einem
Igel halten von November bis März Winterschlaf. Bereits ab Oktober suchen sie sich ein geeignetes Quartier, das sie vor Kälte, Witterung und Fressfeinden schützt. Ein Igelhaus wird daher oft dankend angenommen. Außerhalb der Wintermonate wird es auch tagsüber als Schlafplatz genutzt.
Das Haus dient zudem als Futterstelle und als Nest für die Aufzucht ihrer Jungen. Wer sein Igelhaus selbst bauen will, dem könnte diese Bauanleitung nützlich sein. Der NABU empfiehlt, den Igelunterschlupf mit trockenem Laub auszupolstern - oder es den Tieren einfach selbst zu überlassen, ihr Haus behaglich einzurichten. Auf jeden Fall sollte in der Nähe genügend Laub verfügbar sein.
Welke Stängel als Nahrungsquelle für Insekten und Vögel
Wenn Hobbygärtner ihre Gärten vor Winter hin "aufräumen", zerstören sie oft unbewusst die Unterschlüpfe vieler Nützlinge. Verwelkte Stängel etwa von Malven, Nachtkerzen, Sonnenhut sowie Sträuchern und Schilf sollte man über den Winter stehen lassen und erst im Frühjahr entfernen.
Denn viele Gräserarten und Stauden enthalten noch einen Rest Samen, an denen sich Vögel bedienen, etwa Distelfinken. In vielen Stängeln von Stauden und Sträuchern haben sich zudem Insekten eingenistet, wie etwa Marienkäfer oder Florfliegen.
In Brombeeren, Sonnenblumen und Schilf überwintern viele nützliche Larven. Auch Schmetterlinge überwintern im Garten in allen Stadien.
Laub, Kompost und Totholzhaufen bieten Schutz
Ein großer Haufen Laub, mit ein paar Ästen beschwert, bietet nicht nur Schutz für Igel, sondern auch für Insekten und Erdkröten. Amseln finden im Laub nahrhafte Schnecken oder Asseln. Nach einer Weile wird das Laub zur Komposterde für Gemüsebeete.
In Totholzhaufen lassen sich Reisig, Grünschnitt und andere Gartenabfälle verwerten. Gleichzeitig bietet er Unterschlupf für Igel, Insekten, Spinnen und Kröten. Aufgestapelt zu einer Benjeshecke, kann diese ein Grundstück einzäunen.
Steinhaufen: Herberge für Reptilien
Eine Trockensteinmauer im Garten ist nicht nur dekorativ, sondern sie beherbergt Insekten, Spinnen, Amphibien und Reptilien. Vorausgesetzt, die Steine stehen lose übereinander, mit vielen offenen Spalten.
Eine Trockenmauer, bepflanzt mit mediterranen duftenden Kräutern, zieht wiederum Insekten an. Im Staudenbeet, entlang der Terrasse oder am Gartenteich lassen sich auch kleinere Steinhaufen stapeln.
Der Gartenteich als Winterquartier
Die meisten Amphibienarten überwintern in frostfreien Verstecken an Land, wie Nagerbauten, Wurzelspalten, Erdlöcher und -spalten, in morschem Holz, unter Holz- und Laubhaufen, in Trockenmauern, aber auch in Kellern, Schächten, Bergwerksstollen und Straßentunneln.
Wasser-, Spring- und Grasfrösche sowie einige einheimische Molche plus deren Larven und Salamander überdauern den Winter in Teichen, wobei sie sich vorwiegend in den schlammigen Untergrund zurückziehen. Wichtig ist, dass der Teich tief genug ist und nicht vollständig zufriert.
Steinhaufen und verwelkte Pflanzen um den Teich herum bieten zusätzlichen Schutz für Gartentiere. Während des Winters verlangsamen sie ihren Stoffwechsel und atmen über die Haut.
Winterquartier für Fledermäuse
Fledermäuse begeben sich ab Oktober auf die Suche nach einem Winterquartier. Von November bis März befinden sich die nachtaktiven Flugtiere im Winterschlaf. Ein eigens im Garten angebrachter Fledermauskasten bietet im Winter Unterschlupf.