Spanien: Züge, die nicht durch Tunnel passen

Archivfoto aus dem Jahr 2007: "Renfe Baureihe 442, der einzige Renfe-Zug mit Meterspur" (Wikipedia). Foto/Quelle: I, Mdiagom. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Nach den U-Booten, die nur einmal tauchen, gibt es Stoff für eine neue Komödie im Superwahljahr: Bei der Bestellung von 31 Zügen vergisst man so komplexe Aufgabenstellungen wie Maße.

Vor elf Jahren hatte man es in Spanien geschafft, ein neues U-Boot zu bauen. Das hatte aber ein enormes Übergewicht, weshalb es genau einen Tauchgang gemacht hätte, dann wäre es nie wieder aufgetaucht.

Daraus sollten die "modernsten U-Boote weltweit" resultieren. Es wurde aber nur ein milliardenschwerer Rohrkrepierer. Da demnächst die verlängerte und neu designte Version einen Tauchgang proben soll, muss sich die "progressivste Regierung der spanischen Geschichte", wie sie sich selbst bezeichnet, nun ätzende Fragen gefallen lassen.

So fragt die Esquerra Republicana de Catalunya (ERC), die die Regierung Sánchez unterstützt, diese, ob sie überzeugt davon ist, dass die neue Version, die zusätzliche zwei Milliarden Euro verschlungen haben soll, wirklich schwimmt, taucht und dann wieder auftaucht.

Dass man extra einen neuen Kai bauen musste, weil so lange U-Boote nie vorgesehen waren, war dann ein weiterer Kostenfaktor.

Nicht aufgepasst bei der Zugbestellung

Gelernt hat man aus dem Debakel allerdings nichts. So schafft man es offensichtlich im staatlichen Eisbahnunternehmen Renfe nicht einmal, ein deutlich weniger komplexes Maßband zu benutzen. So wurde Renfe gerade zum Gespött, weil man bei der baskischen CAF für 258 Millionen Euro vor drei Jahren Züge bestellt hatte, die in Kantabrien und Asturien im Norden eingesetzt werden sollten.

Doch plötzlich stellte man fest, dass die Tunnel, durch welche die Züge rollen sollten, zu schmal sind oder besser gesagt: Die Züge sind zu breit. Überdies sollte die Bimmelbahn endlich schneller werden. Laut Angaben von Fahrgästen werde man von Fahrrädern überholt. Mit dem Fahrrad sei man schneller als mit den alten Zügen, die wegen Problemen sogar öfter ganz ausfallen.

Dass die Zugverbindungen bis 2026 in Asturien und Kantabrien nun umsonst sein sollen, beruhigt die Gemüter nur wenig, da man mindestens weitere drei Jahre auf einen Zugverkehr warten darf, der den Namen verdient.

Versprochen bekommt die Region nun dafür statt 31 sogar 38 neue Züge. Zu hoffen bleibt nur, dass die dann nicht zu hoch für die Tunnel sind.

An dem Vorgang zeigt sich auch die Kehrseite der Medaille, dass das Land wie verrückt in Hochgeschwindigkeitsstrecken Geld steckt – das natürlich auch aus der EU kommt – von denen keine rentabel ist und sogar einige längst wieder aufgegeben wurden. Das Nahverkehrsnetz wurde derweil ausgeblutet, egal ob gerade die Konservativen oder die Sozialdemokraten (PSOE) das Land regiert haben.

"Anfangsfehler"

Die Sozialdemokraten räumen jetzt sogar "Anfangsfehler" ein. Man habe auch "lange" gebraucht, auf ein angebliches "komplexes Problem", wie die Maße von Tunneln und Zügen, zu reagieren. Soweit so schlecht.

Aus dem Schneider ist die Regierung von Pedro Sánchez bis auf weiteres nicht, denn einfache Rechenfehler könnte es auch bei Zügen geben, die für das Baskenland, Galicien und Kastilien-Leon bestellt wurden. Das wird gerade geprüft.

Zunächst hatte die Sánchez-Regierung behauptet, dass den Steuerzahlern kein finanzieller Schaden entstanden sei, da die zu breiten Züge noch nicht gebaut worden seien. Allerdings hat der Zugbauer CAF bereits viel Geld in Vorbereitungen, Planungen und den Beginn der Produktion gesteckt.

Werden die Kosten einfach auf die neuen Züge aufgeschlagen, die nun 30 Prozent teurer werden, um die Sozialdemokraten nicht völlig im Regen stehenzulassen? Klar ist, dass auch die Umsonst-Tickets über drei Jahre erhebliche Kosten verursachen.

Der Unterschied zum noch viel teureren U-Boot-Debakel ist, dass diesmal tatsächlich jemand zurückgetreten ist. Aber nicht die letztlich verantwortliche Transportministerin Raquel Sánchez, wobei deren Stuhl wackelt und kippen wird, wenn weitere Messfehler auftauchen. Man fand bisher mit ihrer Staatssekretärin Isabel Pardo nur ein Bauernopfer.

Auch die musste nur abtreten, da im Mai Kommunalwahlen und Regionalwahlen anstehen - eben auch in Asturien und Kantabrien - und dann im November folgen die Parlamentswahlen. In Asturien steht schließlich die PSOE-Vorherrschaft auf dem Spiel, in Kantabrien sind die Sozialdemokraten ohnehin nur drittstärkste Kraft und könnten weiter zurückfallen.

Abtreten musste deshalb auch, was nur logisch ist, auch der Renfe-Präsident Isaías Táboas. So logisch ist das dann allerdings in Spanien nicht, denn im U-Boot-Chaos gab es weder Rücktritte in der Navatia-Werft noch sonst irgendwo.

Ansonsten ist hier Rücktritt ein Fremdwort, egal ob ein Innenminister lügt und für etliche Tote mitverantwortlich ist oder die Verteidigungsministerin einen massiven illegalen Abhörskandal verwickelt ist, hatte das keinerlei Konsequenzen in der "progressiven" Regierung.