Spenden für die Ukraine: "Nicht unsere Absicht, jedes Projekt zu prüfen"

Eine Initiative aus Wiesbaden ermöglicht Zuwendungen in Kryptowährung für das Kriegsland. Was aber deckt der humanitäre Ansatz ab, was nicht? Telepolis fragte nach

Neben zahlreichen Spendeninitiativen für die Ukraine sticht das Projekt CryptoForUkraine hervor. Die Plattform – von IT-Entwicklern aus Wiesbaden geschaffen – bewirbt nach eigenen Angaben Vorhaben, "die in der Ukraine oder auch in einem anderen Land humanitäre Hilfe leisten".

Man wolle die Möglichkeit von Spenden in einer Kryptowährung aufzeigen, so ein Vertreter der Initiative gegenüber Telepolis: "Daher können sich bei uns alle Projekte, die im Kryptobereich tätig sind und humanitäre Hilfe leisten, kostenfrei eintragen."

CryptoForUkraine wolle als Plattform für Kryptoprojekte fungieren, um Spendenaktionen für Hilfskampagnen zu initiieren, die Auswahl obliege den Spendern. Auch liege es am einzelnen Projekt, zu entscheiden, wo und wem es helfen wird.

Ein Werbefilm auf der Startseite zeigt unter anderem von medizinischen Hilfsorganisationen verwendete rote Kreuze und traurig schauende Smileys in den Nationalfarben der Ukraine. Beworben wird unter anderem ein Vorhaben der ukrainischen Regierung von Präsident Wolodymyr Selenskyj, das auf Spenden für Militärausrüstung abzielt.

Die wichtigsten Kryptowährungen (12 Bilder)

Bitcoin. Start: 2009. Marktanteil: 57,9 Prozent. Marktkapitalisierung: 197,855 Mrd. USD. Mining: SHA-256. Stand: Oktober 2020. Quelle: Wikipedia

Wie passt das mit den humanitären Zielen der Wiesbadener Initiative zusammen? Telepolis fragte bei Roman Engel, dem Gründer von CryptoForUkraine nach.

Herr Engel, warum das Projekt CryproForUkraine?

Roman Engel: Unser Ziel ist es, Menschen und Projekte schnell und unkompliziert zu unterstützen. Hier hat Krypto einen großen Vorteil gegenüber traditionellen Zahlungssystemen. Es kommt einfacher, schneller und günstiger an. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass ein Kryptonutzer lieber in Token bzw. Coins spendet als diese davor in Fiatwährung zu tauschen.

Was unterscheidet Ihr Vorhaben von den anderen zahlreichen Spendenprojekten?

Roman Engel: Wir sind ein Event-Aggregator: Jeder kann ein Projekt kostenfrei starten und wir selbst suchen nach Projekten, um diese auf der Plattform zu präsentieren. Wir sind ein Spende-Events-Verzeichnis.

Sie bezeichnen das Vorhaben als "dezentralisiert, entpolitisiert und direkt". Warum ist Ihnen das jeweils wichtig?

Roman Engel, Spätaussiedler aus Kasachstan, seit über 10 Jahren im Cryptobereich aktiv und Gründer von CryptoSpaceFleet, und der Plattform CryptoForUkraine

Roman Engel: Wir betrachten uns nicht als eine moralische Instanz. Jegliche Not braucht Hilfe und Unterstützung, unabhängig davon, woher diese kommt und an wen sie sich richtet.

Die Nutzer und die Spender entscheiden selbst, ob und wie sie helfen wollen. Der dezentrale Aspekt einer solchen Hilfe ermöglicht auch die beiden anderen genannten: Ohne Eingreifen zentraler Stellen entfällt die subjektive Kategorisierung des Unterfangens, so dass Projekte unabhängig ihrer politischen Motivation ("entpolitisiert") unsererseits beworben werden.

Und ohne die zentralisierten Strukturen traditioneller Zahlungssysteme erfolgt die Hilfe vom Spender direkt an die Person in Not, mit deutlich geringeren Gebühren und auf eine enorm beschleunigte Art und Weise.

Hinzu kommt selbstverständlich, dass sich unser Projekt keiner politischen Ideologie zuordnet. Unsere Arbeit erfolgt ohne ideologische Motivation und wird jedem Menschen auf der Welt angeboten.