Spezialeinsatz im Techno-Club: Wie gefährlich sind die Drogen?
Seite 3: Polizeiarbeit und Drogenkonsum: falscher Fokus
- Spezialeinsatz im Techno-Club: Wie gefährlich sind die Drogen?
- Irrationale Unterscheidungen in der Drogenpolitik
- Polizeiarbeit und Drogenkonsum: falscher Fokus
- Auf einer Seite lesen
Die Polizisten werden zum Beispiel freundschaftlich als Max und Leon vorgestellt. Max rutscht einmal das Wort "Gift" heraus, bevor er korrigiert: "Betäubungsmittel". Der Alkohol, den er wahrscheinlich auf einem der vielen bayerischen Volksfeste konsumiert, ist übrigens ein viel stärkeres Zellgift als viele der verbotenen Substanzen. Er wirkt im Gehirn – in geringen Mengen – vor allem über das GABA-System, in größeren über das Glutamat-System. So richtig hat man es noch nicht verstanden.
Was wäre das wohl für eine Welt, in der die Polizisten mit ihrem Hellen oder Weißbier an der einen Seite des Tisches säßen und ein paar Techno-Liebhaber mit Ecstasy auf der anderen – und am Ende gäbe man sich die Hände und ginge in Frieden nachhause, anstatt ewig dieses Räuber-und-Gendarm-Spiel zu spielen. Übrigens wäre die Wahrscheinlichkeit höher, dass an der Alkohol-Seite des Tisches die Fäuste fliegen, als an der Ecstasy-Seite. Das gilt ebenso für Cannabisprodukte.
Vergessen wir auch nicht, dass die Polizei nur wenige Jahrzehnte vorher auf Partys Razzien durchführte, wo sie Homosexuelle vermutete. In Parks oder Bahnhofstoiletten setzte sie mitunter sogar Lockvögel ein, um die Gesellschaft vor dieser "Bedrohung" zu schützen. Ich gehe davon aus, dass wir uns einmal sehr ähnlich über die strafrechtliche Verfolgung von Drogenkonsumenten wundern werden.
Vom gesellschaftlich finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk würde man sich etwas mehr Neutralität wünschen, anstatt die eigenen Vorurteile gegen Drogenkonsum in eine Dokumentation zu gießen. Das gilt umso mehr für eine Sendung mit dem Namen "Die Story: Kontrovers". Inwiefern die vom Bayerischen Rundfunk dokumentierte Polizeiarbeit nun "zu gefährlich für Streifenpolizisten" war, erschließt sich mir jedenfalls nicht.
Das gilt im Prinzip auch für die in der zweiten Hälfte dargestellten, angeblich gewaltbereiten Fußballfans des VFB Stuttgart, die zu einem Spiel gegen den FC Bayern München in die Landeshauptstadt an der Isar kamen. Deren Busse wurden schon auf der Autobahn abgefangen und dann mit Blaulicht zum Stadion eskortiert.
Einer der Fans äußerte sich etwas aggressiv gegenüber der Journalistin, dass er nicht gefilmt werden wolle. Dass er ihr gegenüber die Polizeibeamten als "Affen" bezeichnete, brachte ihm eine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung ein. Ein anderer Fan soll eine Zigarettenkippe in Richtung eines Polizisten geschnippt haben – er wurde festgenommen.
Nun sollte man allgemein Menschen weder beleidigen noch Zigarettenkippen auf sie schnippen. Polizeibeamte repräsentieren zudem die rechtsstaatliche Ordnung, die unsere Grund- und Freiheitsrechte sichert. In Kampfausrüstung, mit Bewaffnung und mehreren Schutzlagen aufzutreten und dann auf kleine Provokationen mit maximaler Härte zu reagieren, wirkt auf mich aber nicht gerade souverän.
Dieser Artikel erscheint ebenfalls im Blog "Menschen-Bilder" des Autors.