Standort Deutschland auf dem Abstellgleis: Vertreibt Vier-Tage-Woche Unternehmen?
Familienbetriebe verlagern ihre Produktion zunehmend von Deutschland ins Ausland. Ein Grund: die Forderung nach kürzeren Arbeitszeiten. Was ist dran?
Es steht nicht gut um den Standort Deutschland. Die Nachrichten, dass traditionsreiche Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern wollen, reißen nicht ab.
Fliehen Unternehmen vor Arbeitszeitforderungen?
Im Februar ließ Miele aufhorchen, als der Haushaltsgerätehersteller ankündigte, 700 Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern. Nun erwägt auch Stihl, bekannt als Weltmarktführer im Verkauf von Motorsägen, einen Teil seiner Produktion ins Ausland zu verlagern.
Das Unternehmen begründe dies unter anderem mit Forderungen der IG Metall, berichtet der Focus. Die Gewerkschaft möchte in der Metallindustrie die 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich durchsetzen. Der Beiratsvorsitzende Nikolas Stihl sagte demnach: "Diese Arbeitszeitverkürzung würde die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Standorts insgesamt nochmals deutlich schwächen".
Wie die Schweizer Arbeitszeit Deutschland den Rang abläuft
Die Produktion könnte in die Schweiz verlagert werden, hatte Stihl zuvor in einem Interview mit der Tagesschau erklärt. Der Standort Schweiz habe trotz höherer Löhne niedrigere Gesamtkosten als Deutschland.
Das liege an den höheren Abgaben und Steuern, die in der Bundesrepublik gezahlt werden müssten. Auch die Energiekosten seien in der Schweiz niedriger. Ein anderer wichtiger Grund dürfte sein, dass die Schweizer deutlich länger arbeiten als die Deutschen – es gibt dort die 42-Stunden-Woche.
Stihl ist ein fast 100 Jahre altes Familienunternehmen mit weltweit rund 20.500 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 5,5 Milliarden Euro. Dabei werden bereits 90 Prozent des Umsatzes außerhalb Deutschlands erzielt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, investiert das Unternehmen dem Focus-Bericht zufolge jährlich über 400 Millionen Euro.
Produktionskosten in Deutschland: Ein Hindernis für Unternehmen?
Ursprünglich wollte Stihl in Ludwigsburg die Produktion eines zentralen Teils der Motorsäge aufbauen: die Führungsschiene für die Kette. Dort hatte das Unternehmen bis 2018 einen Logistikstandort betrieben.
Das Unternehmen musste jedoch feststellen, dass die Umsetzung dieser Pläne deutlich teurer werden würde als erwartet, zusätzlich zu den hohen Energiekosten während des Betriebs. Daher prüft das Unternehmen nun alternative Standorte, darunter auch die Schweiz. Dort werden bereits die Sägeketten für den Weltmarkt produziert, und künftig könnte dort auch die gesamte Schneidgarnitur gefertigt werden.
Investitionen: Standort Deutschland unter Druck
Nikolaus Stihl zeigt sich seit Längerem besorgt über die Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschland. In einem Interview mit dem Handelsblatt sagte er: "Deutschland ist kein Selbstläufer mehr bei Investitionen, vor allem wegen der hohen Bürokratie".
Investitionen, die früher nach Deutschland geflossen seien, gingen heute zunehmend nach Osteuropa, in die USA oder nach Asien. Auf die schwindenden Investitionen in Deutschland hatte kürzlich auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hingewiesen.
Die IG Metall und die 32-Stunden-Woche: Es gibt auch Vorteile
Es ist allerdings fraglich, ob die Forderung der IG Metall nach einer 32-Stunden-Woche den Ausschlag für Investitionsentscheidungen geben wird. Zwar hat sich die Metallindustrie in der Vergangenheit ablehnend geäußert. In anderen Branchen sieht man aber auch die Vorteile, z. B. dass die Beschäftigten weniger krank und deutlich produktiver sind.
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