Starkregen und Extremwetter: Die Warnung vor neuen Rekordschäden

In Teilen Deutschlands drohen Starkregen und Überflutungen. Fridays for Future fürchtet derweil Angriffe auf den Klimaschutz. Wie hoch die Schäden schon jetzt sind.

Seit Donnerstagabend überschlagen sich die Unwetterwarnungen. Mehrere Medien warnen vor einer "neuen Jahrhundertflut" – die letzte liegt noch keine drei Jahre zurück.

Trotz Zunahme von Extremwetter: Rollback beim Klimaschutz?

Dazu passend – wenn auch schon länger geplant – hat die Fridays-for-Future-Bewegung erneut zum Klimastreik aufgerufen: In Deutschland soll an diesem Freitag in mehr als 90 Städten der Unterricht boykottiert werden. Mit den Protesten will die Bewegung auf einen "anti-ökologischen Rechtsruck" aufmerksam machen, der bei der Europawahl am 9. Juni drohe.

Frieda Egeling, Sprecherin von Fridays For Future Berlin, erklärte: "Während Überschwemmung, Wasserknappheit und Hitzewellen Hunderttausende in Europa bedrohen, schüren Rechtsextreme Ängste vor Klimaschutz und wollen Klimagesetze zurückdrehen." Proteste der Jugendbewegung sind auch in zwölf weiteren EU-Staaten angekündigt.

Folgen von Unwettern: Versicherungswirtschaft schlägt Alarm

Wie stark die Bedrohung heute schon ist, machte der "Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft" GDV in dieser Woche deutlich. Demnach sind im vergangenen Jahr durch Sturm, Hagel und Starkregen versicherte Schäden von 5,7 Milliarden Euro entstanden. "Das sind 1,7 Milliarden Euro mehr als im Jahr 2022", bilanzierte der GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen in Berlin.

Der bisherige registrierte Rekord lag dem Verband zufolge im Jahr 2021 mit 13,9 Milliarden – das Jahr des Hochwassers an Ahr, Erft oder der Weser.

Es geht bei dieser sogenannten "Naturgefahrenbilanz" ausschließlich um versicherte Schäden an Häusern und Hausrat, in Gewerbe- und Industriebetrieben und Kraftfahrzeugen. So kletterte 2023 der Schadendurchschnitt für Sturm- und Hagelschäden in der Kraftfahrtversicherung auf 4.100 Euro pro Fall, der dritthöchste Wert nach 1984 (4.700 Euro) und 2021 (4.300 Euro).

Schadenssummen in Milliardenhöhe

Schwere und teure Hagelschäden an Kraftfahrzeugen kosteten die Versicherungswirtschaft im vergangenen Jahr allein zwei Milliarden Euro. Besonders die Unwetter im Sommer 2023 und besonders in den Mittelgebirgen in Hessen und Bayern sowie am Alpenrand waren auffällig: Die Schadenssumme kletterte in Hessen auf insgesamt 890 Millionen Euro, in Bayern sogar auf zwei Milliarden.

Dazu kommen aber noch jene Schäden, die nicht von Versicherungen abgedeckt sind, Schäden in der Land- und Forstwirtschaft beispielsweise, an der Infrastruktur oder Wirtschaft. In Thüringen warnte in dieser Woche beispielsweise der landeseigene Thüringenforst, vor massiven Waldverlusten durch den Borkenkäfer.

Nach einem milden Winter treffe eine sehr hohe Population des Fraßschädlings auf durch den Klimawandel bereits geschädigte Fichtenbestände, zu befürchten seien daher Schadholzmengen wie im Vorjahr. 2023 waren allein im Thüringenforst rund drei Millionen Festmeter Schadholz angefallen, was einer Menge von rund zwei Millionen großer Fichten entspricht.

Mit 1,48 Grad Celsius lag die globale Oberflächentemperatur 2023 so hoch wie noch nie – weitere Studien bestätigten, dass extreme Wetterereignisse durch den menschengemachten Klimawandel wahrscheinlicher und heftiger werden.

Schwergewitter: Rekordschäden in Europa und Nordamerika

Das lässt sich auch an den weltweiten Schäden ablesen, die die Münchner Rückversicherung bilanzierte: "Schwergewitter in Nordamerika und Europa zerstörerisch wie nie".

Demnach betrug hier der Gesamtschaden 76 Milliarden US-Dollar (gut 70 Milliarden Euro), davon versichert waren 58 Milliarden Dollar.

"Bei höheren Temperaturen verdunstet mehr Wasser, und mit der zusätzlichen Feuchtigkeit steigt in der Atmosphäre die potenzielle Energie für starke Unwetter", erklärte Ernst Rauch, Chef-Klimatologe der Münchner Rück.

Nicht verwunderlich ist deshalb, dass der Deutsche Wetterdienst schon wieder vor Starkregen an diesem Wochenende warnt: Aktuell beträgt die Durchschnittstemperatur der Ozeane fast 21 Grad Celsius – so viel wie noch nie zum Ende eines Monats Mai seit Messbeginn.

Dauer- und Starkregen: Diese Mengen nennt der Wetterdienst

Es ist also viel Feuchtigkeit in der Atmosphäre, der Wetterdienst warnt vor "Dauer- bzw. Starkregen" mit Niederschlagsmengen zwischen 50 und 120 Litern pro Quadratmeter in 48 Stunden".

Nicht nur das: "Extremes Unwetter mit Mengen bis 150 Litern je Quadratmeter vor allem in einigen Staulagen der östlichen Mittelgebirge" seien nicht ausgeschlossen. Das wäre mehr Regen, als bei der Flutkatastrophe 2021 im Ahr- oder Erft herunterkam.

Könnte sein, dass die Klima-Aktivisten von Fridays for Future nach diesem Freitag örtlich mehr zu tun bekommen, als nur ihren Protest gegen einen Rechtsruck in der europäischen Politik zum Ausdruck zu bringen.

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