Stürmische Zeiten

Die Energie- und Klimawochenschau: Am 1. Juni beginnt die Hurrikan-Saison, die sich in den vergangenen Jahren mehrfach als Preistreiber beim Öl erwiesen hat

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die steigenden Ölpreise waren aus energiepolitischer Sicht sicherlich weltweit das Gesprächsthema der letzten Woche. Am Montag bewegten sie sich bei rund 133 US-Dollar pro 159-Liter-Fass und damit nur knapp unter dem Rekordhoch von etwas über 135 US-Dollar, das am Donnerstag erreicht worden war.

Der starke Preisauftrieb hat sicherlich viele Gründe, von denen Knappheit nicht der unwichtigste ist. Zu den anderen oft genannten tatsächlichen oder vermeintlichen Ursachen der Verteuerung gehört die Nachfrage in den Schwellenländern. Namentlich Indien und China müssen oft herhalten, um die Entwicklung an den Rohstoffbörsen zu erklären, und auch der Autor dieser Zeilen hat dieses Argument schon des öfteren bemüht.

Aber steigt der dortige Konsum tatsächlich so rasant, dass er Verknappung und Preisexplosion erklären könnte? Die Daten der US-Energie-Informationsagentur (EIA) geben Aufschluss: Die globale Produktion betrug 2004 83,12 Millionen Fass pro Tag und stagniert seit 2005 bei rund 84,6 Millionen Fass pro Tag. Fast ein Viertel davon wurde von den USA verbraucht, deren Anteil am Kuchen annähernd konstant 21 Millionen Fass pro Tag betrug.

China und die anderen Entwicklungsländer Asiens kamen hingegen 2007 zusammen nur auf einen Verbrauch von 16,36 Millionen Fass pro Tag. Seit 2005 hat sich in China der durchschnittliche Tagesverbrauch jährlich zwischen 0,3 und 0,48 Millionen Fass erhöht. Im restlichen Asien (ohne Japan und Südkorea) legte der Verbrauch in der gleichen Zeit jährlich zwischen 0,53 und 0,56 Millionen Fass pro Tag zu. Alles zusammen gerechnet haben die asiatischen Schwellenländer innerhalb von drei Jahren ihren Rohölverbrauch um 10,2 Prozent gesteigert, was angesichts des enormen Wirtschaftswachstums überraschend wenig ist. Fazit: Indien und China können beim besten Willen nicht für den Preisanstieg verantwortlich gemacht werden.

Nordatlantische Hurrikan-Saison beginnt

Kennen Sie Arthur, Bertha, Christobal, Dolly, Edouard, Fay, Gustav, Hanna, Ike, Josephine, Kyle, Laura, Marco, Nana, Omar, Paloma, Rene, Sally, Teddy, Vicky oder Wilfred? Nein? Aber demnächst. Das sind nämlich die Namen, die das Hurrikan-Komitee der Weltmeteorologie-Organisation für die diesjährige Saison im Atlantik festgelegt hat, und die beginnt am 1. Juni. Alle paar Jahre wiederholen sich die Namen, es sei denn sie werden aus dem Verkehr gezogen. So geschah es kürzlich mit Dean, Felix und Noel, denn so hatten im vergangenen Jahr einige besonders zerstörerische tropische Wirbelstürme geheißen.

Unterdessen streiten sich die Klimawissenschaftler weiter, ob Hurrikane nun in einem wärmeren Klima häufiger werden oder nicht. Die Verhältnisse sind nämlich nicht ganz so einfach, wie sie auf den ersten Blick scheinen: Verschiedene Bedingungen müssen erfüllt sein, damit sich tropische Wirbelstürme – vor den Küsten Chinas und Japans nennt man sie Taifune, anderswo tropische Zyklonen, im Nordatlantik Hurrikane – bilden können.

Tropische Zyklone "Gafilo" am 6. März 2004 vor der Nordspitze Madagaskars. Bild: WMO

Zum einen ist da die Wassertemperatur: Die obersten Schichten des Ozeans müssen mindestens 26 Grad warm sein, damit sich über ihm ein Wirbelsturm bilden kann. Bei den hohen Temperaturen ist die Luft sehr feucht, was für die Intensität des Sturms sehr wichtig ist Im Innern des Wirbels steigt sie auf, wobei sie sich abkühlt, da der Luftdruck mit der Höhe abnimmt. In der kühleren Luft kondensiert der Wasserdampf. Dadurch werden größere Mengen Wärmeenergie freigesetzt, die die umliegende Luft erwärmen, wodurch wiederum deren Auftrieb zunimmt. Der kondensierende Wasserdampf wird so zum wesentlichen Antrieb des Wirbelsturms. Aus genau diesem Grunde schwächen sich Hurrikane, Taifune und so weiter auch schnell ab, sobald sie auf Land treffen.

Bis hierhin kann man sich vorstellen, dass in einem wärmeren globalen Klima die Zahl und vor allem die Intensität der Hurrikane zunehmen werden. Die zweite Voraussetzung für das Entstehen von tropischen Wirbelstürmen könnte allerdings einen Strich durch diese Rechnung machen. Damit sich der Wirbel ausbilden kann und erhalten bleibt, darf die so genannte vertikale Windscherung nicht zu groß sein. Das heißt, wenn der Wind mit der Höhe zu sehr zunimmt, dann kann ein starker Wirbel gar nicht erst entstehen, weil jeder Ansatz auseinander gerissen wird. Das ist auch der Grund, weshalb im Südatlantik für gewöhnlich keine Hurrikane entstehen.

Hurrikan "Katrina" im August 2005. Bild: Nasa

Dort sind die Wassertemperaturen in Äquatornähe zwar durchaus mitunter hoch genug, aber die Windverhältnisse lassen das entstehen von Wirbeln nicht zu. Der Sturm "Catarina", der im März 2004 Brasiliens Süden traf, war die große Ausnahme. Für die Meteorologen des Landes kam er derart überraschend, dass sie ein paar Tagen brauchten, um zu akzeptieren, dass es sich tatsächlich um einen Hurrikan gehandelt hatte.

Jedenfalls haben in den vergangenen Jahren wiederholt Klimaforscher Arbeiten veröffentlicht, die zu dem Schluss kommen, dass auch über dem südlichen Nordatlantik die Hurrikan-Bedingungen in einem wärmeren Klima schlechter werden könnten. Zuletzt vertraten vor einigen Wochen Thomas Knutson und Kollegen vom Geophysical Fluid Dynamics Laboratory in Princeton, New Jersey in einem Brief an Nature Geoscience, dass bis zum Ende des Jahrhunderts in den verschiedene Erwärmungsszenarien die Zahl der Hurrikane eher abnehmen wird. Die Aussage gilt allerdings nur für den Nordatlantik und nicht die verschiedenen anderen tropischen und subtropischen Meere, über denen sich die zerstörerischen Wirbelstürme bilden können.

Außerdem sind die Modelle, mit denen die Autoren gerechnet haben, eigentlich viel zu grob, um Hurrikane richtig auflösen zu können. Bei Maschenweiten von 20 Kilometern können viele Eigenschaften und Prozesse nicht richtig abgebildet werden, da sie kleinräumiger sind. Rasmus Benestad und Michael Mann diskutieren das im Detail in einem Beitrag im Wissenschafts-Blog Realclimate.org und wiesen zugleich auf eine andere, weniger beachtet Studie hin, die zum gegenteiligen Ergebnis kommt, indem sie das Problem der zu geringen Modellauflösung umgeht.

US-Meteorologen rechnen für dieses Jahr mit Bedingungen, die die Hurrikan-Bildung mehr als sonst fördern: Warmes Wasser und östliche Winde in größeren Höhen über den Regionen, in denen die Wirbelstürme gewöhnlich entstehen. Bild: NOAA

Wie dem auch sei, in diesem Jahr wird es vermutlich über dem Atlantik etwas lebhafter als gewöhnlich zugehen. Angesichts des Saisonbeginns hat die US-amerikanische Ozeanografie- und Meteorolgie-Behörde NOAA Ende letzter Woche ihre Prognose für die kommenden Monate veröffentlicht. Danach rechnen die amtlichen Hurrikan-Forscher mit einer überdurchschnittlichen Aktivität. Sechs bis neun Hurrikane werden erwartet, wovon zwei bis fünf besonders schwer ausfallen werden.

Die Schäden der Hurrikane hängen allerdings wesentlich von ihren Bahnen ab, doch die sind langfristig nicht vorhersagbar. Für gewöhnlich entstehen sie etwas nördlich des Äquators zwischen Afrika und Lateinamerika und ziehen dann nach West-Nord-West oder auch nach Nord-West. Einige erreichen dabei nie die Küsten und werden also nur der Schifffahrt gefährlich. Im späteren Verlauf, wenn sie weiter nach Norden vorstoßen, biegen sie nach Nord-Ost ab. Im Rekordjahr 2005 traf mit "Vince" erstmalig seit Menschengedenken ein Hurrikan das europäische Festland.

Teure Untätigkeit

Von Samstag bis Montag haben sich in der japanischen Hafenstadt Kobe die Umweltminister der G-8-Statten getroffen, um über Klimaschutz zu beraten. Erwatungsgemäß konnte man sich nicht auf sinnvolle Ziele einigen, wie die Zeitung Internaional Herald Tribune berichtet. Die Minister sollten einen Beschluss für den G-8-Gipfel im Juli vorbereiten, doch hinaus kam nur das bereits im letzten Jahr formulierte Ziel, bis 2050 wolle man die Treibhausgasemissionen (Kohlendioxid und einige andere Gase) halbieren.

Das ist allerdings aus zwei Gründen vollkommen unzureichend. Zum einen werden zeitlich näher gelegene Ziele gebraucht, weil bereits in den nächsten zehn bis 15 Jahren mit der Reduktion der Emissionen begonnen werden muss. Zum anderen sagen Wissenschaftler seit langem, dass die globalen Emissionen bis 2050 halbiert werden müssen. Dazu müssten aber die Industriestaaten ihren Ausstoß um 80 bis 90 Prozent verringern.

Wieder einmal waren es vor allem die US-Vertreter, de gebremst haben. Mancher hofft nun auf den nächsten US-Präsidenten (siehe: Obama will mehr), während andere vorrechnen, wie teuer der Klimawandel die USA zu stehen kommen könnte. Wird ganz auf Klimaschutz verzichtet, dann könnten im Jahre 2100 die Schäden jährlich 3,6 Prozent des US-Bruttosozialprodukts betragen. In heutigen Werten wären das 3,8 Billionen US-Dollars.

Das hat eine Studie des National Resources Defense Council ergeben, deren ökonomische Modellierungen an den so genannten Stern-Bericht angelehnt wurden. Rund 12 Prozent der Kosten entstehen nach diesen Berechnungen allein aus Hurrikan-Schäden. Sollten Knutsond und Kollegen (siehe oben) recht behalten, dann wäre dieser Posten sicherlich deutlich kleiner.

Andererseits rechnen die Autoren mit den relativ moderaten Raten für den Meeresspiegelanstieg von maximal 60 Zentimeter, die der IPCC angibt. Schon das würde im Jahre 2100 zu jährlichen Verlusten von über 300 Milliarden US-Dollar führen. Einige US-Wissenschaftler sind allerdings der Meinung, dass der Meeresspiegel durchaus auch schneller und drastischer steigen könnte, je nach dem welche Überraschungen die Eisschilde auf Grönland und in der Westantarktis noch auf Lager haben. (Kommt alles noch viel schlimmer?) Auch für die USA mit ihren vielen Küstenstädten und flachen Küsten scheint also zu gelten, dass Untätigkeit extrem teuer werden wird.