Tech-Crashs an den Börsen: Naht das Ende des Wachstums?

Seite 2: Mark Zuckerbergs schwarzer Donnerstag

Noch schlechter erging es nun aber Facebooks Mutterkonzern Meta Platforms. Dieser hat sich erst vor Kurzem den neuen Namen gegeben, um sich als Marktführer im neuen "Metaverse" zu positionieren, der Zukunft der Virtuellen Realität.

Am vergangenen Mittwoch wurden nach Handelsschluss die neuen Quartalszahlen bekanntgegeben. Der Gewinn pro Aktie lag mit 3,67 US-Dollar leicht unter den Erwartungen (3,84 Dollar). Und der Umsatz für das vierte Quartal 2021 lag mit 33,7 Milliarden nur leicht über den Erwartungen.

Alles nicht so schlimm, könnte man meinen. Doch einerseits stagnieren die Nutzerzahlen, mit zurzeit "nur" rund 2,9 Milliarden monatlich aktiven Usern pro Monat. Und andererseits drückt die Konkurrenz auf die Gewinnmarge.

So wächst zurzeit TikTok mit seinen kurzen Filmchen rasant und drücken neue Privacy-Einstellungen von Apple die Gewinne im Werbebereich. Vergessen wir nicht, dass Facebook vor allem mit dem Verkauf individualisierter Werbung sein Geld verdient. Wenn das Unternehmen weniger über das Surfverhalten seiner Nutzer erfährt, kann es Werbung weniger gezielt platzieren.

Schon im nachbörslichen Handel am Mittwochabend befand sich die Meta-Aktie im freien Fall. Am Donnerstag vollendete sich dann der Crash: Innerhalb eines Tages fiel der Kurs von 323 US-Dollar um fast 30 Prozent auf 238 Dollar. An dem Tag wurden an der NASDAQ über 188 Millionen Anteilsscheine von Meta Platforms gehandelt, also über 40 Milliarden US-Dollar bewegt.

Damit hat das Unternehmen seit seinem Hoch vom 1. September 2021 bei rund 383 US-Dollar nun fast 40 Prozent seines Börsenwerts verloren. Allein am 3. Februar geht es um einen verlorenen Marktwert in Höhe von 232 Milliarden US-Dollar. Damit hat Mark Zuckerbergs Konzern Börsengeschichte geschrieben – im negativen Sinn.

Der junge Tech-Milliardär wandte sich darum am Donnerstag in einer Ansprache an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er soll eine Sonnenbrille getragen und dabei sogar Tränen in den Augen gehabt haben. Tatsächlich verlor Zuckerbergs Aktienpaket – er hält rund 13 Prozent der Anteile von Meta – innerhalb eines Tages fast 32 Milliarden US-Dollar an Wert.

Sein Unternehmen ist jetzt der größte Loser an den Aktienmärkten. Vielleicht war das für ihn schlimmer als der Wertverlust, denn für ihn persönlich bleiben ja immer noch genügend Milliarden übrig.

Der Facebook-Absturz zog in dem sowieso schon pessimistisch-ängstlichen Marktumfeld weitere Aktien mit ins Minus: Amazon, Netflix, Nvidia, PayPal, Texas Instruments, Zoom und viele andere verloren am Donnerstag deutlich an Wert.

Ausblick

Doch für manche Unternehmen ist das schon wieder Schnee von gestern. Jeff Bezos' Amazon meldete am Donnerstag nämlich nachbörslich hervorragende Zahlen. Auch Alphabet/Google überzeugte kürzlich seine Anleger mit starkem Wachstum. Sogar sein Videodienst YouTube wird nach so vielen Jahren immer noch populärer.

Der Börsenhandel gleicht – vor allem im Technologiebereich – zurzeit einer Achterbahnfahrt. Dabei erscheinen die Reaktionen der Anleger nicht immer rational. Doch gibt es eine realistische Alternative?

Steigende Zinsen machen es zwar den Wachstumsunternehmen schwerer. Doch selbst wenn man zum Jahresende in den USA einen Leitzins in Höhe von rund 1 bis 1,5 Prozent sehen dürfte, läge das wahrscheinlich immer noch deutlich unter der Inflation. Das heißt: Die Realzinsen bleiben bis auf Weiteres negativ.

Das drückt die Attraktivität von Staatsanleihen, jedenfalls bei Privatanlegern. Bestimmte Institutionen müssen aufgrund gesetzlicher Regeln einen Teil ihres Vermögens aber zur "Sicherheit" in solchen Anlageklassen vorhalten. Ein Schelm, wer denkt, dass die Staaten damit die Nachfrage an ihren Schuldpapieren stützen.

Als Alternative zu Wachstumswerten bleiben natürlich die eher etablierten Börsenunternehmen, die ihre treuen Anleger mit Dividendenausschüttungen belohnen: Wert statt Wachstum, "value" statt "growth". Dass deren Kursausschläge in der Regel kleiner sind, schont auch die Nerven der Anleger.

Und was scheint zurzeit ein "sicherer Hafen" zu sein, für diejenigen, die vor allem Angst vor Wertverlust haben? Die Kryptowerte sind es sicherlicht nicht. Diese sind zusammen mit den Tech-Werten seit November abgestürzt, auch wenn sich seit Ende Januar eine leichte Erholung abzeichnet.

Interessanterweise zeigt sich das Edelmetall Gold bisher wenig beeindruckt von den Turbulenzen: Es bewegt sich seit Monaten in dem Bereich zwischen 1.750 und 1.875 US-Dollar pro Feinunze hin und her.

Dabei ist der Goldhandel nicht nur vom Wert des US-Dollars, sondern auch von den Zinsen abhängig. Anders als Anleihen oder Aktien wirft Gold aber keine Zinsen oder Dividenden ab und daher ist allein sein Marktwert ausschlaggebend. Da die Realzinsen – also Leitzins minus Inflation – bis auf Weiteres negativ zu bleiben scheinen, sind die Anleger hier noch nicht in Panik ausgebrochen.

Eine Lehre lässt sich hieraus auch für die Diskussion um die Kapitaldeckung oder gar Privatisierung der Renten ziehen: Wer beispielsweise mit Aktien für später vorsorgen wollte und den Internetriesen Facebook beziehungsweise Meta für eine sichere Anlage hielt, hat nun innerhalb von rund einem halben Jahr 40 Prozent seiner Ersparnisse verloren.

Zum langfristigen Vermögensaufbau scheinen darum Indexzertifikate oder Exchange Traded Funds (ETFs) besser, da diese die Risiken verteilen. Doch der Crash Ende der 1980er in Japan zeigt, dass auch das keine Erfolgsgarantie ist: Der NIKKEI-Index hat sich nach über 30 Jahren immer noch nicht vollständig erholt.

Das Dilemma bleibt: Staatsanleihen finanzstarker Länden bleiben bis auf Weiteres, genauso wie das Sparguthaben auf dem Konto, wohl unter der Inflationsrate. Damit sinkt die Kaufkraft seines Geldes. Aktien-, Rohstoffe oder Kryptowerte bleiben Kursschwankungen ausgesetzt. Es dürfte auf die richtige Mischung ankommen.

Haftungsausschluss: Der Artikel dient nur zur allgemeinen Information. Weder der Autor noch die Redaktion können für die Folgen Ihrer Investitionsentscheidungen verantwortlich gemacht werden.

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