Telekom-Leiharbeiter: "Ausphasung" statt Festanstellung

Pläne von Union und SPD zur Begrenzung der Zeitarbeit könnten sich anders als geplant auswirken

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Die nächste Bundesregierung wird wahrscheinlich die Dauer von Zeitarbeitsverhältnissen begrenzen. Weil sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch führende SPD-Politiker entsprechende Willensbekundungen abgaben, geht es in den Koalitionsverhandlungen nur noch darum, ob die Maximaldauer 12 oder 24 Monate betragen soll. Dahinter steckt dass Ziel, dass Zeitarbeiter von Unternehmen fest angestellt werden sollen. Dass die Begrenzung auch andere Auswirkungen haben kann, zeigen aktuelle Medien- und Leserberichte zu Plänen der Telekom.

Die trennt sich derzeit in größerem Maßstab von Zeitarbeitskräften. Ein Telepolis-Leser und Telekom-Mitarbeiter aus Magdeburg vermutet anhand der Situation vor Ort, dass sich der Konzern darauf einstellt, dass Zeitarbeiter nur noch maximal ein Jahr beschäftigt werden. Ihm zufolge würden daraus folgende Kündigungen zwei Drittel der Mitarbeiter in seinem Team betreffen, weil die Telekom seit 2001 personalpolitisch sehr stark auf Zeitarbeitskräfte gesetzt hat, die teilweise mehr als 10 Jahre dort arbeiten. Zur Erledigung der weiterhin anfallenden Arbeit sollen dem Telekom-Mitarbeiter nach verstärkt Werkverträge mit dem Personaldienstleister Randstad geschlossen werden. Anderswo hört und liest man Gerüchte von einer Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Osteuropa.

Telekom-Konzernzentrale in Bonn. Foto: Qualle. Lizenz: CC BY-SA 3.0.

Bei der Telekom heißt es auf Anfrage von Telepolis dazu, dass man bei Zeitarbeitern nicht von "Entlassungen", sondern von "Ausphasungen" spreche, weil es lediglich um Verträge gehe, die nicht verlängert werden. Man habe bereits vor geraumer Zeit mit Vertretern der Gewerkschaft Verdi und anderen Sozialpartnern vereinbart, dass "Fremdpersonal zugunsten eigener Mitarbeiter verringert" werde. Ob das Unternehmen Zeitarbeiter beschäftigt, die schon über zehn Jahre für den Konzern arbeiten, will ein Sprecher unter Verweis auf den Datenschutz nicht sagen, räumt aber ein, dass es "Fälle gibt, in denen Leih- und Zeitarbeitskräfte auch über längere Zeiträume bei [der Telekom tätig] sind".

Dass durch die "Ausphasung" von Zeitarbeitern die Belastung für andere Beschäftigte steigt, wird verneint. Das Fremdpersonal, das die Telekom "für Lastspitzen und besondere Skills" weiterhin benötigt, will sie nach dem "sozialverträglichen Personalumbau" verstärkt durch "interne Umqualifizierung und Vermittlungsaktivitäten" der Beschäftigungsgesellschaft Vivento gewinnen. Dort sind 8100 ehemalige Beamte und Angestellte geparkt, die derzeit unter anderem in Callcentern eingesetzt und an Arbeitsagenturen verliehen werden. Ob die teilweise nur wenige Wochen dauernden Schulungen und Qualifikationsmaßnahmen für eine reibungslose Umstellung ausreichen, wird die Zukunft zeigen.

Einen von der Tageszeitung Die Welt kolportierten Trick, nach dem im Falle einer gesetzlichen Neuregelung Randstad mit anderen Personaldienstleistern wie Adecco Outsourcingverträge abschließen könnte, durch die sich Zeitarbeiter länger als ein oder zwei Jahre (und für deutlich weniger Gehalt) beschäftigen ließen, möchte die Telekom-Pressestelle nicht kommentieren und betont stattdessen, dass das Unternehmen den Ansatz "intern vor extern" verfolge und "möglichst viele Tätigkeiten mit eigenen Mitarbeitern verrichten" wolle.

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