Temperaturrekord 2016 und Trump ernennt Klimawandelleugner zum Chef der EPA

Seite 2: Erwärmung um ein Grad beeinflusst fast alle Ökosysteme

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Während sich Prognosen zu der zukünftigen Klimapolitik der Regierung Trump noch wie Kaffeesatzlesen anfühlen, ist die Klimawissenschaft mit ihren Aussagen sehr viel exakter. Zumal der Klimawandel kein Ereignis in der Zukunft mehr ist, sondern längst stattfindet.

Eine im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichte Studie legt die umfassenden Auswirkungen des Klimawandels auf die genetische Entwicklung, Arten und Ökosysteme dar. Mitgewirkt haben Forscherteams aus zehn Ländern. Bei einer heute registrierten durchschnittlichen Erderwärmung von einem Grad Celsius seit dem Beginn der Industrialisierung zeigen sich bereits Veränderungen in einem Großteil der ökologischen Prozesse, so die Wissenschaftler.

"Wir haben jetzt Beweise, dass mit nur rund einem Grad Celsius globaler Erwärmung bereits starke Einflüsse in natürlichen Systemen wahrgenommen werden", sagt Leitautor Brett Scheffers von der University of Florida. Von 94 analysierten Prozessen in Land- und Wasserökosystemen wiesen 82 Prozent Veränderungen auf. Die Körpergröße der meisten Arten schrumpfe als Anpassung an die höhere Temperatur. Weitere Veränderungen zeigen sich in Vegetationsperiode und Blütezeitpunkt von Pflanzen, im Verbreitungsgebiet einzelner Arten sowie dem Migrationsverhalten von Tieren.

Die vielfachen Veränderungen der Ökosysteme bedeuten auch ein zunehmendes Risiko für die Menschheit, von Ernteverlusten und abnehmenden Fischbeständen bis hin zur Ausbreitung von Krankheiten. Es sei wichtig, die Veränderung der Ökosysteme zu verstehen, um sich an sie anzupassen und ihre Auswirkungen auf Biodiversität und Ökosystemleistungen abzumildern.

Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit

Am Montag wurde in Marrakesch auch die Forschungsinitiative The Lancet Countdown vorgestellt, die die Auswirkung des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit verfolgen und analysieren will. Ergebnisse sollen jährlich in der Zeitschrift The Lancet veröffentlicht werden. Schon heute sterben täglich schätzungsweise 18.000 Menschen täglich an den Folgen von Luftverschmutzung.

2014 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO einen Bericht über den Einfluss des Klimawandels auf verschiedene Todesursachen in den 2030er wie 2050er Jahren vorgelegt. Zukünftig erhöhen könnten sich demnach hitzebedingte Todesfälle unter älteren Menschen, Todesfälle durch Überflutungen in Küstengebieten, tödliche Durchfallerkrankungen bei Kindern, Malaria und Dengue sowie Unterernährung. Neben der Klimaentwicklung spielt in allen Fällen allerdings auch die weitere sozioökonomische Entwicklung eine wichtige Rolle.

Auch beim Thema Gesundheit bleibt die Botschaft: Abschwächung und Anpassung sind die Gebote der Stunde. Nur genau bei der Anpassung an den Klimawandel hinkt die Staatengemeinschaft weit hinterher. Am stärksten vom Klimawandel betroffenen sind vor allem die ärmsten Staaten, die sich die Anpassung nicht leisten können. Außer der Frage, ob die 100 Milliarden Dollar jährlich im Klimaanpassungsfonds zusammenkommen und wie sie verteilt werden, stellt sich mittlerweile das Problem, dass die Summe kaum reichen wird. Bereits im Mai war im UNEP Adaption Gap Report zu lesen, dass die Kosten der Klimaanpassung sich bis 2030 auf 140 bis 300 Milliarden Dollar pro Jahr belaufen könnten, bis 2050 auf 280 bis 500 Milliarden Dollar.

Das Jahr 2016 wird wahrscheinlich wieder alle Temperaturrekorde brechen, meldet die World Meteorological Organisation. Die Jahrestemperatur wird aller Voraussicht nach 1,2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau liegen. In einigen Regionen der Welt lagen die Temperaturen sogar weit über dem langjährigen Durchschnitt, vor allem in den nördlichen Regionen Russlands, Alaskas und Kanadas. Im arktischen Teil Russlands waren die Temperaturen 6 bis 7 Grad höher als im langjährigen Mittel.