Terroranschlag in London?

Auf offener Straße inszenierten die beiden Täter einen grausamen Mord und provozierten die Polizei zum Schießen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In der John Wilson Street im Londoner Stadtteil Woolwich wurde in der Nähe einer Kaserne am Mittwoch ein Mann nachmittags auf offener Straße von einem Auto angefahren und dann von den Insassen mit einer Machete und einem Messer abgeschlachtet und getötet.

Offenbar haben die Täter, beides waren Schwarze, ihr Opfer auch noch enthauptet. Der Ermordete, den die Täter anschließend auf die Straße schleppten und dort liegen ließen, soll ein Soldat gewesen sein, der gerade seine Kaserne verlassen hatte. Einer der Täter sprach mit der Machete und einem Messer in der blutverschmierten Hand zu anwesenden Fußgängern: "Wir schwören beim allmächtigen Allah, dass wir niemals aufhören werden, euch zu bekämpfen." Und er soll die Passagiere in einem Bus aufgefordert haben, ein Foto von ihm zu machen.

Ein Video zeigt diese unglaubliche Rechtfertigung eines Mordes, der als Anschlag, als Propaganda der Tat, als öffentliches Schauspiel, ausgeführt wurde. Auf der Straße im Hintergrund liegt die Leiche. Lässig und scheinbar ohne Angst, jedenfalls kaltblütig und mitleidslos, als würde er unter Drogen stehen, kehrt der Mann im Video zu seinem Mittäter und dem Auto zurück, in dem beide gekommen waren.

Update: Wie bekannt wurde, ist dieser Mann der 28jährige Michael Olumide Adebolajo. Er ist als Kind nigerianischer Christen in Großbritannien zur Welt gekommen und soll sich vor 10 Jahren radikalisiert haben und zum Islam übergetreten sein. Zu der Zeit sollen sich seine Eltern geschieden haben. Er studierte an der Greenwich University. Bis 2011 war er bei der 2010 erneut verbotenen islamistischen Gruppe al-Muhajiroun oder anderen zu ihr gehörigen Organisationen, ist dann aber dort nicht mehr aufgetaucht.

Nach Zeugenberichten scheinen die Männer gezielt auf Aufmerksamkeit aus gewesen zu sein. Ohne Hektik blieben sie am Ort der Tat, die Polizei traf erst 20 Minuten später sein. Die Täter warteten so lange und liefen dann mit ihren Waffen auf die Polizisten zu, die auf sie schossen. Die Täter wurden ins Krankenhaus gebracht.

Die Polizei rief zur Ruhe auf und bezeichnete ebenso wie Regierungschef Cameron den Mord als terroristischen Anschlag. Der eine Mörder scheint dies auch zu rechtfertigen, wenn er seine Tat als Reaktion auf die Tötung von Muslimen rechtfertigt, die jeden Tag sterben: "Dieser britische Soldat ist ein Auge um Auge, ein Zahn um Zahn. Wir müssen sie bekämpfen. Ich bedauere, dass Frauen dies heute sehen mussten. Leute, ihr werdet nie sicher sein. Stürzt eure Regierung."

Eine seltsame Entschuldigung für eine völlig sinnlose, ja surrealistische Tat, die aber Angst und Schrecken verbreitet, wie dies auch ein Terroranschlag machen soll, weil der Krieg in Afghanistan und anderswo nun auch auf den Straßen Londons einzieht. Zumindest scheinen dies die Täter so sehen zu wollen. In Großbritannien wäre es der erste Terroranschlag seit den Selbstmordanschlägen im Jahr 2005.

In manchem erinnert der Mord an Arid Uka, der 2011 am Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten, die auf dem Weg nach Afghanistan waren, erschossen und zwei weitere schwer verletzt hatte. Es war nach Ansicht des Gerichts der erste islamistisch motivierte Terroranschlag in Deutschland, ausgeführt von einem Einzelgänger, einem "einsamen Wolf". Vor diesen warnen die Sicherbehörden schon lange (Amokläufer oder Terroristen?). Allerdings scheinen in London zwei junge Männer die Tat ausgeführt zu haben, was wiederum den Anschlägen in Boston gleicht. Die Täter in London versuchten gar nicht zu fliehen, sie versuchten, ihre Tat in einen Selbstmordanschlag - oder einen Amoklauf zu verwandeln-, indem sie provozierten, von den Polizisten erschossen zu werden. Märtyrer scheinen sie jedoch nicht zu werden, beide sollen nicht an ihren Wunden sterben, heißt es. Gut möglich, dass die dschihadistische Ideologie, mit der sie ihren grausamen Mord verbrämten, nur ein Deckmantel für eine verzweifelte Aufmerksamkeitstat war, um ihrem Leben einen fatalen Sinn zu geben.

Die Regierung hat die Sicherheitsmaßnahmen in ganz London erhöht. Regierungschef Cameron sagte, was man halt so sagt, dass man sich niemals dem Terror ergeben werde, Vizeregierungschef Clegg meinte, man stehe nun zusammen, Innenministerin May sprach von einem barbarischen Akt, der Muslim Council of Britain verurteilte die Tat scharf. Cameron brach seinen Besuch in Frankreich ab und rief einen Krisenstab ein. Für die Rechten von der English Defence League hingegen war der Mord ein gegebener Anlass, gegen Fremde und Muslime zu protestieren. Wir geben nicht auf, schrien sie, und "England, England". Zwei Männer wurden wegen Angriffe auf Moscheen festgenommen.