"Terrorism now comes in Stars and Stripes"

Seite 2: Innere und äußere Terroristen

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Nicht erst seit dem Anschlag in Oklahoma interessieren sich Filmmacher für den Terror von rechts. Bereits im Krimi Dead Bang (USA 1988) wird ein Neonazi-Mörder von Los Angeles nach Colorado verfolgt. In The Line Of Duty: The Twilight Murders (USA 1991) zeigt rechtsradikale, rassistische Terroristen, die sich in North Dakota paramilitärisch organisieren. Bei einer Schießerei tötet der Anführer zwei Polizeibeamte, doch die sympathisierenden Farmer halten ihm weiter die Treue.

Es scheint schwer zu sein, die "Verwandtschaft des inneren und des äußeren Terroristen zur Kenntnis zu nehmen" (Seeßlen/Metz 2002). Noch schwerer fällt der Blick auf eine andere Schnittmenge: "Delta-Force-Filme sind seit Jahren ein Trash-Genre für das rechte Publikum, in dem die Helden à la Chuck Norris oder Michael Dudikoff in der Welt der Terroristen und Amokläufer aufräumen." (Seeßlen/Metz 2002) - Möglicherweise ist es der Bush-Administration im Rahmen ihres "Antiterror-Krieges" gelungen, Energien der patriotischen Ultra-Amerikanisten auf ein äußeres Feindbild zu lenken und der zeitweiligen - antisemitisch motivierten - Solidarisierung mit militanten "Islamisten" Grenzen zu setzen. Der rechtsextremistische Terrorismus aus der eigenen Mitte war vor einem Jahrzehnt jedenfalls kaum noch ein Thema.

Ende der neunziger Jahre hat das US-Kino dem Problem jedoch noch reichlich Aufmerksamkeit geschenkt. Hakenkreuz-Skinheads in Venice Beach (Kalifornien) und der rassistische Mord an drei Afro-Amerikanern sind z.B. Thema in American History X (USA 1998). Ungewöhnlich ist die konstruktive Resozialisierungsperspektive dieses Films. Ähnliches wird uns in den nachfolgenden Beispielen nicht begegnen.

Totale Überwachungstechnologie und Milizenideologie

Diamondbacks (USA 1998) illustriert die Angst vor totaler Überwachung im Umkreis der Bürgermilizen: Die Weltraumbehörde NASA will einen neuen Nachrichtensatelliten in Umlauf bringen und damit die Vorreiterrolle der USA in moderner Kommunikationstechnik weiter vorantreiben. Die Mitglieder der Bürgermiliz "Diamondbacks" glauben jedoch, dass die Regierung dem Volk die Wahrheit vorenthält und dass der neue Satellit in Wirklichkeit "alle aufrechten Bürger, die es wagen, eine eigene Meinung zu haben", ausspionieren soll. Sie zünden zunächst eine Bombe im lokalen Gerichtsgebäude. Danach besetzen sie eine außen gelegene NASA-Station, um zu verhindern, dass der Satellit in die Erdumlaufbahn gelangt. Ein Gemetzel zwischen FBI und rechten Terroristen vereitelt am Ende diesen Plan.

Die Moderatorin des lokalen Hass-Radios ("Lady of Liberty") und der Sheriff gehören gleichermaßen zum Netz der "Diamondbacks". Die Vorstellungswelt der Milizionäre: Man hat die Helden ihres Heimatlandes zu Almosenempfängern gemacht, während die Bürokraten ein gutes Auskommen haben. Die Überwachungssysteme der Regierung sind der letzte Beweis dafür, dass die Macht nicht mehr beim Volk liegt. Nun sind sie bereit, im Gedenken an die Vorfahren ihr Leben für ein "freies Amerika" und für ihre Kinder zu opfern und dabei alle Macht einzusetzen, die ihnen der Allmächtige gegeben hat. Für seinen Widerstand beruft sich der Milizanführer auf die Verfassung der Vereinigten Staaten: "Ich berufe mich auf das Grundrecht, alles tun zu dürfen, damit mein Volk die Macht wieder zurückbekommt."

Ähnlich anspruchslos als Actionfilm gestaltet wie Diamondbacks, richtet Land Of The Free (USA 1998) von Jerry Jameson den Blick auf spezielle Ambitionen von Milizen-Ideologen: Der rechtsradikale Senatorenkandidat Carvell ist Anführer der Bewegung "Free America". Weite Kreise der Bevölkerung teilen seine "Ideale" und seine Thesen zu "Law and Order". (Das entsprechende Buch "Land of the Free" über Drogen, Kriminalität und Erziehung ist längst ein Bestseller.)

Eines Tages entdeckt Carvells bis dahin loyaler Wahlkampfleiter Jennings, dass die Wahlkampfgelder der Bewegung für den Aufbau eines breiten Netzes von paramilitärischen Gruppen missbraucht werden. Die "Northern Militia" soll der Bewegung "Free America" zur militärischen Machtübernahme verhelfen. Jennings offenbart sich dem FBI, doch dort gibt es einen Informanten der Rechtsradikalen. Nun ist sein Leben und das seiner Familie bedroht ... Während politisch motivierte Filme wie Bob Roberts (USA 1992) uns über die Ideologie der Rechten und ihre Beheimatung im republikanischen Spektrum aufklären, ist Land Of The Free nahezu inhaltsleer.