"Terrorism now comes in Stars and Stripes"

Seite 4: Weiße Herrenmenschen

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Wiederum ein Actionfilm der unteren Kategorie zeigt, wie Neonazis Zug um Zug eine Militärakademie in den Vereinigten Staaten unterwandern: Honor & Duty (The Substitute IV): Failure Is Not An Option (USA 2000). Sie stehen ein für "White Power" der "Herrenmenschen", hassen Schwarze, Multikultis oder Atheisten, verweigern den us-amerikanischen Teilnehmern des Zweiten Weltkriegs die Ehre und leugnen den "Holocaust". (Die deutschen Nazis seien nur in berechtigter Weise "gegen Juden, Zigeuner, Schwule und Degenerierte" vorgegangen.)

Die rechte Gruppe der "Werwölfe" übt sich nicht nur in verschwörerischen Ritualen, sondern unternimmt Terroranschläge auf eine "Minderheiten-Bank" und auf ein Kraftwerk. (An dieser Stelle durchbricht der triviale Titel ein Tabu, indem er die Verwundbarkeit der 103 us-amerikanischen Atomkraftwerke durch Terror zumindest aus der Bodenperspektive zeigt. Eine Flugzeugvariante bietet 2001 der Film Air Panic.) Der Geschichtslehrer der Militärakademie, ein verdienter Kriegsveteran, gewinnt Kadetten der Einrichtung für eine Gegentruppe, und nun werden die Nazis regelrecht zur Strecke gebracht.

Polizeistellen oder öffentliche Behörden, die man einschalten könnte, gibt es in Honor & Duty offenbar nicht. Wie in Diamondbacks, Land Of The Free und The Patriot<tk< (1998) werden Probleme mit rechten Milizen und Neonazis durch unerschrockene Einzelkämpfer, gnadenlose Gegengewalt oder Selbstjustiz gelöst. Über die Ideologie der Gegner erhält man in all diesen Titeln eher spärliche Auskünfte. Ihre Methoden werden im Kampf gegen sie weithin übernommen. In Militia führt die Antiterror-Force des US-Innenministeriums einen regelrechten Krieg, in dem sie Stützpunkte der Rechten bombardiert und dabei "Kollateralschäden" in Kauf nimmt. Behörden eines Rechtsstaates, die rechtsradikale Aktivitäten analysieren und dann polizeilich verfolgen, tauchen zumeist nicht auf. Ein Jahr nach der Oklahoma-Bombe, "im Jahre 1996 erhielten als Militia-Mitglieder auftretende FBI-Agenten von zwei Litauern Flugabwehrraketen und taktische Nuklearwaffen aus dem Bestand der ehemaligen Sowjetarmee zum Kauf angeboten." (Thomas Grumke 2002) Diese Nachricht greift ein halbes Jahrzehnt später der Terrorfilm The Sum Of All Fears<tk< (USA 2002) auf. Drahtzieher sind dort allerdings weltweit vernetzte Neonazis außerhalb der USA. Der Blockbuster bediente das "Anti-Terror-Paradigma" der Bush-Administration. Fortan wurde das "Böse" in einem Weltkrieg auf Raten in aller Welt bekämpft. Die faschistoiden Terrornetze in den eigenen Landesgrenzen waren hingegen bis auf weiteres kein Thema mehr.

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