Tierhaltung in Deutschland: Fakten, die jeder Verbraucher kennen sollte
In den vergangenen Jahren hat sich die Tierhaltung und -verarbeitung in Deutschland verändert. Entdecken Sie, was hinter Ihrem täglichen Fleischkonsum steckt!
Je wohlhabender sich ein Land fühlt, desto wählerischer kann es bei der Auswahl seiner Lebensmittel sein. Während früher das ganze Tier vom Verbraucher oder in seiner Nähe geschlachtet und verarbeitet wurde, hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren die industrielle Schlachtung weitgehend durchgesetzt.
Vor dem Hintergrund der EU-Hygienevorschriften haben viele kleine Metzgereien aufgegeben und beziehen ihr Fleisch und ihre Wurstwaren von Großschlachtereien und industriellen Fleischverarbeitern.
Tierhaltung in Deutschland: Zahlen und Fakten
Heute werden in Deutschland etwa 11 Millionen Rinder, 21 Millionen Schweine und über 173 Millionen Hühner, Puten, Enten und Gänse in landwirtschaftlichen Betrieben gehalten, die gefüttert und getränkt werden müssen.
Das Futter für die Tiere soll zu 95 Prozent in Deutschland angebaut werden, wofür knapp 60 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche benötigt werden. Andere Schätzungen gehen sogar von 70 Prozent aus.
Fleischanteil der Nutztiere geringer als erwartet
Ein Schwein wiegt bei der Schlachtung ca. 120 kg. Davon sind 62 kg Fleisch. Der Rest sind Knochen, Blut, Fett, Haut und Haare. Ein Teil davon kann noch als Nahrungsmittel verwendet werden. Der Rest, die sogenannten Schlachtnebenprodukte, findet in Industrie und Pharmazie Verwendung.
Aus der Bauchspeicheldrüse von Schweinen wird das für Diabetiker lebenswichtige Insulin gewonnen. Heparin, das lebensrettende Mittel zur Hemmung der Blutgerinnung, wird aus dem Schweinedarm gewonnen.
Bei Rindern ist der Verbrauch geringer. Von 575 kg Schlachtgewicht wird etwa ein Drittel, also rund 184 kg, in Form von Fleischprodukten verzehrt. Seit BSE ist der Anteil an verzehrbaren Innereien beim Rind deutlich zurückgegangen.
Gelatine: Ein Nebenprodukt der Fleischindustrie mit vielfältiger Verwendung
Aus Knochen, Haut und Sehnen von Schweinen und Rindern wird Gelatine gewonnen. Diese findet als Backzutat ebenso Verwendung wie in Shampoos, Medikamentenkapseln oder analogen Filmen und Fotopapier. Als Hauptbestandteil findet sich Gelatine in vielen Gummibärchen und zuckerreduzierten Fruchtaufstrichen, die von Veganern gemieden werden.
Während der kleine handwerkliche Metzger vor Ort traditionell noch bemüht ist, das ganze geschlachtete Tier in seinem Betrieb konventionell zu verwerten, werden in der industriellen Verarbeitung oft auch die letzten Fleischreste am Knochen als Separatorenfleisch in Wurst verarbeitet. Dies ist zwar kennzeichnungspflichtig, in der Praxis aber erst seit Kurzem nachweisbar.
Export von Fleischprodukten: Deutschland und der internationale Markt
Schweinefüße, -köpfe und -ohren sind zwar schmackhaft, aber in Deutschland nicht besonders beliebt und wurden daher lange Zeit nach China exportiert, wo eine große Nachfrage besteht.
Mit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Ostdeutschland hatte China, das selbst unter der Schweinepest leidet, die Importe aus Deutschland vorerst gestoppt. Bayerns Landwirtschaftsminister Aiwanger hatte daraufhin versucht, der chinesischen Seite zu vermitteln, dass bayerische Schweine nicht von der Afrikanischen Schweinepest betroffen seien.
Neue Wege in der Resteverwertung der Fleischindustrie
Für Tierreste, die nicht exportiert werden können und auch über den Separator nicht mehr verwertbar sind, hat sich in der industriellen Tierverarbeitung ein neuer Produktionszweig zur Resteverwertung entwickelt. Letztlich landen solche Reststoffe auch in Biokraftstoffen.
Futtermittelaufwand und Wasserbedarf in der Viehzucht
Während nur noch ein Viertel der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt wird und Deutschland mittlerweile 70 Prozent des verzehrten Gemüses importieren muss, steht auch der Futtermittelanbau in direkter Konkurrenz zum Anbau von Energiepflanzen.
Zudem werden Schweine und Hühner zunehmend mit importiertem Soja gefüttert, um die Mast zu beschleunigen. Das ist für die deutschen Mäster deutlich billiger als der Einsatz heimischer Eiweißpflanzen, in deren züchterische Weiterentwicklung schon lange nicht mehr investiert wird. In den Sojaanbaugebieten in Übersee wird in der Folge immer mehr Regenwald gerodet, was den Klimawandel weiter vorantreiben dürfte.
Der hohe Wasserverbrauch in der Fleischproduktion: Eine umweltbewusste Betrachtung
In 1 kg Rindfleisch stecken durchschnittlich 15.415 Liter Wasser, in 1 kg Schweinefleisch 5.988 Liter und in 1 kg Geflügelfleisch 4.325 Liter Wasser.
Eine Milchkuh, die 45 Liter Milch pro Tag gibt, hat einen Wasserbedarf von 125 Litern pro Tag. Ein Mastschwein benötigt während der Mast durchschnittlich 8 Liter Wasser pro Tag. Masthühner verbrauchen durchschnittlich 140 Liter Wasser pro Tag und 1.000 Tiere.
Nicht nur die großen Mengen an Trinkwasser sind ein Problem in der Massentierhaltung, sondern auch die Entsorgung der Gülle, die häufig das Grundwasser und damit wieder das Trinkwasser belastet.
Bewässerung für Futtermittelanbau
Neben dem direkt für die Tiere benötigten Wasser wird auch Wasser für den Futtermittelanbau benötigt. Wenn die Anbauflächen nicht künstlich bewässert werden, handelt es sich dabei um sogenanntes Grünwasser, das sich nicht im Grundwasser anreichert, sondern auf der Oberfläche und in den Pflanzen verbleibt.
Wird der Futtermittelanbau jedoch künstlich bewässert, geht dies zulasten des Grundwassers. In vielen Fällen wird heute mehr Grundwasser entnommen, als wasserrechtlich erlaubt ist und zudem beziehen sich die Entnahmerechte auf Grundwasserstände, die längst nicht mehr der Realität entsprechen.
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