Italien will Fleisch aus der Petrischale verbieten

Traditionelle Lebensmittel müssen in Italien geschützt werden. Dazu forciert die Regierung etwa ein Verbot von synthetisch hergestelltem Fleisch. Warum dieser Schritt?

Es scheint bei den italienischen Nationalisten eine besondere Vorliebe für Speisevorschriften zu geben. So geht das in den 1930er-Jahren erlassene Pastaverbot auf Mussolini und seine Partei zurück, die ihre Landsleute davor schützen wollten, zu viele Kohlehydrate zu sich zu nehmen.

Bei der aktuellen Regierung hat der Verband der landwirtschaftlichen Familienbetriebe Coldiretti offensichtlich erfolgreich lobbyiert und für einen Bann synthetisch erzeugter Lebensmittel einschließlich Fleisch gesorgt, bevor solche Produkte in Europa serienmäßig produziert und verzehrt werden können.

Dabei hat die italienische Landwirtschaft ganz andere Probleme. Beim Olivenöl erschweren die gestiegenen Energiepreise die Arbeit der Ölmühlen, nachdem in den vergangenen Jahren die Oliven-Fruchtfliege für Ernteausfälle gesorgt hatte und in diesem Jahr das Wetter für bis zu 50 Prozent Ernteausfälle.

Die in der Folge steigenden Preise locken Ölfälscher auf den Plan und deren Methoden werden immer besser.

Nicht nur beim Öl hat die italienische Mafia die Landwirtschaft fest im Griff. Auch beim berühmten Parmaschinken gibt es immer wieder Unregelmäßigkeiten. Parmaschinken darf nur in der Provinz Parma hergestellt werden, wo er seinen einzigartigen Geschmack entwickelt, doch die Rohstoffe, also die Schinken dürfen auch aus den Regionen Emilia-Romagna, Venetien, Lombardei, Piemont, Molise, Umbrien, Toskana, Marken, Abruzzen und Latium stammen.

Zugelassen sind jedoch nur bestimmte Rassen von sogenannten schweren Schweinen wie den traditionellen Rassen Large White, Landrace oder Dunroc. Es sind auch andere Rassen zugelassen, sofern sie im italienischen Zuchtbuch vermerkt sind. Die mindestens neun Monate alten Schweine sollten etwa 160 Kilogramm wiegen und nach speziellen Vorgaben gefüttert werden.

Vor wenigen Jahren waren nun mehrere Millionen als Parmaschinken bezeichnete Schinken in den Reifehallen auf den Hügeln von Langhirano aufgetaucht, die von Schweinen stammten, deren Mütter durch Samen dänischer Eber befruchtet worden waren.

Insgesamt war damals ein Drittel der Parmaschinkenproduktion eines Jahres plötzlich illegale Ware. Insgesamt wird der Wert der gefälschten italienischen Lebensmittel auf 120 Milliarden Euro geschätzt. Dabei handelt es sich nicht nur um aus China importiertes Tomatenmark, das von italienischen Tochterunternehmen chinesischer Hersteller vermarktet wird.

Diesen Entwicklungen möchte die italienische Regierung jetzt im Streit mit Brüssel einen Riegel vorschieben. Da der in Italien angebaute Hartweizen für die dortige Pastaproduktion nicht ausreicht, könnte die Pastaproduktion reduziert werden und die Pasta für viele Italiener zu teuer. Damit hätte sich Mussolini mit seiner Aversion gegen Pasta dann doch noch durchgesetzt.

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