Tierquälerei als Tierschutz

Niedersachsen zahlt Prämien, wenn Bauern die Schwänze ihrer Schweine nicht kupieren

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Unter "Kupieren" versteht man das Kürzen oder Abschneiden von Tierschwänzen. Das kann ästhetische Gründe haben - zum Beispiel bei Hunden. Aber auch Gesundheitliche - wie bei Schweinen.

Bei Schweinen werden die Schwänze bereits in den ersten Tagen nach dem Wurf gekürzt oder abgeschnitten, weil sich die Tiere während der Aufzucht ständig gegenseitig in die Ringel beißen. Man ersetzt also einen monatelangen stetig wiederkehrenden Schmerz, den die Tiere sich gegenseitig zufügen, gegen einen kurzen, der dazu führt, dass sie den Rest ihrer Aufzucht schmerzfrei verbringen. Davon profitiert auch der Züchter: Angebissene Ringelschwänze können sich bis ins Rückenmark entzünden, so dass Tiere verenden.

Porcus porco lupus est: Abgebissener Schweineschwanz. Foto: Dingar. Lizenz: Public Domain

Die EU verabschiedete trotzdem eine Richtlinie, die dieses Kupieren auch bei Ferkeln zur Ausnahme machen soll. Diese Richtlinie 2008/120/EG fordert in Anhang I, Kapitel I über Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen, dass "andere Maßnahmen zu treffen [sind], um Schwanzbeißen […] zu vermeiden".

In Niedersachsen hat man nun ein 28 Millionen Euro teures Programm aufgelegt, dass Bauern zusätzliche Subventionen verspricht, wenn sie weniger Ferkelschwänze kürzen. Die Förderbedingungen sehen vor, dass bei mindestens 70 Prozent der Tiere, für die das Geld beantragt wird, das Schwänzchen vorhanden sein muss. Die rot-grüne Landesregierung in Hannover argumentiert, die Bauern könnten die Ferkel vielleicht durch "Beschäftigungsmaterial " oder mehr Platz dazu bringen, dass sie sich nicht mehr gegenseitig in die Schwänze beißen. Damit experimentiert man seit langem - bislang allerdings ohne durchschlagenden Erfolg.

Dass die Methoden nicht funktionieren, muss allerdings nicht heißen, dass die niedersächsischen Bauen die Fördermillionen verfallen lassen: Die Summe reicht für 1,7 Millionen Schweine und könnte mit 16,50 Euro pro Tier bei den derzeitigen Schweinepreisen durchaus ein Anreiz sein, sich das Kupieren zu sparen und den möglichen Schaden durch das eine oder andere totgebissene Tier mit den Zusatzeinnahmen zu verrechnen. Leidtragende wären dann vor allem die Schweine - und die Steuerzahler.

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