Trotz Böller-Verbotszonen: Feuerwerks-Importe steigen weiter
In NRW übersteigen die Böller-Importe sogar das Vor-Corona-Niveau. Bundesweit ist dies nicht der Fall. Wo in diesem Jahr Verbote gelten.
In weniger als zwei Wochen knallt es wieder. Die Böller-Kontroverse um den Jahreswechsel ist eröffnet und Verbotszonen in Großstädten wurden bekanntgegeben. In Berlin dürfen in der Silvesternacht auf dem Alexanderplatz in Mitte, auf der Sonnenallee in Neukölln und im Steinmetzkiez in Schöneberg keine Feuerwerkskörper gezündet werden.
Böller-Verbotszonen in zahlreichen Städten
3.000 Einsatzkräfte der Polizei sollen in der deutschen Hauptstadt die Einhaltung der Regeln überwachen, gezielt "Gefährder" ansprechen und Platzverweise erteilen. Auch präventiver Gewahrsam sei möglich, kündigte Polizeipräsidentin Barbara Slowik Anfang der Woche laut einem Bericht des Berliner Kuriers an.
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In Hamburg sind Böllerverbotszonen auf dem Rathausmarkt und rund um die Binnenalster geplant. Nur sogenanntes Kleinfeuerwerk wie Wunderkerzen oder Knallerbsen ist hier laut einem NDR-Bericht auf den Straßen Jungfernstieg, Neuer Jungfernstieg, Lombardsbrücke, Ballindamm und Reesendamm sowie auf dem Rathausmarkt erlaubt.
In der bayerischen Landeshauptstadt München sei es bereits seit 2019 innerhalb des gesamten Mittleren Rings verboten, Böller zu zünden. Daran wird auch in diesem Jahr festgehalten, wie der Sender Antenne Bayern berichtet. Am Münchner Marienplatz, in der angrenzenden Fußgängerzone sowie am Viktualienmarkt gilt ein komplettes Feuerwerksverbot. Auch in weiteren bayerischen Städten wie Nürnberg, Augsburg, Regensburg und Würzburg wurden Verbotszonen bekanntgegeben.
Strafen bis zu 50.000 Euro für illegales Böllern
Die Stadt Köln gab bereits im November bekannt, dass rund um den Dom wie in den Vorjahren "ein Mitnahmeverbot von Feuerwerkskörpern aller Art" gelte. Das Abfeuern von Böllern trotz Verbot werde mit Geldstrafen von bis zu 50.000 Euro bestraft.
"Stadtweit gilt weiterhin: Feuerwerk darf nicht in der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen abgebrannt werden."
Trotz Kritik und Verbotszonen werden jedoch wieder mehr Böller nach Deutschland eingeführt. Von Januar bis September hätten sich die Einfuhren um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 25.900 Tonnen erhöht, teilte das Statistische Bundesamt im November mit. In den ersten drei Quartalen 2023 waren es noch 24.300 Tonnen gewesen.
Böllern vor und nach Corona
Das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 mit 29.800 Tonnen in den ersten drei Quartalen haben die Importe laut bundesweiter Statistik noch nicht wieder erreicht.
Im Land Nordrhein-Westfalen ist die Importmenge von Feuerwerkskörpern allerdings von Januar bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 56 Prozent gestiegen – und damit größer als vor den Corona-Maßnahmen. Dies teilte in dieser Woche das Statistische Landesamt mit.
Rund 10.600 Tonnen Feuerwerkskörper wurden demnach in den ersten drei Quartalen 2024 nach NRW importiert. Zu mehr als 98 Prozent (10.407 Tonnen) stammten sie aus China. Die restlichen Feuerwerkskörper wurden demnach aus der Schweiz und den Niederlanden importiert.
Wie in den meisten Vorjahren sei aber auch 2024 die Importsumme im dritten Quartal am höchsten. Mit einer Summe von 33,5 Millionen Euro macht das dritte Quartal demnach bisher rund 88 Prozent der gesamten Importsumme des Jahres 2024 aus.
Hohe Zustimmungswerte für Böllerverbote in Umfragen
Die Böller-Verkaufsverbote in den Corona-Jahren waren mit der Entlastung der Krankenhäuser begründet worden, da es erfahrungsgemäß jedes Jahr Schwerverletzte durch Feuerwerk in der Silvesternacht gibt.
Die Verletzungsgefahr ist neben Umweltaspekten und Lärmbelästigung auch in den Tagen vor und nach Silvester der Hauptgrund, warum viele Menschen in Deutschland ein generelles Böllerverbot begrüßen würden.
Laut Umfragen der letzten Jahre ist das Böllern zwar ein Massen-, aber kein klares Mehrheitsphänomen: In einer bundesweiten Umfrage der Verbraucherzentrale Brandenburg sprachen sich im vergangenen Jahr 59 Prozent entweder für ein generelles Verbot aus oder dafür, dass nur noch professionelles Feuerwerk zugelassen wird.
Eine Befragung des Senders NDR in der eigenen Community ergab eine Mehrheit von 60 Prozent für ein Verbot. Beim MDR lehnten dagegen 53 Prozent der Befragten ein Böllerverbot ab.