Trotz gut gefüllter Gasspeicher: Unsicherheit und Risiken in der Gasversorgung nehmen zu

Symbolische Darstellung von LNG-Tanks

Der Winter war mild und die Versorgung mit Erdgas sicher. Doch die Risiken nehmen wieder zu und Preise könnten steigen. Die Branche diskutiert mehrere Faktoren.

Deutschland und Europa sind aus Sicht der Gasversorgung gut durch den Winter gekommen. Nach der Heizsaison sind die Gasspeicher noch gut gefüllt und weisen die höchsten Bestände aller Zeiten auf, berichtet der Finanzdienst Bloomberg.

Zunehmende Risiken und Preisschwankungen in der Gasversorgung

Doch Branchenvertreter sehen keinen Grund, sich zurückzulehnen. Im Gegenteil: Die Risiken nehmen zu, Preisschwankungen, von denen Europa ein Jahr lang weitgehend verschont geblieben war, treten wieder auf, und die Preise tendieren derzeit wieder nach oben.

Unsicherheit über zukünftige Erdgaslieferungen aus Russland

Das liegt zum Beispiel an der Unsicherheit, ob auch im kommenden Jahr noch Erdgas aus Russland durch Pipelines nach Europa fließen wird. Während viele EU-Länder inzwischen Erdgas aus den USA, dem Nahen Osten oder Afrika importieren, beziehen Österreich und die Slowakei noch immer einen Großteil ihres Brennstoffs auf dem traditionellen Weg.

Dies könnte sich bald ändern und andere Quellen müssten erschlossen werden, um die fehlenden Mengen zu ersetzen. Der Grund für diese Veränderung liegt in der Ukraine. Ende 2024 läuft der Transitvertrag mit Russland aus und ein neues Abkommen wird von den Vertretern in Kiew ausgeschlossen.

Nachdem ein Vertreter der Ukraine dies kürzlich auf der Flame-Konferenz in Amsterdam wiederholt hat, sind sich Branchenvertreter unsicher, wie es weitergehen soll. Einige Händler möchten laut Bloomberg nicht ausschließen, dass der Transit fortgesetzt wird, andere sind weniger hoffnungsvoll. Es wird erwartet, dass die Volatilität am Markt allein aus diesem Grund wieder zunimmt.

Wetterprognosen und ihr Einfluss auf den Gasmarkt

Ein weiteres Problem ist das Wetter. Die letzten beiden Winter waren recht mild. Doch wie wird der kommende ausfallen? Laut Bloomberg sehen Branchenexperten eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass Europa von einem ungewöhnlich kalten Winter heimgesucht wird.

Asiens Wirtschaftsentwicklung beeinflusst globalen Gasmarkt

Wichtiger als die Wetterlage ist jedoch die wirtschaftliche Entwicklung in Asien. China hat im ersten Quartal 2024 rund 21 Prozent mehr Flüssigerdgas (LNG) importiert. Andere Märkte könnten folgen, zum Beispiel Thailand oder Ägypten.

Das hat den LNG-Preis am Spotmarkt für Lieferungen nach Asien bereits auf ein Dreimonatshoch getrieben. Vor einer Woche wurden hier 10,50 US-Dollar pro Million British Thermal Units (mmBtu) gezahlt, berichtet Reuters. Anfang März waren es noch 8,30 Dollar. Ein Plus von 26,5 Prozent.

Konflikte im Nahen Osten bedrohen Gaslieferungen

Eine entscheidende Rolle für den Preisanstieg spielen auch die Konflikte im Nahen Osten. Denn bei einer weiteren Eskalation könnten die Lieferungen aus Katar, dem drittgrößten LNG-Exporteur der Welt, unterbrochen werden.

Steigende Gaspreise würden nicht nur die Preise in Europa nach oben treiben, sondern hätten auch Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung asiatischer Länder. In der Vergangenheit haben Gaspreise von über 10 US-Dollar pro mmBtu dazu geführt, dass asiatische Importeure wie Indien ihre Käufe reduziert haben. Selbst China kaufte laut Reuters weniger auf dem Spotmarkt.