Trump pfeift auf G7 und Klimaschutz

Seite 2: Mal wieder Untergangszenarien

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"Stromnetz kurz vor dem Zusammenbruch", warnte letzte Woche der Berliner FAZ-Korrespondent Andreas Mihm, der schon seit längerem einen gewisse Faszination für Untergangszenarien pflegt.

Was war passiert? Hatte mal wieder eine AKW-Panne ein zweites AKW lahmgelegt? Oder E.on-Netzwerker sich beim Berechnen der Lasten vertan?

Nicht ganz. Netzbetreiber Amprion habe geklagt, dass sein Netz in den zurückliegenden Wintermonaten mitunter kurz vor dem Zusammenbruch gestanden habe. AKWs in Frankreich, Belgien und auch eines in Süddeutschland seien unerwartet ausgefallen. Die Speicherseen in den Alpen seien zudem besonders schlecht gefüllt gewesen. (In der Schweiz, berichtete seinerzeit die Badische Zeitung, sei der Niederschlag im Dezember 2016 der niedrigste seit mindestens 1864 gewesen.)

Ach ja, und dann kommt sie, die "Dunkelflaute". "Deutsche Betreiber von Windkraft- und Solaranlagen (hätten) wegen des dunklen und windarmen Winterwetters ('Dunkelflaute') zudem kaum Elektrizität ins Netz abgegeben", gibt Mihm die Erklärung des Technischen Geschäftsführers bei Amprion, Klaus Kleinekorte, wieder. Die 'Dunkelflaute' darf nie fehlen, wenn für den Netzausbau, wie in diesem Fall, oder den möglichst langen Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken die Werbetrommel gerührt wird.

Doch was ist dran an der Geschichte? In diesem Jahr war bisher der 24.1. mit 13,6 Prozent der Tag mit dem niedrigsten Anteil der Erneuerbaren an der Nettostromerzeugung. Im Dezember 2016 lag der an zwei Tagen erreichte niedrigste Stand bei 16,6 Prozent. Nicht gerade viel aber auch bei weitem kein Totalausfall. Sonst lag der Anteil des "sauberen" Stroms meist über - oft deutlich über - 20 Prozent. In der Spitze wurden am zweiten Weihnachtstag fast 70 Prozent erreicht, wie die Daten des Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) zeigen. Im Februar sank der Anteil an keinem einzigen Tag unter 20 Prozent der Nettostromproduktion.

Schwaches Argument "Dunkelflaute"

Unterm Strich ergibt sich folgendes: Altersschwache AKW sind mal wieder ausgefallen, weshalb das mit Strom heizende Frankreich überdurchschnittlich viel Strom in Deutschland eingekauft hat. Das ist nicht neu und solche Ereignisse werden sich in den nächsten Jahren angesichts der wachsenden Störanfälligkeit der Alt-Anlagen sicherlich häufen.

Es sei denn, es tritt der unwahrscheinliche Fall ein, dass Frankreich seine Wärmeversorgung nach dänischem Vorbild auf dezentralisierte kleine Blockheizkraftwerke umstellt, die die Energie wesentlich effizienter einsetzen. Aber es soll ja noch Wunder gegeben und der neue Präsident hat, siehe oben, behauptet, sich der Energiewende annehmen zu wollen. Schauen wir mal.

Was die Erneuerbaren angeht, so gab es im Januar in der Tat zwei Tage, den 8. und den 24. Januar, an denen Wind und Sonne durchschnittlich nur knapp zwei Gigawatt einspeisten. (Daneben gab es natürlich noch Strom aus Biogas- und Wasserkraftwerken.) Dennoch waren die besonders flexiblen Gaskraftwerke an diesen Tagen nicht einmal zur Hälfte ausgenutzt. Dabei sind sie eigentlich ganz gut im Land verteilt und auch insbesondere im Amprion-Gebiet zahlreich zu finden.

Gerade für dieses sollte daher die "Dunkelflaute" im übrigen weniger und nicht, wie in der FAZ behauptet, mehr Transportaufwand im Netz bedeuten. Andernfalls hätte nämlich viel Windstrom aus dem Norden bezogen und durchgeleitet werden müssen.

Amprion wurde 2003 als RWE-Transportnetz GmbH gegründet und gehört heute laut Wikipedia noch zu 35,1 Prozent der RWE. Das Unternehmen betreibt rund 11.000 Kilometer Höchstspannungsnetz in Teilen NRW, Hessens und Baden-Württembergs sowie im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Weitere rund 2000 Kilometer sollen in den nächsten Jahren hinzukommen oder ausgebaut werden, teilte Amprion am 8.6. in einer Pressemitteilung mit, die den Anstoß zur Schreckensmeldung der FAZ vom 9.6. gegeben haben dürfte.

Erneuerbare immer günstiger

Und zu guter Letzt die gute Nachricht der Woche. Offshore-Windkraft verbilligt sich weiter. Der dänische Anlagenhersteller Branchenpionier Vestas bietet künftig in Kooperation mit dem japanischen Unternehmen Mitsubishi Heavy Industries eine 9,5-MW-Anlage für den Betrieb auf See an. Das berichtet der Fachinformationsdienst IWR.

Eine Anlage laufe bereist in einem Offshore-Windpark vor der britischen Stadt Liverpool. Vergangene Woche wurde sie der Öffentlichkeit vorgestellt und soll demnächst auch nach Belgien verkauft werden. Eine einzige Anlage könne rechnerisch 8300 britische Haushalte versorgen, heißt es in einer Pressemitteilung von MHI Vestas, dem Joint Venture der Dänen und Japaner. Durch die größere Anlage könne Windstrom günstiger produziert werden. Angaben über die Kosten wurden allerdings nicht gemacht.

Der anhaltende Preisrückgang manifestiert sich auch in den neuesten globalen Ausbaudaten, über die IWR an anderer Stelle schreibt. Demnach hat die Leistung neu installierter Anlagen der erneuerbaren Energieträger im vergangenen trotz rückläufiger Investitionen um rund zehn Prozent zugelegt.

Während rund ein Fünftel weniger als im Vorjahr für die neuen Solar-, Wind-, Biogas- und kleinen Wasserkraftwerke ausgegeben wurde, gab es zugleich mit 161 Gigawatt Zubau einen neuen Rekord. Insgesamt speisten die Erneuerbaren weltweit inzwischen mit einer Leistung von über 2000 GW in die Netze ein, so IWR.