Trumps Space Command und der verdächtige russische Satellit Kosmos 2521
Nachdem Vizepräsident Pence die Sicherung der Vorherrschaft der USA im Weltraum beschworen hat, zieht das US-Außenministerium gleich eine mögliche russische Bedrohung heraus
Mitte Juni hatte US-Präsident Donald Trump den Aufbau einer Weltraum-Truppe als einer neuen eigenständigen Teilstreitkraft wie Heer, Marine, Luftwaffe, Coast Guard oder Marine Corps. Eigentlich hätte auch das Cyberkommando eine Teilstreitkraft werden sollen, aber das ließ sich doch nicht im Militär durchsetzen, so dass es nur ein Funktionalkommando neben wie SOCOM oder STRATCOM wurde(US-Cyberkommando steigt in der Pentagon-Hierarchie nach oben).
Jetzt also will Trump durchsetzen, dass das Space Command zur sechsten Teilstreitkraft wird, er sagte "separate but equal". Bislang dafür zuständig war die Luftwaffe, die auch auf das Cyberkommando Anspruch erhoben hatte. Allerdings muss der Kongress noch die Einrichtung billigen, in dem Widerstand gegen Trumps Projekt laut wird. Er hatte auf einer Veranstaltung am 4. August das Space Command noch einmal so begründet: "Schaut, es geschieht jetzt so viel im Weltraum. Ich spreche nicht nur über den Mars und den Mond, ich spreche über eine gewaltige Verteidigungs- und Offensivkapazität, die im Weltraum liegt, weswegen wir die Space Force einrichten werden."
Vizepräsident Mike Pence hatte am 9. August in seiner Rede klar gemacht, dass es um die Verteidigung der amerikanischen Vorherrschaft im Weltraum gehe. Damit soll gleichzeitig die amerikanische Wirtschaft geschützt und durch neue Techniken gefördert werden. Verbrämt wird das Vormachtsstreben - die USA sind auch in der Vergangenheit nie auf Vorschläge zu einem neuen Weltraumabkommen eingegangen, das eine Bewaffnung und einen Rüstungswettlauf verhindern sollte - durch blumige Worte, von denen man sich kaum vorstellen kann, dass sie von irgendjemanden ernst genommen werden:
Die Space Force der Vereinigten Staaten wird unsere Sicherheit stärken, unseren Wohlstand sichern und die amerikanischen Ideale in die grenzenlose Weite des Weltraums tragen. Obgleich auch andere Staaten zunehmend die Fähigkeit besitzen, im Weltraum zu operieren, teilen nicht alle unsere Verpflichtung zu Freiheit, zu Privateigentum und zur Herrschaft des Gesetzes. Wenn wir also die amerikanische Führung weiter in den Weltraum bringen, bringen wir auch Amerikas Verpflichtung zur Freiheit in diese neue Frontier.
Mike Pence
Aber es handelt sich selbstverständlich nur um die Freiheit Amerikas, nicht auch die der anderen Staaten. Schließlich ist der Weltraum nach Pence "bevölkert und feindlich" geworden. Vor allem Russland und China, aber auch der Iran und Nordkorea würden die "amerikanische Vorherrschaft" zu brechen versuchen. Sie haben nach Pence viele Jahre labg Waffen entwickelt, um die amerikanischen Navigations- und Kommunikationssatelliten durch elektronische Angriffe vom Boden aus zu stören oder untauglich zu machen. 2007 habe China eine "hochprovokative Demonstration" gemacht, indem eine Rakete einen alten Wettersatelliten abschoss (China testete Antisatellitenwaffe). Im Jahr darauf wurde mit einer SM-3-Abfangrakete vom Aegis-Zerstörer USS Lake Erie ein alter Spionagesatellit vor dem Eintritt in die Atmosphäre abgeschossen. Das sollte die Leistungskraft des Raketenabwehrsystems demonstrieren, aber auch, dass die USA ebenfalls fähig sind, Ziele in der Erdumlaufbahn zu zerstören ("The Cold War is over"). Letztlich geht die von Trump geplante Aufrüstung auf Vorhaben der frühen Präsidentschaft von George W. Bush zurück (Die nationale Sicherheit verlagert sich in den Weltraum).
Darauf ging Pence nicht ein, schließlich ist die amerikanische Vorherrschaft für ihn Ausgangspunkt, um die Aufrüstung im Weltall zu begründen und das so darzustellen, als würden die USA nur reagieren. So habe Russland einen Laser konzipiert, um "unser weltraumbasiertes System zu stören", und es behaupte, Raketen für Flugzeuge zu entwickeln, die amerikanische Satelliten zerstören können. Russland und China würden nicht nur Überschall-Raketen entwickeln, um das amerikanische Raketenabwehrsystem auszuschalten, sondern sie hätten auch "hochkomplizierte Aktivitäten" durchgeführt, mit denen Satelliten in großer Nähe der amerikanischen Satelliten bewegt werden können, was neue Gefahren beinhalte.
Der sich ungewöhnlich verhaltende russische Satellit
Und kurz nach der Rede und mancher Kritik an der Space Force wies Yleem Poblete vom US-Außenministerium, zuständig für Rüstungskontrolle, bei den Vereinten Nationen auf einen angeblich geheimnisvollen russischen Satelliten hin, der sich ungewöhnlich verhalte. Man wisse nicht sicher, was das ist, und es gebe keine Möglichkeit, das zu verifizieren: "Aber die russischen Absichten in Bezug auf diesen Satelliten sind unklar und offensichtlich eine sehr beunruhigende Entwicklung." Suggeriert wird, es handele sich um eine Antisatellitenwaffe (ASAT).
Nicht erwähnt wird, dass die USA mit SUMO (Spacecraft for the Unmanned Modification of Orbits) das Ziel verfolgen, gegnerische Satelliten aus dem Weg zu räumen. Unbekannt ist, welche militärischen Ziele das unbemannte Raumschiff X-37B verfolgt, das seit 2010 immer mal für Monate im Weltraum unterwegs ist. Zuletzt ist es im Seeptember 2017 gestartet und damit 340 Tage ununterbrochen im Weltraum. Und seit langem wird die Entwicklung anderer Weltraumwaffen verfolgt (Sicherung der militärischen Überlegenheit im Weltraum).
Der zur rechten Zeit offenbarte Satellit, dessen Aktivitäten eigentlich schon im Oktober beobachtet worden sein sollen, soll nicht nur das Aufrüstungsprogramm im Weltraum rechtfertigen, sondern auch Bemühungen Russlands abschmettern, ein Abkommen zum Verbot von Weltraumwaffen zuverfolgen, da doch Russland gerade solche Waffen entwickle, um Satelliten anzugreifen. Bezeichnet wird es als "space apparatus inspector", Fox News spricht von einem "Killer Satelliten" und übt sich in Bedrohungsszenarien: "Es ist klein. Es ist flink. Es macht über unseren Köpfen seltsame Dinge. Und Russlands neuer Kosmos 2521 Satellit hat das Potential, die Weltwirtschaft in die Knie zu zwingen."
Es handelt sich nach Angaben von NORAD um den kleinen Satelliten, der im Juni 2017 auch nach dem russischen Militär in eine Umlaufbahn gebracht wurde. Er wurde von dem größeren Satelliten Cosmos 2519 ausgesetzt. Dass gerade mit der Ankündigung des Space Command der "experimentelle Satellit" ins Spiel gebracht wird, der sich schon lange in der Umlaufbahn befindet, ist sicherlich kein Zufall, sondern soll die Notwendigkeit der Aufrüstung im Weltall legitiieren - und demonstriert erneut, dass Trump sich zwar mit Putin treffen mag, aber die amerikanische Sicherheitspolitik vor allem gegen Russland ausgerichtet ist.
Schon Ende 2014, als der Konflikt mit Russland eskaliert war, gab es bereits Aufregung über russische Satelliten. Beobachtet wurde, dass der Satellit Kosmos 2499 im Weltraum manövriert. Manövrierbare Satelliten werden auch von China und de USA entwickelt. Sie sind typisch dual use. Mit ihnen lassen sich andere Satelliten untersuchen und reparieren, sie könnten aber auch gegnerische Satelliten aus der Bahn schubsen oder funktionsunfähig machen.
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