Türkei greift in Syrien massiv Kurden an

Seite 2: Sterben und Töten für Erdogan

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Währenddessen wächst der Druck in der Türkei auf die AKP-Regierung, sich auch noch stärker im Irak militärisch einzumischen. Dort hat die türkische Armee bereits seit letztem Jahr ein Lager eingerichtet, um Anti-IS-Kämpfer auszubilden, vor allem aber, um den türkischen Einfluss sicherzustellen. Präsident Erdogan fordert die Beteiligung von türkischen Soldaten bei der Offensive auf Mosul und konnte schon durchsetzen, dass türkische Kampfflugzeuge eingesetzt werden können, was die Anti-IS-Koalition mit neuen Problemen konfrontieren könnte, wie jetzt im Afrin oder zuvor seitens Saudi-Arabien im Jemen zu sehen war.

Erdogan meldete auch einen türkischen Anspruch auf Mosul und Kirkuk an. Gerade hat der IS einen Entlastungsangriff auf Kirkuk durchgeführt, das seit 2014 von den Kurden kontrolliert wird, die den IS dort vertrieben hatten. Die IS-Kämpfer, gesprochen wird von "Schläferzellen", haben Außenbezirke eingenommen und sind am frühen Morgen auch in die Stadt eingedrungen. Es soll weiterhin heftig gekämpft werden. Der IS verkündet, größere Teile der Stadt eingenommen zu haben, die Peshmerga erklären hingegen, Angriffe abgewehrt zu haben und das Kraftwerk wieder zu kontrollieren.

Der Islamische Staat verbreitet Siegesmeldungen bei den Kämpfen um Kirkuk und Bilder von Männern, die bei Mosul dem IS Treue schwören sollen.

In der Türkei fordert die 2009 gegründete nationalistische osmanische Bewegung Ottoman Hearths die Regierung dazu auf, Milizen zu gründen, um sie in den Kampf um Mosul vor allem gegen die schiitischen Milizen zu schicken, aber sie auch in der Türkei gegen Feinde einzusetzen. Die Bewegung soll 2 Millionen Anhänger haben und beteiligt sich bei AKP-Aufmärschen mit weißen Gewändern, um zu demonstrieren, dass sie bereit ist, für die Partei und ihren Führer zu sterben. Auch nach dem gescheiterten Coup will sie eine wichtige Rolle gespielt haben. Im letzten Jahr wurden wiederholt Büros der kurdischen HDP von Mobs angegriffen, dahinter wird die Osmanische Bewegung vermutet.

Der Chef der Bewegung, Emin Canpolat, setzte gestern den Tweet ab: "Erdogan bedeutet die Nation. Man stirbt für Erdogan, man tötet für Erdogan. Diejenigen, die am 15. Juli versucht haben, dies zu testen, haben es selbst erfahren." Die türkische AKP-Regierung unterstützt die militante Osmanische Bewegung nicht offen, aber reagiert auch nicht auf die verbreiteten Botschaften, zu den Waffen zu greifen.

Der AKP-Bürgermeister von Ankara, Melih Gokcek, sprach allerdings kürzlich in einem Interview davon, dass es keinen Sinn mache zu verschwiegen, dass viele Türken sich mit Waffen ausrüsten: "Sie haben verstanden, dass die ganze Welt sich gegen uns verschwört. Glauben Sie, sie warten, dass ein Putsch geschieht und sie getötet werden?"