USA: Probleme mit der Wirklichkeit in Syrien

Seite 2: Hilfe aus Damaskus

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Wie es derzeit aussieht, so betont Heller mehrmals im Bericht, ist das Lager bei der Versorgung auf Hilfe aus Damaskus angewiesen. Dies wurde von den USA allerdings bislang verweigert, wie bei der russischen Nachrichtenagentur Tass zu erfahren ist. Laut der Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa hätten die USA den Zugang zum Lager für Hilfskonvois, welche die syrische Regierung und Hilfsorganisationen schicken wollten, abgelehnt. Die Meldung stammt vom 12. Oktober.

Hellers Schluss, den er aus der gegenwärtigen Situation zieht: Die USA, die das Gebiet - aufgrund eigener Ansprüche gegen den Willen der syrischen Regierung - kontrollieren, schaffen es nicht, ihren engsten Verbündeten an Ort und Stelle, nämlich Jordanien, dazu zu bewegen, notwendige humanitäre Hilfe zu leisten. Stattdessen sind sie nach Stand der Dinge darauf angewiesen, die syrische Regierung um Hilfe zu bitten.

Das lasse daran zweifeln, ob die USA tatsächlich einen Sinn für die Wirklichkeit in Syrien haben. Fakt sei, dass sie die Versorgung der Zehntausenden von Hilfsbedürftigen nicht schaffen.

In Ruknam gibt es Fakten, die nicht konform gehen mit den ambitionierten politischen Projekten. Sie sind für die Vereinigten Staaten offen gesagt peinlich. Niemand ist von einer unverletzlichen 55-Kilometer-Zone beeindruckt, die von der stärksten Armee der Welt verteidigt wird, die in der Wirklichkeit am Boden voll ist mit Tausenden von verarmten, abgemagerten Frauen und Kindern.

Sam Heller

Ähnliches Muster beim Partner Saudi-Arabien

Das ist zugespitzt - auch angesichts dessen, was Heller sonst über die Lagerinsassen schreibt -, trifft aber einen Kern. Ähnliches und noch sehr viel Drastischeres kann man auch zu den großen politischen Machtprojekten Saudi-Arabiens sagen. Im Jemen, wo das Land einen Krieg über Herrschaftsansprüche gegen den "Feind Iran" führt, droht 50.000 Kindern der Hungertod, wie der Independent kürzlich berichtete.

Über die Zahlen zur Katastrophe, für die Saudi-Arabien maßgeblich Verantwortung trägt - man hält an der Blockade fest trotz der Versuche der UN, Hilfslieferungen zu ermöglichen - kann man möglicherweise streiten, nicht aber über die Katastrophe selbst. Es zeigt sich ein Muster der Gnadenlosigkeit einerseits und des Scheiterns politischer Absichten andrerseits.

Beim Krieg im Jemen kann man nicht von einem militärischen Erfolg der Saudis sprechen. Auch an der anderen Front zur Ausweitung des eigenen Einflusses gegen Iran ist kein Erfolg zu vermelden: Die Hizbollah im Libanon zu entwaffnen oder zumindest ihren Einfluss und damit Irans einzudämmen, gelingt nicht.

Das "große Machtspiel" zeigt vor allem bittere Härten beim Umgang mit der Wirklichkeit, die sich nicht den eigenen Wünschen beugt.