USA bereiten sich auf Weltraumkrieg vor
Um die beanspruchte Überlegenheit über alle Gegner im Weltraum zu sichern, wurde das National Space Defense Center eingerichtet, um Gefahren für Weltraumsysteme zu entdecken und zu bekämpfen
Im April 2017 hatte Luftwaffengeneral John Hyten erklärt, dass das Joint Space Operations Center (JICSpOC ) der US-Luftwaffe umgetauft wird und nun National Space Defense Center (NSDC) heißt. Der aktuelle Hintergrund für die Umbenennung und damit einhergehende Aufwertung des Zentrums war vor allem der Konflikt mit Nordkorea, das 2016 zwei Atomwaffentests und zahlreiche Raketentests durchgeführt hatte. Ausschlaggebend dürfte der Raketentest im März 2017 gewesen sein. Nordkorea schoss vier Raketenmit einer mutmaßlichen Reichweite von 1000 km ab, drei davon sind in die 200-Meilen-Zone vor der japanischen Küste ins Meer gestürzt. In Planung war das Zentrum aber bereits seit 2015.
Die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley erklärte daraufhin, Verhandlungen mit Nordkorea seien zwecklos, es würden nun alle Optionen auf dem Tisch liegen. Das Pentagon begann daraufhin mit der Stationierung des Raketenabwehrsystems THAAD in Südkorea, trotz Protesten von China und Russland.
Das JSPOC war für das Strategische Kommando zuständig für die Beobachtung von Satelliten und Weltraumschrott. Das angeblich supergeheime NSDC auf dem Schriever-Luftwaffenstützpunkt arbeitet jetzt direkt mit den Geheimdiensten, insbesondere mit dem für Spionagesatelliten zuständigen National Reconnaissance Office (NRO), und dem Weltraumkommando der US-Luftwaffe, das als Unified Combatant Command dem Strategischen Kommando untersteht.
Aufgabe ist die Entdeckung, Warnung und Beschreibung von Gefahren für die militärischen Weltraumsysteme und deren Bekämpfung. Es handelt sich also um einen weiteren Schritt zur Militarisierung des Weltraums, da eine Bekämpfung gegnerischer Satelliten Antisatellitenwaffensysteme (ASAT) entweder in Form von Raketen, Weltraumdrohnen, Energiewaffen, Jammer oder Killersatelliten voraussetzt. Der Outer Space Treaty setzt zwar eine friedliche Nutzung des Weltraums voraus, verbietet aber nur die Stationierung von Waffen auf Himmelskörpern.
In den USA wurde seit Ende der 1990er Jahre von einem Pearl Harbour im Weltraum gewarnt (Pearl Harbor im Weltraum). Das führte zur Weiterentwicklung der unter Ronald Reagan angeschobenen Strategic Defense Initiative in Form des Raketenabwehrsystems NMD. Die Abfang- oder Killraketen Standard Missile 3 (SM-3) können nicht nur gegen Raketen eingesetzt werden, sondern mit ihnen ließen sich auch Satelliten abschießen. 2008 wurde dies mit dem Abschuss des funktionsunfähigen Spionagesatelliten USA-193 demonstriert, nachdem China kurz zuvor einen alten Wettersatelliten in einer Höhe von 800 km abgeschossen hatte (China testete Antisatellitenwaffe).
Neben Russland und China haben auch Nordkorea und Iran die Möglichkeit, mit Raketen womöglich Satelliten abzuschießen, was die vernetzte Kriegsführung des amerikanischen Militärs schwer behindern oder, wenn der Daten-, Navigations- und Kommunikationsfluss dadurch abbricht, praktisch unmöglich machen würde. Mit dem neuen Zentrum versucht das Pentagon, die Angriffs- und Abwehrkapazitäten im Weltraum zu verbessern. Nach einer Mitteilung der Luftwaffe von Ende Januar hat das Zentrum begonnen, seine Tätigkeit ununterbrochen aufzunehmen. In den Monaten zuvor war analysiert worden, welche Gefahren für die militärischen Satelliten bestehen und in War Games geübt worden, wie sich diese verteigen lassen. General Jay Raymond, der Kommandeur des Weltraumkommandos der Luftwaffe, bezeichnete dies als "bedeutenden Meilenstein".
Man habe jetzt das NSDC mit einem Personal von 230 Soldaten und Geheimdienstmitarbeitern von einem "Experiment zu einem funktionierenden 24/7/365 Operationszentrum gemacht, das auf den Schutz und die Verteidigung des Weltraums konzentriert ist." Das würde sofort das Lagebewusstein (situational awareness) erweitern und die Einsatzbereitschaft erhöhen, beides sei "absolut entscheidend für die Aufrechterhaltung der Überlegenheit im Weltraum". Um allen anderen Staaten überlegen zu sein, haben die USA auch immer abgelehnt, über Abkommen zu diskutieren, den Weltraum frei von Angriffswaffen zu halten. Das haben Russland und China wiederholt vorgeschlagen.
Aus dem NSDC wird eine hochgeheime Angelegenheit gemacht. Es würde sich hinter einem "gefängnisähnlichen Doppelzaun innerhalb der Sicherheitszone von Schriever" befinden, schreibt die Gazette. In Schriever werden die meisten Militärsatelliten kontrolliert, zudem die des GPS-Systems. Der Schriever-Luftwaffenstützpunkt ist bereits extrem gesichert und soll deswegen auch "Area 52" genannt werden. Der Leiter des Zentrums, Leutnant Todd Brost, versucht es noch weniger geheimnisvoller zu machen: "Das ist keine Einheit der Luftwaffe. Es ist nicht einmal wirklich eine Einheit des Verteidigungsministeriums." Früher sei der Weltraum von den USA beherrscht und eine "gutartige Umgebung" gewesen, das habe sich geändert, sagt Brost. Der Weltraum werde nun zunehmend bevölkert und gefährlich: "Die Bedrohungen unserer Weltraumsysteme sind nicht nur ein Problem im Weltraum."
Jetzt würden Soldaten des Weltraumkommandos neben Geheimdienstmitarbeitern sitzen, was auch bedeutet, dass es kein gemeinsames Kommando gibt, sondern eine zwischen Geheimdiensten und Militär geteilte Verantwortung. So etwas gäbe es sonst nirgendwo, meint Brost. Es habe aber keine Schwierigkeiten deswegen gegeben. Alle Mitarbeiter würden dieselben Ziele und dieselbe Vision teilen: "Wir haben am meisten zu verlieren, wenn ein Kampf sich in den Weltraum erweitert." Das Zentrum ist auch gegenüber den Gegnern die Warnung, dass die USA gerüstet sind, den Krieg in den Weltraum tragen wollen und daran festhalten, den Rüstungswettlauf im Weltraum voranzutreiben, um die Überlegenheit zu sichern.
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