Überwachungstürme für den Irak

Im Unterschied zu Drohnen kann so die Umgebung von Militäreinrichtungen unterbrechungslos und weiträumig beobachtet werden

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Seit zwei Jahren werden im Irak und in Afghanistan an den Militärlagern im Rahmen des RAID-Programms (Rapid Aerostat Initial Deployment) 30 Meter hohe Türme aufgebaut. Mit den Überwachungstürmen, ausgestattet mit Kameras, Radarsystemen, akustischen Sensoren und Infrarotkameras, sollen die Lager geschützt und verdächtige Bewegungen von möglichen Gegnern erkannt werden.

RAID-Türme. Bild: Raytheon

Bislang wurden bereits 200 solcher Türme errichtet. Ab 2003 wurde mit deren Aufbau begonnen. Daneben werden auch große, mit Helium gefüllte und wie Luftschiffe aussehende Ballons, die mit Kabeln am Boden oder an den Türmen befestigt sind, als Träger von Kameras zur Überwachung und mit Technik zur Daten- und Kommunikationsübertragung verwendet. Militärs sagen, dass im Unterschied zu Drohnen selbst Beschuss kein großes Problem darstelle, weil man die Löcher schnell flicken und die Ballons dann wieder in einer Höhe von bis zu mehreren Hundert Metern verankern kann.

RAID-Systeme haben gegenüber bemannten und unbemannten Flugzeugen den Vorteil, permanenten einen Bereich überwachen zu können, dessen Größe abhängt von der Turm- bzw. Flughöhe und natürlich dem Terrain. Daten können von den verbundenen Ballons abgerufen oder zwischen den Türmen gefunkt werden.

Für den Rüstungskonzern Raytheon, der den Auftrag zur Herstellung der RAID-Überwachungstürme und -Ballons für "elevated persistent surveillance" (EPS) an Land ziehen konnte, eine lukrative Sache. Gerade wurde wieder eine Bestellung vom Pentagon über 24 Millionen an den Konzern gegeben. Insgesamt fließen in das Programm, das Base Expeditionary Targeting and Surveillance Sensors-Combined (BETSS-C) genannt wird, 1,5 Milliarden US-Dollar, berichtete Defense News.

Kontrollstation für die Daten der RAID-Türme. Bild: Raytheon

Bereits 200 Garnisonen und Außenposten im Irak und in Afghanistan haben solche Türme, 300 weitere sollen in der nächsten Zeit errichtet werden. Bis Ende 2009 sollen alle in beiden Ländern stationierten Einheiten einen RAID-Turm besitzen. Die Ausstattung mit den Überwachungstürmen komme schon an zweiter Stelle nach der mit gepanzerten, gegen Minen geschützte Fahrzeugen, so Major Dave Buffaloe vom Army Asymmetric Warfare Office, der von den Möglichkeiten der RAID-Türme schwärmt.

Man habe eine 3D-Darstellung auf dem Monitor mit einer Menge von verbundenen Sensoren: Wenn man einen "Aufständischen" sehe, müsse man nur einmal klicken, um ein Zielfeld mit den genauen Koordinaten zu erhalten. Das könne man in einen Computer eingeben, um ihn mit Artillerie zu beschießen, die Daten dienen aber auch für den Beschuss aus der Luft, wenn Kampfflugzeuge oder Apache-Hubschrauber angefordert werden. Grundlage ist das Programm Terra Sight, das nicht nur die Bilder und Informationen von anderen Sensoren auf den Türmen sammelt, sondern diese auch mit den Informationen von Drohnen oder anderen Sensoren auf dem Boden verbindet und auf einer digitalen Karte darstellt.

Und natürlich lassen sich die aufgezeichneten Informationen auch zeitlich rückwärts durchgehen, um Situationen zu rekonstruieren oder nach Verdächtigen Ausschau zu halten. Das sei deswegen wichtig, weil das Verhalten von Aufständischen meist gar nicht verdächtig ist. Wenn man aber einmal Verdächtige zurückverfolgt, könne man beispielsweise die versteckte Straßenbombe oder die Bombenfabrik entdecken, meint Buffaloe.