Ukraine: "National-sozialistische Selbstorganisation" für alle Fälle
Seite 2: Finanzierung über Geschäftsleute
Die Sprecher der Nationalni Druschini behaupten, dass sich die neue Organisation nur aus Beiträgen der Mitglieder finanziert. Ihre neuen Anorak-Jacken im Splitter-Tarn hätten sich die ND-Mitglieder selbst gekauft. Doch Roman Tschernischow, Sprecher des Nationalen Korpus, einer von Asow-Führer Andrej Bilezki geführten Partei, erklärte gegenüber dem Hromadske Radio, dass die Nationalni Druschini sich über Spenden von Geschäftsleuten finanziert. Die Namen der Geschäftsleute wurden nicht genannt.
Zweifellos war der Marsch der neuen paramilitärischen Organisation am 28. Januar als Provokation geplant. Er sollte die Menschen in der Ukraine einschüchtern, die anderer Meinung sind wie die Nationalisten und Faschisten.
Wichtig für die Wirkung der Provokation war die mediale Aufbereitung. Das offizielle Video, professionell gemacht und in faschistischer Ästhetik, verstärkte noch einmal die Wirkung der Straßenaktion, die bei weitem nicht so bombastisch aussah wie im Werbe-Video.
Seit dem Brandanschlag und der anschließenden Stürmung des Gewerkschaftshauses von Odessa am 2. Mai 2014 ist klar geworden, dass die ukrainischen Rechtsradikalen bei den Menschen Angst und Ratlosigkeit erzeugen wollen. In Odessa ließen die rechten Angreifer bereitwillig zu, dass die brutalen Angriffe gegen die Menschen, die sich vor dem rechten Mob in das Gewerkschaftshaus geflüchtet hatten, von Video-Filmern in allen Details aufgenommen wurden (Video). Es gibt wohl weltweit keine einzige rechtsradikale Attacke, die so detailliert mit Videos dokumentiert wurde wie der Brand in Odessa.
Und es ist wohl auch keine Übertreibung wenn man sagt, dass die ukrainischen Nazis von der "Reichsprogromnacht" 1938 in Deutschland gelernt haben, nämlich, wie man mit nur wenig Gewaltbereiten Millionen Menschen in Angst und Schrecken versetzt und so zum Stillhalten zwingt.
Druckmittel gegenüber dem Westen
Angesichts der umherschwirrenden Gerüchte, wer nun hinter der Nationalni Druschini steht - etwa Innenminister Arsen Awakow? - sah sich dieser am 30. Januar veranlasst, persönlich Stellung zu nehmen. Wortgewaltig erklärte der Minister, es gäbe nur "ein Monopol der Gewalt - das ist das Staatsmonopol: Die nationale Polizei, die Nationalgarde, die Streitkräfte der Ukraine". Alle anderen paramilitärischen Vereinigungen seien "nicht gesetzlich". Auf die Frage von Journalisten, ob das Innenministerium mit der Nationali Druschini zusammenarbeiten werde, antwortete Awakow ausweichend, "das Ministerium arbeitet mit allen zusammen: Angefangen mit denen, die traurig und frierend vor der Werchowna Rada sitzen, bis hin zu denen, die in den Streitkräften dienen."
Viele wird Innenminister Awakow mit seiner Erklärung nicht überzeugt haben. Denn es ist bekannt, dass Awakow zahlreiche Rechtsradikale und ihre militärischen Einheiten in die Nationalgarde integriert hat. Wadim Trojan, ein ehemaliger Kommandeur des rechtsradikalen Asow-Bataillons, wurde stellvertretender Innenminister. Das Asow-Bataillon integrierte der Minister in die Nationalgarde. Da der Gründer und Leiter des Asow-Bataillons, Andre Bilezki, auch Gründer der Nationalni Druschini ist, scheint es naheliegend, dass der Innenminister auch hinter dem neuen Projekt Nationalni Druschini steckt.
Das regierungskritische Internet-Portal Strana.ua meinte, "entweder geht Bilezki (Gründer des ND, U.H.) schon seinen eigenen Weg, ohne den Schutz des Innenministers, oder Awakow tut nur so, als ob er an der Gründung der Straßen-Armee nicht beteiligt ist, aber in Wirklichkeit lenkt er den Prozess 'aus dem Schatten'".
Möglicherweise - so das Internet-Portal - nutze Awakow die Nationalni Druschini, um sowohl auf Präsident Poroschenko als auch auf den Westen Druck auszuüben. Die "Partei des Krieges" in der Ukraine könne so zeigen, dass in der Ukraine Niemand bereit ist zu Kompromissen mit Russland bezüglich des Minsker Abkommens.
Weiter schreibt Strana.ua, der Marsch durch Kiew habe wohl nicht zufällig zwei Tage nach einem Treffen zwischen den Ukraine-Beauftragten von Russland und den USA, Wladislaw Surkow und Kurz Volker, stattgefunden, bei denen angeblich eine Annäherung der Positionen erzielt wurde.