Umweltministerin fordert Tagebau-Moratorium
- Umweltministerin fordert Tagebau-Moratorium
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Die Energie- und Klimawochenschau: Von brennenden Wäldern und nützlichen Raubtieren, von Bürgerprotest und uneinsichtigen Konzernen sowie vom niederländischen Fracking und grenzüberschreitender Kritik
Waldbrände sind nicht gerade selten, wie Satellitenbilder zeigen, über die wir am Montag berichteten. Aber der Brand, der da letzte Woche südsüdwestlich von Berlin sich austobte, war seit langem der größte in der Region. Auf 400 Hektar, vier Quadratkilometern, stand Wald in Flammen. Insgesamt haben in Brandenburg in diesem Sommer etwas über 1.000 Hektar Wald gebrannt.
Auch am Montag waren noch rund 200 Feuerwehrleute im Einsatz, so die Berliner Morgenpost. Ein großes Problem sind nach wie vor alte Handgranaten und Munition aller Art im Waldboden. Einiges davon ist explodiert, aber anderes nur beschädigt und nun umso gefährlicher. Auch ein anderer alter Truppenübungsplatz ganz in der Nähe brennt derzeit auf 240 Hektaren. Das Feuer sei dort aber unter Kontrolle, berichtet der Sender RBB.
Waldumbau zu langsam
Zwei Dinge scheinen die Brände - über ihre unmittelbare Ursache gibt es noch keine Klarheit - vor allem begünstigt zu haben: Die große Dürre seit April, die zuletzt noch durch die Hitze verstärkt wurde, und die Tatsache, dass Brandenburgs Wälder immer noch zu einem großen Teil aus Kiefern bestehen und eher monokulturelle Wüsten sind.
Dabei ist der Waldumbau, der jetzt aus gegeben Anlass von verschiedenen Seiten gefordert wird, unter Fachleuten seit Jahrzehnten Thema.
Dabei ist es nicht so, dass in Brandenburg bisher nichts geschehen ist, um aus den monotonen für viele Tierarten unwirtlichen Kiefer-Forsten Laubmischwälder zu machen, wie sie für hiesige Breiten normal wären. 304 Millionen Euro sind zwischen 1990 und 2014 in dem waldreichen Bundesland für den Umbau ausgegeben worden, bilanzierte vor drei Jahren die Zeitschrift Forstpraxis.
Doch damit wurden gerade 75.000 Hektar umgestaltet. Insgesamt gibt es aber zwischen der Havel im Westen und der Oder im Osten 1,3 Millionen Hektar Wald. Das ist eine Fläche, die etwas mehr als eineinhalbmal so groß wie Berlin ist. Mehr als ein Drittel davon wartet noch immer darauf, in einen richtigen Wald umgewandelt zu werden.
Der Wolf als Waldschützer
Eine Voraussetzung für die erfolgreiche Aufzucht junger Bäume ist übrigens, dass es weniger Wildschäden gibt. Dafür müsste der Bestand des Schalenwildes klein gehalten werden. Insofern kommt die Ausbreitung des Wolfs sicherlich auch dem Wald zu Gute, denn oft genug sind die Wildbestände höher, als für den Wald gut ist.
Im Yellow-Stone-Nationalpark in den USA wurden mit der Wiedereinführung des Wolfs seit 1995 bemerkenswerte Erfahrungen gemacht. Hirsche wurden dezimiert und aus einigen Gebieten vom Wolf vertrieben, wodurch sich der Wald ausbreiten und viele andere Tiere profitieren konnten. Letztlich wurden wegen des stärkeren Bewuchses der Ufer sogar die Flüsse stabilisiert und die Erosion minimiert.
Allerdings lassen sich diese Erfahrungen kaum ohne weiteres auf Mitteleuropa übertragen, wie eine Studie zum Thema herausstreicht. In den hiesigen, dicht besiedelten Regionen, in denen der Wald und die Huftierpopulationen im hohen Maße von menschlichen Eingriffen abhängig sind, sind die Verhältnisse komplizierter.
Hier müssten Eingriffe in den Wald und Aktivitäten der Jäger auf die neuen Wolfsrudel und ihren Speisezettel abgestimmt werden, um ähnlich positive Effekte zu erzielen. Doch dazu wäre nicht nur erheblich mehr Akzeptanz bei Jägern und betroffener Bevölkerung, sondern auch mehr konkretes Wissen über die einzelnen Zusammenhänge vonnöten, und dahin dürfte es noch ein längerer Weg sein.
Weiter bangen im Hambacher Forst
Es gibt in Deutschland noch ein paar Wälder, die alt und im Vergleich zu vielen kommerzialisierten Monokulturen naturbelassen sind: der Hambacher Forst im Rheinland zum Beispiel, ein kleiner Restbestand eines einst imposanten alten Waldes. Doch dessen letzten Tage sind gezählt, wenn nicht noch ein kleines politisches Wunder passiert. RWE will den Wald roden lassen, um seinen dortigen Tagebau auszuweiten und weitere Braunkohle aus der Erde zu holen.
Entsprechend ist der Wald schon seit einigen Jahren einer der Brennpunkte des Protestes gegen die Tagebaue und die weitere Nutzung der Braunkohle. Letztere kann als besonders klimaschädlich gelten, weil bei ihrer Nutzung in den Kraftwerken pro erzeugter Kilowattstunde Strom mehr Treibhausgas CO2 freigesetzt werden als bei jedem anderen fossilen Brennstoff.
Der Wald wird daher schon seit sechs Jahren von Umweltschützern besetzt, die nun, wie letzte Woche berichtet, jederzeit mit einer Räumung rechnen. Ab dem 1. Oktober dürfte RWE mit den Rodungsarbeiten anfangen und könnte womöglich die Polizei schon vorher zur Räumung auffordern.
Am gestrigen Dienstag berichteten die Besetzer von einem seit fünf Tagen andauernden Polizeieinsatz, der am Dienstag zu einer Durchsuchung und Teilräumung eines Camps auf einer Wiese am Waldrand geführt habe. Der Forst sei zum Gefahrengebiet erklärt worden, so dass niemand von der Polizei hineingelassen werde.