Ungewollt schwanger durch Abnehmspritzen wie Ozempic und Wegovy?

Ozempic-Spritze gegen Fettleibigkeit

(Bild: Marc Bruxelle / Shutterstock.com)

Abnehmspritzen wie Ozempic und Wegovy sind weltweit beliebt. Nun häufen sich Berichte über ungewollte Schwangerschaften. Könnten die Medikamente schuld sein?

Die Schlankheits- und Diabetesmedikamente Ozempic und Wegovy sind weltweit bekannt. Für viele Menschen scheinen sie die einzige Hoffnung zu sein, lästige Pfunde loszuwerden und ein Stück Lebensqualität zurückzugewinnen.

Ozempic und Wegovy: Hoffnungsträger für Übergewichtige und Diabetiker

Doch damit nicht genug: Die Medikamente des dänischen Pharmariesen Novo Nordisk könnten auch bei anderen Krankheiten helfen – ebenso wie Mounjaro und Zepbound des Konkurrenten Ely Lilly.

Hinter den Namen Wegovy und Ozempic verbirgt sich der Wirkstoff Semaglutid. Er wurde kürzlich von der US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassen, um bei übergewichtigen oder fettleibigen Erwachsenen, die nicht an Diabetes leiden, das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten zu senken.

Das psychiatrische Zentrum Rigshospitalet der Universität Kopenhagen untersucht, ob der Wirkstoff helfen kann, den Alkoholkonsum bei Patienten mit diagnostizierter Alkoholabhängigkeit und Fettleibigkeit zu reduzieren.

Eli Lilly erforscht Tirzepatid bei Herz-, Nieren- und Lebererkrankungen

Eli Lilly testet den Wirkstoff Tirzepatid, der unter den Namen Mounjaro und Zepbound vertrieben wird, unter anderem bei Patienten mit Herzinsuffizienz. Auch der Einsatz bei Nieren- und Lebererkrankungen wird mit beiden Wirkstoffen getestet.

In den vergangenen Jahren entstand ein Hype um die Schlankheitsspritzen, begleitet von Berichten über schwerwiegende Nebenwirkungen. So steht der Wirkstoff Semaglutid im Verdacht, Selbstmordgedanken und entsprechendes Verhalten zu fördern.

Ungewollte Schwangerschaften: Möglicher Zusammenhang mit Schlankheitsspritzen

Nun berichtet das Fachmagazin Nature, dass vermutlich eine weitere schwerwiegende Nebenwirkung aufgetreten ist: Frauen berichten in sozialen Netzwerken von ungewollten Schwangerschaften und führen diese auf die neuen Medikamente zurück.

Einige Frauen berichten, dass sie trotz der Einnahme der Antibabypille schwanger geworden sind. Andere, bei denen zuvor Unfruchtbarkeit diagnostiziert worden war, berichten, dass sie nach der Behandlung mit dem Medikament schwanger wurden.

Die Wissenschaftler halten die Berichte laut Nature für plausibel. Sie haben mehrere Hypothesen, warum die Medikamente – die zur Gruppe der GLP-1-Agonisten gehören – die Fruchtbarkeit steigern, aber bis mehr Daten vorliegen, bleibt der genaue Mechanismus unbekannt.

"Wenn es um GLP-1 und Fruchtbarkeit und Schwangerschaft geht, befinden wir uns in einer datenfreien Zone", wird Beverly Tchang, Endokrinologin an der Weill Cornell Medicine in New York, zitiert.

GLP-1-Medikamente enthalten eine synthetische Version eines natürlich vorkommenden Hormons namens Glucagon-like Peptide 1, das nach dem Essen für ein Sättigungsgefühl sorgt. Das Medikament bindet an denselben Rezeptor wie das Hormon, wird aber langsamer abgebaut und unterdrückt den Appetit länger.

Steigende Nachfrage nach GLP-1-Medikamenten

Als GLP-1-Medikamente vor einigen Jahren in den USA für das Gewichtsmanagement zugelassen wurden, stieg die Nachfrage sprunghaft an. Auf Semaglutid folgte Tirzepatid, ein Medikament von Eli Lilly, das auf GLP-1-Rezeptoren in Kombination mit einem anderen Rezeptortyp wirkt.

Wissenschaftler gehen der Frage nach, ob GLP-1 mit unerwarteten Schwangerschaften in Zusammenhang stehen könnte. Übergewichtige und fettleibige Frauen leiden häufig unter Zyklusstörungen, die durch hormonelle Ungleichgewichte oder Entzündungen verursacht werden. Manchmal bleibt der Eisprung jahrelang aus und setzt erst nach einer Gewichtsabnahme wieder ein.

GLP-1-Rezeptoren und ihr Einfluss auf das Fortpflanzungssystem

"Das weibliche Fortpflanzungssystem ist sehr empfindlich und reagiert auf den Stoffwechsel, die Energiebilanz und die Ernährung", sagt Nicole Templeman, Zellbiologin an der Universität Victoria in Kanada, laut Nature.

Der durch GLP-1-Medikamente ausgelöste Gewichtsverlust könne bei einigen Frauen den regelmäßigen Eisprung wiederherstellen, so Templeman. Die Wirkung der Medikamente könnte aber auch über den Gewichtsverlust hinausgehen. "GLP-1-Rezeptoren haben ihre eigenen Auswirkungen auf das Fortpflanzungssystem, die unabhängig von einer Gewichtsabnahme zu sein scheinen.

Wechselwirkungen zwischen GLP-1-Medikamenten und oralen Verhütungsmitteln

Tatsächlich haben Menschen, die GLP-1-Medikamente einnehmen, von Schwangerschaften berichtet, obwohl sie orale Verhütungsmittel einnahmen. Eli Lilly, das Unternehmen, das Tirzepatid herstellt, rät Personen, die orale Verhütungsmittel einnehmen, vier Wochen nach Beginn der Einnahme von Tirzepatid oder bei Erhöhung der Dosis zusätzliche Verhütungsmethoden anzuwenden.

Ein Sprecher von Eli Lilly erklärte gegenüber Nature, dass das Unternehmen im Rahmen des üblichen Zulassungsverfahrens der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten untersucht habe.

Dabei wurde festgestellt, dass Tirzepatid die Aufnahme von oralen Verhütungsmitteln verändert und diese möglicherweise weniger wirksam macht. Der Wirkstoff habe die maximale Konzentration des Verhütungsmittels im Blut um etwa 66 Prozent reduziert. Eine wirksame Empfängnisverhütung wird dadurch wahrscheinlich unmöglich.