Unterschwellige Werbung im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf?

Das Wort Ratten taucht blitzartig in einem republikanischen Werbespot auf, der gegen Gore gerichtet ist

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Im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf scheint man einmal wieder die Idee der unterschwelligen Werbung hervorgezogen zu haben - oder ist wirklich nur alles ein dummer Zufall?. In einem Werbespot der Republikaner, der den Konkurrenten der Demokraten, Al Gore, kritisiert, blitzt jedenfalls kurz "rats" (Ratten) auf. Entdeckt haben das Mitarbeiter von Gore.

In Auftrag gegeben wurde der Werbespot nicht direkt für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Bush, sondern vom Republican National Committee for Bush. Allerdings stellte ihn eine Werbeagentur her, die eng mit Bush zusammen arbeitet und bislang an dessen Kampagne 22 Millionen Dollar verdient hat, ein Viertel der Gesamtausgaben.

In dem Werbespot kann man deutlich kurz das Wort "rats" aufleuchten sehen, während eine Sequenz, in der Gores Haltung zu verschreibungspflichtigen Medikamente kritisiert wird, ausgeblendet wird. Aus der Umgebung von Bush wird natürlich dementiert, so MSNBC, dass man subliminale Botschaften einsetzen wollte. "Es ist absurd zu denken, das wäre absichtlich geschehen", wird ein Vertrauter von Bush zitiert. "Das war ein Editierungsfehler." Im Spot entsteht "rats" zwischen dedn Textenstücken "The Gore Prescription" und "BUREAUCRATS DECIDE", so dass dies tatsächlich der Fall sein könnte.

Auch Alex Castellanos, der Werbeberater von Bush und Eigentümer von National Media, der Firma, die die Werbung hergestellt hat, wies jede Schuld von sich und betonte, es handele sich nur um einen Fehler. National Media preist auch gezielte Werbung an, beispielsweise nach Wohnort, Alter, Geschlecht, Einkommen "oder anderen Kriterien".

Bush versicherte, erst heute morgen von dem Werbespot erfahren zu haben, der auch gleich abgesetzt wurde und nicht mehr gezeigt werde: "Wir brauchen keine subliminalen Botschaften herzustellen, um mein Programm zu vermitteln." Das sei einer der seltsamsten Vorwürfe gegen seine Kampagne. Die Demokraten hingegen zeigen sich natürlich aufgebracht: "Wir haben so etwas bislang noch nicht gesehen", sagte etwa der Sprecher von Gore, Chris Lehane. "Der Werbespot spricht für sich selbst."

Die Werbespots von National Media haben schon früher zu Kontroversen geführt. So wurde etwa für den rechten Republikaner Jesse Helms 1990 ein umstrittener Werbespot produziert, in dem ein weißer Mann einen Brief zerreißt, indem stand, er habe einen Job nicht erhalten, weil er einem Bewerber einer Bevölkerungsminderheit gegeben wurde.

Und auch Bush ist erst letzte Woche in ein Fettnäpfchen getreten. Er hatte nicht bemerkt, dass sein Mikrofon eingeschaltet, als er beim Auftauchen des Journalisten Dick Cheney von der New York Times, der schon einige kritische Artikel über ihn verfasst hatte, bei einer Veranstaltung sagte: "There's Adam Clymer, major league asshole from the New York Times."

Der Vorwurf, mit subliminaler Werbung zu arbeiten, wurde erst unlängst gegenüber einem russischen Fernsehsender erhoben, der daraufhin erst einmal schließen musste (Subliminale Werbung - die geheime Verführung?). In den USA sind subliminale Botschaften nicht verboten, aber sie hatten, als die ersten Ende der 50er Jahre auftauchten, für einen erheblichen Wirbel gesorgt, der sich bis in die höchsten politische Kreise zog. Von Experten wird in aller Regel aber bestritten, dass unterschwellige Werbung wirklich funktioniert und zu Verhaltensänderungen führt.