Uschiglasiering oder Rumpelfüßler

Medienpreis "Pons Pons 2000" für kreative Wortschöpfer

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Die "Uschiglasierung" schreitet voran, überall herrscht in unserem Land der reine ,,Inder-Wahnsinn", veritable Prinzen verwandeln sich in "Welfenstilzchen", und während "Rudisten" und "Nichtarbeitslose" die neuen "Turboranten" besetzen, streicht die Süddeutsche Zeitung einem Kollegen eine von ihm erdachte Wortschöpfung und verwandelt den schönen Satz, dass die Staatssekretärin aus dem Bildungsministerium auf einer Expo-Veranstaltung "blablablahte" schnöde in: sie "schwafelte".

Damit diese Ignoranz bestraft und der phantasievolle Schreiber zurecht belohnt wird, wurde auch er mit dem diesjährigen Medienpreis "Pons Pons 2000" für kreative Wortschöpfer ausgezeichnet. Insgesamt erhielten 14 Journalisten und Autoren diese Ehrung, für die die Wörterbuch-Redaktion Pons im Stuttgarter Ernst Klett Verlag verantwortlich ist. Darunter auch mit Norbert Blüm ein Politiker, der in einem Interview seine jüngeren Kollegen gewarnt hatte, zu "Routineruinen" zu werden.

Sogar Franz Beckenbauer ist unter den Ausgezeichneten. Er muss sich den Preis allerdings mit einer Journalistin von Spiegel Online teilen. Er prägte angesichts des deutschen Kicker-Desasters im Sommer das neue Wort "Rumpelfußball", sie spann es konsequent weiter und entdeckte "Rumpelfüßler".

Die komplette Liste ist im Internet (samt Laudatio) veröffentlicht. Unser Favorit ist unter den bereits anfangs genannten die "Uschiglasierung". Ein Begriff, der zum ersten Mal in der Süddeutschen Zeitung auftauchte und der eine besondere Fähigkeit der Schauspielerin beschreibt: Wo Uschi Glas nämlich hinlächelt, da wächst kein Problem mehr. Und genauso vielsagend klingt das von einem "Focus"-Journalisten erfundene Wort "die Ewig Morgigen": gedacht für Leute, die penetrant den Fortschritt beschwören und dabei garantiert keinen Schnapsgestank verbreiten. Schnapsgestank jedoch war der FAZ offenbar zu unfein. Und so erdachte man als Alternative "Schnapsodeur" - das klingt richtig elegant und fein, und dafür gab's dann natürlich auch einen Preis.