Verkehrswende global: Äthiopien will keine Verbrenner mehr
Afrikanisches Land verbietet Import von kraftstoffbetriebenen Pkws. Umstieg auf E-Autos schwierig. Können die ehrgeizigen Pläne gelingen?
Als die Kraftstoffpreise in Äthiopien Anfang des Jahres in die Höhe schossen, entschieden sich eine ganze Menge Menschen in Äthiopien, ein Elektroauto zu kaufen. Das passt auch zu den neuen Bemühungen in Addis Abeba, benzin- und dieselbetriebene Fahrzeuge schrittweise abzuschaffen. Doch nur wenige Monate später stellt sich die drängende Frage, ob es die richtige Entscheidung war.
Die Hindernisse, die Fahrer von E-Autos in der Fünf-Millionen-Stadt überwinden müssen, sind erheblich. Das beginnt mit der unregelmäßigen Stromversorgung und reicht bis hin zur Knappheit an Ersatzteilen. Zudem ist der Wiederverkaufswert von Stromern schlecht
In diesem Licht erscheint auch die Entscheidung der Regierung fragwürdig, das ostafrikanische Land zum weltweit ersten zu machen, das den Import von Pkws mit Verbrennermotor verboten hat.
Abbau von Kraftstoffsubventionen
Diese Entscheidung entlastet einerseits den Staatshaushalt, aus dem bisher knappe Devisen zur Subventionierung von Kraftstoffen fließen. Wie Associated Press meldet, erhöhte die äthiopische Regierung Anfang November die Kraftstoffpreise um bis zu acht Prozent. Ziel ist es, alle Kraftstoffsubventionen schrittweise abzubauen.
Auch spiegelt diese Politik das wachsende Interesse an Elektrofahrzeugen wider, die dazu beitragen können, den Klimawandel zu bremsen. Und die Behörden haben einige Erfolge bei der Durchsetzung des Verbots von nicht elektrischen Fahrzeugen in Äthiopien behauptet.
Laut Xinhua wollte die äthiopische Regierung im Rahmen eines 10-Jahres-Plans bis 2030 zunächst rund 148.000 Elektroautos und 48.555 Elektrobusse importieren. Doch dieser Plan wurde bereits in den ersten beiden Jahren erreicht. Nun sollen es bis 2030 eine halbe Million Stromer werden. In Äthiopien gibt es derzeit schätzungsweise 1,2 Millionen Fahrzeuge.
Strom aus einem international umstrittenen Staudammprojekt
Bis 2030 soll auch der international umstrittene Great Ethiopian Renaissance Dam (Gerd), der den Blauen Nil staut, mit voller Kapazität Strom produzieren.
Geplant ist, dass das 4,2 Milliarden US-Dollar teure Projekt 5.000 Megawatt elektrische Energie liefert. Das entspricht der Leistung von fünf Großkraftwerken. Laut Le Monde beträgt die aktuelle Leistung 1.550 Megawatt.
Doch derzeit überwiegt die Skepsis, ob das Land seine ehrgeizigen Ziele für Elektrofahrzeuge ohne die dringend benötigte Infrastruktur und Dienstleistungen erreichen kann. Die wenigen Werkstätten, die defekte Elektroautos reparieren können, sind überfordert. Und der Mangel an Wettbewerb führt zu Wucherpreisen.
Es fehlen Werkzeuge, Ersatzteile und Know-how
Zudem fehlen vielen Fahrern noch die Kenntnisse darüber, wie sie solche Fahrzeuge pflegen müssen. Den Mechanikern fehlen Werkzeuge, Ersatzteile und das Know-how, um solche Autos zu reparieren. Deshalb stehen viele Elektrofahrzeuge jetzt in Garagen und Parkplätzen herum, bis dringend benötigte Teile aus China geliefert werden.
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Der äthiopische Minister für Verkehr, Bareo Hassen Bareo, sicherte gegenüber Associated Press zwar zu, dass die Regierung in öffentliche Ladestationen investieren werde. Zudem gibt es Pläne, ein Werk zur lokalen Produktion von EV-Batterien zu schaffen, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern.
Doch ob der praktischen Schwierigkeiten geben die ersten Fahrer ihre Stromer bereits wieder auf und der Gebrauchtwagenhandel mit benzinbetriebenen Fahrzeugen geht unvermindert weiter. Vollkommen unklar scheint zudem, wie die nötige Infrastruktur außerhalb der Hauptstadt geschaffen werden kann. 2022 hatten erst etwa 55 Prozent der Bevölkerung überhaupt Zugang zu Strom.