Vermeidbares Inferno?

Seite 2: Austerität und Feuerprävention

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Ein Dachverband europäischer Gewerkschaften, die European Federation of Public Service Unions (EPSU), beklagte sich schon 2012 bitterlich über die potenziell verheerenden Folgen, die das Berliner Spardiktat insbesondere für die Feuerbekämpfung auf der iberischen Halbinsel haben werde. Die Feuer in Spanien und Portugal werden durch die Austerität "verschlimmert", kritisierte die EPSU. Konkret nannten die Gewerkschaftler Kürzungen beim Personalbestand der Feuerwehren und den unzureichenden Materialersatz. Diese Kürzungen könnten "Sicherheitsrisiken und Probleme schaffen, die Arbeiter, Unternehmen und Bürger" der bedrohten Regionen gleichermaßen betreffen würden, prophezeite die EPSU.

Im Fall Portugals sind die Folgen des Austeritätsregimes immer noch evident - trotz der graduellen sozialdemokratischen Umorientierung der letzten Jahre. So hat das verarmte südeuropäische Land 2014 unter der konservativen Regierung nur 70 Millionen Euro für die Feuerbekämpfung und 20 Millionen Euro für die Feuerprävention aufbringen können - bei einem Militäretat von 2,1 Milliarden Euro.

Insbesondere die Kürzungen bei der Feuerprävention haben sich als verehrend erwiesen. Laut des 2005 verabschiedeten Nationalen Waldschutzplans sollten sich landesweit 500 Teams von Waldarbeiten der Feuerprävention widmen, doch konnten austeritätsbedingt nur 283 Teams tatsächlich aufgebaut werden. Die Kürzungen bei der Feuerwehr, den Rettungsdiensten und der Vorbeugung führen zu längeren Reaktionszeiten und zu größeren Risiken für Rettungskräfte und den betroffenen Bürger, klagte Fernando Curto, der Vorsitzende der portugiesischen Feuerwehrgewerkschaft ANBP, schon anlässlich der letzten Waldbrandsaison 2016. Die Feuerwehrleute müssten nun für das "Versagen der Prävention" geradestehen - in Dienstschichten von bis zu 24 Stunden und bei einem Stundenlohn von 1,87 Euro.

Fazit: Der gesellschaftliche Zerfall, angetrieben von der Weltkrise des Kapitals, manifestiert sich somit auch in der Katastrophenbekämpfung - und zwar in allen Gliedern der kausalen Kette. Die krisenbedingt zunehmende soziale Desintegration, die Schwächung selbst der wichtigsten gesellschaftlichen Infrastruktur, verstärken die Folgen von Naturkatastrophen, die in ihrer Intensität vom kapitalistischen Klimawandel immer weiter angefacht werden.

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