Von China lernen

Hurrikan "Andres", der als erster Hurrikane der Saison letzte Woche fernab der Küste über den östlichen Pazifik zog. Im Zentrum ist das charakteristische Auge des Sturms zu erkennen. Bild: NASA

Die Energie- und Klimawochenschau: Das Eis schrumpft, die G-7-Staaten drücken sich vor der Verantwortung und Greenpeace findet, sie sollten sich ein Beispiel an China nehmen

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Der Sommer hat noch nicht recht angefangen und das arktische Tauwetter eigentlich gerade erst begonnen, doch das Meereis auf dem arktischen Ozean ist bereits ziemlich löchrig. Um knapp eine Million Quadratkilometer ist seine Ausdehnung geringer als zu dieser Jahreszeit üblich.

Wobei das vielleicht der falsche Begriff ist, denn wenn alles im Fluss ist, ist es auch der Maßstab des Üblichen. Die erwähnte Anomalie ist relativ zum im Mittel der Jahre 1978 bis 2009, doch in diesem versteckt sich bereits der Rückgang der vergangenen Jahrzehnte. Noch in 1960er und 1970er Jahren ist die Eisfläche deutlich größer gewesen. Allerdings gibt es aus jener Zeit noch keine Satellitenbeobachtungen. Die Informationen stammen aus Beobachtung am Boden und sind daher bei weitem nicht so flächendeckend.

Die Grafik gibt die Satellitenmessungen der Eisbedeckung am Dienstag dieser Woche wieder. Bild Uni Bremen

Noch versperrt das Eis die arktischen Küstengewässer Kanadas und Russlands. Die Öffnung der Passagen zwischen Pazifik und Atlantik hat in den vergangenen Jahren regelmäßig für Schlagzeilen gesorgt. Aber sie wird, wenn überhaupt, nicht vor August erfolgen, wenn die Sonne schon längst wieder zu sinken beginnt und der lange arktische Tag sich seinem Ende nähert.

Für das Klima der Region viel wichtiger ist allerdings der frühe Eisrückgang. Letztlich geht es darum, wie viel Wasser ist über welchen Zeitraum unbedeckt. Davon hängt ab, wie viel Wärmeenergie in der Region von Ozean und Atmosphäre aufgenommen wird. Während das Eis im Sommer zwischen 60 und 70 Prozent der einfallenden Sonnenstrahlung reflektiert und direkt in den Weltraum zurück schickt, ist die Wasseroberfläche fast zu 100 Prozent durchlässig. Je mehr und je früher das Eis also während der Sommermonate taut, desto mehr und desto länger kann die Sonne das Meer ungehindert aufheizen, und zwar rund um die Uhr, denn nördlich des Polarkreises geht sie im Sommer nicht unter. Wir werden sehen, was der Sommer 2015 zu bieten hat. Im Augenblick sieht es ganz nach einem weitgehenden Rückzug der Eisbedeckung aus, aber vieles wird von den Winden und der Wolkendecke in den nächsten Wochen abhängen.

Derweil gibt es Lob von ungewohnter Seite für den Trachtenauflauf der G-7-Staaten im bayerischen Elmau (Nach Merkels Elmau-Show ist Scham angesagt). Bei "Germanwatch" sieht man das Ende des fossilen Zeitalters durch die Merkel und Obama eingeläutet und für den WWF kam mehr heraus, als erwartet, auch wenn es "noch zu wenig für den Planeten" ist.

Deutlich kritischere Töne kommen hingegen vom Bund für Umwelt und Naturschutz: Das Abschlusskommuniqué bleibe beim Klimaschutz weit hinter den Erfordernissen zurück, meint BUND-Vorsitzender Hubert Weiger: "Die G-7-Industrieländer sind für ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, der Ausstieg aus fossilen Energien wurde jedoch vertagt." Die erneute Ankündigung, die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius halten zu wollen, widerspreche dem tatsächlichen Handeln der G-7-Staaten.