Vorbereitung auf den nächsten Finanz-Crash
Seite 3: Unhaltbare Zustände in der Eurozone
- Vorbereitung auf den nächsten Finanz-Crash
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Einige Beobachter verweisen darauf, dass angesichts steigender Krisengefahren, auch im Eiltempo weiter an Maßnahmen gearbeitet wird, um "unhaltbare Zustände" in der Eurozone zu verlängern. So schreibt Gabor Steingart in seinem Morgenbriefing über das Treffen der Finanzminister, bei der eine "Einigung zur Reform der Währungsunion" vereinbart worden und "wichtige Entscheidungen in Richtung Vertiefung der Währungsunion getroffen worden" seien: "Das klingt nach europäischer Routine und wird von einem schläfrig gewordenen Brüsseler Pressekorps auch liebevoll so beschrieben."
Allerdings würden die "labilen Zustände in der Eurozone" nicht reformiert oder gar beseitigt, "sondern neue Mechanismen installiert und mit Geld ausgestattet, die genau diese labilen Zustände verlängern." Allein dürfte Steingart nicht mit der Einschätzung stehen, dass auch damit "nichts anderes als die organisatorische und finanzielle Vorbereitung auf den großen Ernstfall" getroffen werde:
Zusammenbruch der Anleihemärkte, die dann absehbaren Liquiditätsengpässe einiger Banken und damit einhergehend die Refinanzierungsschwierigkeiten jener Staaten, die schon heute auf immer neue Liquiditätsspritzen angewiesen sind.
Gabor Steingart
Man kann sich der Ansicht anschließen, dass sich der "perfekte Sturm" längst zusammenbraut, da 11 der 19 Eurozonen-Staaten schon den Stabilitätspakt verletzen. Es stimmt auch, dass die weltweite Verschuldung seit 2007 bis Ende 2017 um 42 Prozent gestiegen ist.
Der Schweizer Finanzprofessor Marc Chesney von der Universität Zürich weist auf die explodierten Schulden von Unternehmen hin. Natürlich werden Kreditgeschäfte dann zum großen Geschäft, wenn die Zinsen von den Notenbanken zur Stimulierung der Konjunktur auf immer neue Tiefstände geprügelt werden und Kredite fast nichts kosten.
Da nun aber in den USA die Zinsen wieder deutlich gestiegen sind, und nach Ansicht der FED weiter steigen sollen, steigt auch die Gefahr, dass Firmen ihre Schulden nicht mehr bedienen können. In den USA stehen die Unternehmen auf einem Schuldenberg von 9 Billionen US-Dollar. Das sei fast doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Chesney warnt deshalb, dass Kredite in "hohen Dosen" toxisch sind.
Doch der heutige Finanzsektor ist von dieser Droge abhängig.
Marc Chesney
Das große Risiko macht der Professor an der Universität Zürich dort aus, wo Kredite an Unternehmen vergeben wurden, die zum Zeitpunkt der Kreditvergabe schon knapp bei Kasse waren. Er beziffert diese unsicheren Unternehmenskredite weltweit auf 1,3 Billionen Dollar. Man habe aus der letzten Krise nichts gelernt, denn Kredite würden sogar ohne die üblichen Sicherheiten vergeben.
Die Folgen könnten erneut verheerend sein, ähnlich wie bei den verbrieften Hypothekenkrediten, die einen großen Anteil an der Finanzkrise ab 2008 hatten. Denn nun würden auch diese riskanten Firmenkredite wieder gebündelt und als neue Finanzprodukte verkauft.
"Wie vor zehn oder zwölf Jahren ist das System nicht nachhaltig und sogar instabil", resümiert Chesney und kommt zu einem ganz anderen Ergebnis, als meist verlautbart wird. Tatsächlich sind die Gefahren durch gestiegene Schulden weiter gestiegen, da zudem kaum etwas reguliert wurde. Nicht einmal eine geplante, ohnehin lächerliche Finanztransaktionssteuer zur Begrenzung gefährlicher Geschäfte, ist eingeführt worden.
Über diese Steuer auf Börsengeschäfte wird zwar alle Jahre wieder, wie auch jetzt mal wieder debattiert, wobei immer weiter abgespeckt wird. Trotz allem wird nie etwas daraus. Heutzutage kann, wegen dem Brexit, nicht einmal mehr die Standardausrede angeführt werden, die Briten würden blockieren.
Sogar die ehemalige Chefin der FED, die angesichts der Gefahren die Zinsnormalisierung eingeleitet hatte, kommt längst zum Ergebnis, dass die Lektionen aus der letzten Finanzkrise längst wieder in Vergessenheit geraten sind. Janet Yellen spricht von "gigantischen Löchern im System", warnt ebenfalls vor der enormen Verschuldung der Unternehmen und den Verbriefungen von schlechten Firmenkrediten. Und mit Chesney befürchten auch sie einen Flächenbrand, da die Zinsen derzeit steigen und sich auch die nächste Rezession bereits abzeichne.