Wahl in Schweden: Schwedendemokraten kurz vor dem Ziel
Seite 4: Was passiert nach dem 11. September?
Ob aufwendige Umfragen, Glaskugeln oder Kaffeesatz: Niemand kann aktuell voraussehen, welcher Block nach der Wahl die Mehrheit auf den 349 Plätzen im Parlament haben wird. Als relativ sicher darf aber gelten, dass es in Schweden weiterhin zwei Blöcke geben wird.
Eine "große Koalition" aus Sozialdemokraten und Moderaten ist vollkommen undenkbar. Die einzige, die sich das wünscht, ist die Zentrumsvorsitzende Annie Lööf. Als sicher darf außerdem gelten, dass die Zentrumspartei zumindest in der kommenden Wahlperiode sich nicht zurück zu ihren früheren Partnern aus der bürgerlichen Allianz bewegen wird.
Nicht, solange diese mit den Schwedendemokraten kooperieren. Annie Lööf hat sich deutlich gegen SD positioniert und sich aus Mangel an Alternativen bereits für Magdalena Andersson als zukünftige Regierungschefin ausgesprochen.
Lööf wird von rechts regelmäßig massiv angegangen. Vor kurzem wurde bekannt, dass sie auch geplantes Opfer eines Attentats bei Almedalen war, einer jährlichen Politikveranstaltung, an der alle teilnehmen können. Dort wurde die Psychiatrie-Koordinatorin des schwedischen Regionen, Ing-Marie Wieselgren, erstochen. Der mutmaßliche Täter wurde bei der Flucht von einem Passanten zu Fall gebracht und konnte festgenommen werden.
Über den Mann ist inzwischen bekannt, dass er psychische Probleme hat und eine Vergangenheit in der Neonazi-Organisation Nordiska Motstandsrörelsen (NMR) . Annie Lööf hätte kurz darauf in der Nähe des Tatorts eine Rede halten sollen. Laut Staatsanwaltschaft hat der Mann zugegeben, dass er auch sie ermorden wollte.
Annie Lööf ist aber nicht nur eine glühende Debatteurin gegen Rassismus, sondern auch eine glühende Verfechterin des Neoliberalismus. Damit ist sie auf Kollisionskurs mit der prinzipienfesten Linken-Vorsitzenden Nooshi Dadgostar.
Im Fall eines Wahlsiegs wird Magdalena Andersson es nicht einfach haben, die Ansprüche von beiden Seiten unter einen Hut zu bekommen. Auch Miljöpartiet wird Zugeständnisse haben wollen – falls sie nicht doch an der Vier-Prozent-Hürde scheitert.
Was auf Ulf Kristersson wartet, sollte sein Block gewinnen, ist aber nicht einfacher: Jimmie Åkesson will Einfluss, und je größer sein Vorsprung ist, desto teurer wird es für Kristersson. Und für alle, die SD nicht gefallen.