Wann und wo rettet der Einsatz von Atombomben Menschenleben?

Hier jedenfalls nicht: Artefakt aus Hiroshima nach dem Abwurf der US-Atombombe 1945. Bild: Soberch, CC BY-NC-SA 2.0

Themen des Tages: Warum Joseph Biden ein schlechter Gesprächspartner zum Thema Massenvernichtungswaffen ist. Warum wir über Impfschäden sprechen sollten. Und was Robert Habeck mit dem Geheimdienst zu schaffen hat.

Liebe Leserinnen und Leser,

1. "Don’t! Don’t Don’t", sagte US-Präsident Biden auf die Frage, was er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Einsatz atomarer Waffen raten würde. Das stimmt in der Sache natürlich, keine Frage. Dennoch möchte man dem unbeliebtesten US-Präsidenten dieser Zeiten gerne erwidern: "Don’t, don’t, don’t speak about weapons of mass destruction!" Warum, lesen Sie weiter unten.

2. Ein Interview von Telepolis zeigte an diesem Wochenende die ethischen Dilemmata der Corona-Impfkampagne auf – und wie Medien, Medizin und Politik im Umgang mit Menschen versagen, die nach der Impfung gesundheitliche Probleme haben.

3. Und Wirtschaftsminister Robert Habeck hat nicht nur Probleme mit den Arbeitern im brandenburgischen Schwedt, sondern auch mit den eigenen Leuten. Aber gegen die hat er sozusagen eine Geheimwaffe. Ob sie ihm hilft?

Doch der Reihe nach.

Wenn eine Atombombenmacht vor Atombomben warnt

Zu den Absurditäten des Krieges Russlands gegen die Ukraine zählt, wer als moralische Autorität auftritt – und anerkannt wird. Das hat sich am Freitag gezeigt, als US-Präsident Joseph Biden dem Sender CBS ein Interview gab, in dem er den russischen Aggressor in der Ukraine vor dem Einsatz taktischer Atomwaffen warnte.

Bidens verlangsamten Einlassungen wirkten mal wieder etwas seltsam; man kann sich nie sicher sein, ob seine Art bewusst pathetisch wirken soll oder eine Alterserscheinung ist – das ist ja nicht nur in den USA eine immer wieder aufflammende Debatte.

"Machen Sie das nicht, machen Sie das nicht, machen Sie das nicht. Es würde das Gesicht des Krieges verändern, wie nichts anderes seit dem Zweiten Weltkrieg", so Biden jedenfalls. Und da muss man ja jetzt schon noch einmal ein paar Worte dazu loswerden.

Die USA – Sie ahnen, was jetzt kommt – waren in der Geschichte der Menschheit und der modernen Kriegsführung die einzige Militärmacht, die jemals atomare Massenvernichtungswaffen eingesetzt hat: vor gut 77 Jahren auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. 100.000 Menschen waren sofort tot. Gut 130.000 Menschen starben infolge der US-Atombomben.

Und, ja, das ist lange her und ändert nichts an der Gefahr einer nuklearen Eskalation des Krieges in der Ukraine. Biden aber ist wirklich einer der Letzten, der Moskau in dieser Frage glaubhaft entgegentreten kann. Denn die USA haben sich bis heute nicht für den bewussten Einsatz der Atombomben auf die weitgehend zivile Infrastruktur Anfang August 1945 entschuldigt.

Selbst als Ex-Präsident Barack Obama Mitte 2015 in Hiroshima zu Gast war, hieß es aus Washington, seine Geste sei ausdrücklich nicht als Entschuldigung für den die Atombombeneinsätze gemeint. Er wolle vielmehr, dass die Welt Lehren aus Hiroshima zieht.

Hat sie aber eben nicht, und am wenigsten die USA, die seit Jahren neue Atomwaffen entwickeln, oder ihr geopolitischer Schlägertrupp namens Nato, die den Einsatz dieser Waffen ständig plant und ihre Mitglieder allen Rechtsbedenken zum Trotz dazu befähigt.

Im Irak setzte Washingtons "Koalition der Willigen" übrigens bis zu 2.000 Tonnen Uranmunition ein – mit bis heute verheerenden Folgen für die Menschen dort.

Was also, wenn Putin Atomwaffen mit dem Argument einsetzt, dadurch würde der Krieg verkürzt und "Millionen von Leben gerettet"? Und wenn die russischen Bomberpiloten den Einsatz Zeit ihres Lebens nicht bereuen?

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.