War die "Neue Welt" gar nicht so neu?
Seite 4: Diskurswaffen und Totschlagargumente
- War die "Neue Welt" gar nicht so neu?
- Reaktionen der Fachwelt
- Kein Interesse an europäischer Herkunft
- Diskurswaffen und Totschlagargumente
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Dass Forscher sich nicht mit unseriösen Theorien befassen wollen, ist einerseits nachvollziehbar. Doch wird es andererseits dadurch auch leicht, jegliche weitere unorthodoxe Theorie mit in diesen Topf der Esoteriker und Rassisten zu werfen. Diese ist dadurch von vornherein diskreditiert, über Argumente und Beweisführung muss dann nicht mehr geredet werden. Genau diese Diskurswaffen wurden auch gegen Giffhorn eingesetzt, bevor sein Buch der Fachwelt bekannt war.
Ähnlich aggressiv geht es hinter den Kulissen der Wikipedia zu. Diese Hintergrundkämpfe sind in den archivierten Diskussionsseiten und Versionsgeschichten der Online-Enzyklopädie im Gegensatz zu Machtkämpfen im sonstigen Leben aber vollständig einsehbar. Der Wikipedia-Artikel zu den Chachapoya fällt zum einen dadurch auf, dass Hans Giffhorns Forschungen darin mit Ausnahme zweier Fußnoten komplett ignoriert, genauer gesagt gezielt aussortiert werden (siehe die Versionsgeschichte des Artikels). Zum anderen ist beachtlich, dass die Diskussionsseite um ein Vielfaches länger ist als der Artikel selbst.
Offen einsehbare Machtkämpfe in der Wikipedia
An den Einträgen wird deutlich, wie stark die Enzyklopädie bei brisanten, strittigen oder politischen Themen an diesen Machtkämpfen krankt. Individuelle Wertungen und persönliche Abneigungen Einzelner höchst aktiver Wikipedianer strukturieren solche Artikel offensichtlich viel mehr als ein sachliches Streben nach Vollständigkeit.
In der Wikipedia-Diskussion benutzen die Giffhorn-Kritiker genau die zuvor benannten Diskurswaffen. Sie werfen ihm Rassismus und Fantasterei vor, allein der Name Däniken taucht auf der Diskussionsseite 15-mal auf. Und das obwohl Giffhorn in seinen Veröffentlichungen immer wieder deutlich gegen rassistische Theorien oder Dänikens Methoden Stellung bezieht.
Zudem sprechen die Gegner Giffhorn mehrfach die wissenschaftliche Arbeitsweise oder gleich die gesamte Qualifikation ab. Als promovierter Wissenschaftler mit jahrzehntelanger Universitätserfahrung in Lehre und Forschung habe er trotz 18 Jahren Auseinandersetzung mit den Chachapoya keine Kompetenz, sich zum Thema zu äußern, so der Tenor der Giffhorn-Kritiker.
Grenzenlose Forschung nötig
Hans Giffhorn betont gegenüber Telepolis jedoch: "Bei einem so komplexen Thema sind hochspezialisierte Fachwissenschaftler überfordert. Nur ein konsequent interdisziplinärer Forschungsansatz kann hier zum Erfolg führen." Die Grenzen zwischen Fachdisziplinen hätten ihn nie wirklich interessiert, ergänzt er.
Seine Forschungsprojekte seien immer durch konkrete Missstände ausgelöst worden, und die Suche nach Lösungsstrategien habe fast immer ein interdisziplinäres Herangehen erfordert. Aus wissenschaftspraktischer Sicht hat Hans Giffhorn in seiner Arbeit zu den Chachapoya die Rolle des Vernetzers von Forschungsinhalten über Fach- und Sprachgrenzen hinweg eingenommen.
Er hat bereits bestehendes Wissen von Forschern weit voneinander entfernter Disziplinen für seine Hypothesen miteinander verbunden bzw. die Experten proaktiv in seinen Forschungsprozess eingebunden. Damit hat er eine institutionell nicht vorgesehene Rolle in der Wissenschaftswelt ausgefüllt, die die meisten im Wissenschaftsbetrieb arbeitenden Forscher so nicht ausfüllen können.
In ihrem Buch "Connectedness", in dem sie für mehr Zusammenarbeit und interdisziplinäre Forschung werben, schreiben die Autoren Gerald Hüther und Christa Spannbauer:
Es waren und sind ganz oft einzelne Grenzüberschreiter und Musterbrecher in der Wissenschaft, die die interessantesten und kreativsten Erkenntnisse liefern. Sie zeigen uns, dass die Welt nicht als eine Ansammlung voneinander isolierter Teile zu sehen ist.
Gerald Hüther und Christa Spannbauer
Schon seit vielen Jahrzehnten herrsche in der Fachwelt das Paradigma, dass Forschungen zu vorkolumbischen Kulturkontakten zwischen Alter und Neuer Welt sinnlos seien, so Giffhorn. Seine Forschungen legen jedoch das Gegenteil nah. Würde dies allgemein bekannt, hätte das Folgen, die weit hinausgingen über die Frage nach der Herkunft der Chachapoya.
Anmerkung: Aus gesundheitlichen Gründen konnte der Autor diesen dritten Artikel-Teil erst deutlich später als geplant fertigstellen.
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