Warnung vor Antibiotikaresistenz

Bild: CDC

In den USA will die Gesundheitsbehörde mit Gefährdungswarnungen vor resistenten Krankheitskeimen Aufmerksamkeit wecken, die Hälfte der Verschreibungen von Antibiotika sei unnötig

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Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) haben eine Warnung vor dem wachsenden Problem der Antibiotikaresistenz veröffentlicht. Antibiotika seien eine wichtige Waffe zur Bekämpfung von bakteriellen Infektionen, aber der Missbrauch durch exzessive Verschreibung habe die Krankheitskeime zunehmend resistent gemacht. Um die 50 Prozent der verschriebenen Antibiotika seien unnötig oder würden nicht richtig eingenommen.

Gewarnt wird auch vor dem unbedenklichen Einsatz der Antibiotika bei Tieren, die zur Herstellung von Lebensmitteln dienen, um Erkrankungen zu verhindern und zu behandeln sowie um das Wachstum zu beschleunigen. Antibiotika dürften auch hier nur eingesetzt werden, wenn sie unbedingt erforderlich sind. Je mehr Antibiotika verwendet werden, desto stärker wächst die Resistenz und desto unwirksamer können sie werden. Nebenwirkungen von Antibiotika seien für 20 Prozent der Behandlungen in der Notaufnahme wegen der Folgen von Medikamenten verantwortlich, bei Kindern unter 18 Jahre sind sie der häufigste Grunde dafür.

Und Antibiotika werden auch dringend benötigt, um Infektionen bei Patienten mit anderen Krankheiten oder nach chirurgischen Eingriffen zu bekämpfen. Wenn die Antibiotika ihre Wirkung verlieren, könnten auch andere "lebensrettende und –verbessernde medizinische Fortschritte" (Chemotherapie, Dialyse, Transplantationen etc.) verloren gehen.

Die CDC malen in dem ersten Bericht über die von Antibiotikaresistenz für die USA ausgehenden Gefahren ein düsteres Bild und warnen vor "katastrophalen Folgen", wenn nicht umgehend gehandelt werde. Mehr als 2 Millionen in den USA würden jetzt schon jährlich an Infektionen von antibiotikaresistenten Bakterien und Pilzen erkranken. Daran sterben jährlich mindestens 23.000 Menschen. Dem Gesundheitssystem entstünden dadurch jährlich zusätzliche Kosten von 20 Milliarden US-Dollar, der Wirtschaft von 30 Milliarden Dollar. Das seien konservative Berechnungen und vermutlich Minimalannahmen.

Bild: CDC

Die Resistenz verbreite sich bei vielen Bakterien. So würden alleine jährlich 250.000 Menschen wegen Infektionen mit Clostridium difficile, die meist mit der Einnahme von Antibiotika auftreten und schwere Durchfallerkrankungen verursachen, in Krankenhäuser eingeliefert werden und mindestens 14.000 daran sterben. C. difficile sei zwar kaum resistent zu Medikamenten, sei aber direkt verbunden mit Antibiotikaresistenz. Gegenüber allen oder fast allen resistente Enterobakterien würden jährlich 9.000 Infektionen und 600 Todesfälle verursachen: Therat Level ebenso "dringend". Genauso wird Neisseria gonorrhoeae, Verursacher der Gonorrhoe, eingeschätzt. Jährlich gibt es 820.000 Erkrankungen, 246.000 mit resistenten Bakterien.

Als besonders gefährlich gelten MRE-Keime (Multiresistente Erreger) wie TB und MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), letztere gingen allerdings zurück. Auch Streptococcus pneumoniae gibt Anlass zur Sorge. Die CDC stufen die Gefährdungen (dringend, ernsthaft, beunruhigend) ähnlich den Terrorwarnungen ein, die inzwischen von der US-Regierung abgeschafft wurden, und listet die Bakterien und Pilze entsprechend auf.

Als Gegenmaßnahmen schlagen die CDC vor, Infektionen und die Verbreitung der Resistenz zu verhindern, beispielsweise durch vermehrtes Händewaschen, Präventivmaßnahmen in der medizinischen Betreuung oder sicherer Lebensmittelproduktion. Die Infektionen und Ursachen müssten genauer verfolgt werden, am wichtigsten sei, Antibiotika nur zu verschreiben, wenn sie wirklich notwendig sind und deren Einnahme genauer zu kontrollieren. Und es müssten neue Antibiotika entwickelt werden. Man sei bereits der Post-Antibiotika- Phase nahe, warnte CDC-Chef Tom Frieden.