Warum der neue Kalte Krieg in Asien scheitern wird
Seite 2: Japans Bedenken vor einem Erstarken Chinas
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- Japans Bedenken vor einem Erstarken Chinas
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Japan vertritt die Ansicht, dass Russlands "Spezialoperation" in der Ukraine die Kräfte der USA bindes, was China ermutigen könnte, Taiwan mit militärischer Gewalt einzunehmen. Tatsächlich scheint die Regierung Biden diese Angst Japans jedoch nicht zu teilen.
Die Verteidigungsminister der USA und Chinas werden sich am Rande der jährlichen Shangri-La-Konferenz in Singapur treffen. Der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat sich vorsichtig optimistisch gezeigt, dass sein bevorstehendes Treffen zur regionalen Stabilität beitragen wird.
Berichten zufolge änderte das US-Außenministerium in der vergangenen Woche seine Länderinformation über Taiwan und fügte die Zeile "Wir unterstützen die Unabhängigkeit Taiwans nicht" wieder ein – nachdem sie im Monat zuvor entfernt worden war.
Japans Bestreben, eine wichtige symbolische und praktische Rolle im Kampf des Westens mit Russland zu spielen, beruht auf einer Reihe komplexer Beweggründe. Auffallend ist die Schnelligkeit, mit der Japan zu einem der aktivsten Länder bei der Umsetzung strenger Sanktionen gegen Russland zur Unterstützung der Ukraine geworden ist. Fast über Nacht schwenkte Premierminister Kishida zu einer offen negativen Haltung gegenüber Russland um.
Innerhalb von zwei Wochen nach Beginn des russischen Vorstoßes in die Ukraine am 24. Februar erklärte Kishida, dass die "Nördlichen Territorien (Kurilen) zu Japan gehören".
- Am 8. März legte Außenminister Hayashi nach: Die Gebiete seien "unrechtmäßig von Russland besetzt".
- Am 9. März verklagte Kishida Russland bereits vor dem Internationalen Strafgerichtshof.
- Und am 16. März widerrief Japan den Status Russlands als "begünstigte Handelsnation", fror russische Vermögenswerte ein und schloss ausgewählte russische Banken vom Swift-Bankensystem aus.
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte Japan kein militärisches Material mehr in ein anderes Land geschickt, das sich mitten im Krieg befand. Doch Anfang März beluden die japanischen Streitkräfte ein Boeing KC-767-Tankflugzeug mit Material für die Schlachtfelder in der Ukraine.
Alles in allem demonstrierte Japan eifrig seine Bereitschaft, ein proaktiver Partner im US-japanischen Bündnis zu werden. Dafür verwarf Japan das in den vergangenen vier Jahrzehnten mühsam ausgehandelte Gleichgewicht bei den Verhandlungen zur Lösung der Territorialfrage und einen Friedensvertrag mit Russland nach dem Zweiten Weltkrieg.
So haben sich die Beziehungen zwischen Japan und Russland sich zu einem potenziellen Krisenherd in Nordostasien entwickelt.
Die von den USA und Japan geteilte Sorge angesichts des wirtschaftlichen und militärischen Aufstiegs Chinas und der zunehmenden Raketen- und Nuklearkapazitäten Nordkoreas stellen sowohl für Washington als auch für Tokio eine Motivation dar. Hinzu kommt, dass sie eine Spaltung zwischen Russland und China, wie sie in den 1970er-Jahren Bestand hatte, für die nahe Zukunft nicht mehr für plausibel halten. Es ist ein grundsätzlicher Wandel der japanischen Außenpolitik festzustellen.