Warum der neue Kalte Krieg in Asien scheitern wird
Seite 3: Wer erlangt die Führung im indopazifischen Raum?
- Warum der neue Kalte Krieg in Asien scheitern wird
- Japans Bedenken vor einem Erstarken Chinas
- Wer erlangt die Führung im indopazifischen Raum?
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Japans Bündnis mit den USA und die sich abzeichnende Verbindung mit der Nato gehen weit über bloße Überlebensfragen des Landes hinaus; es bietet Japan die Möglichkeit, sich zu einer Führungsmacht im indopazifischen Raum zu entwickeln. Zweifellos hat Japan die Vereinbarung mit den USA über deren Unterstützung im langjährigen Kurilenstreit ermutigt.
Die Ukraine-Krise hat gezeigt, dass die Interessen der asiatischen Staaten um einiges vielfältiger sind, als zahlreiche Beobachter anzuerkennen bereit waren.
Dies würde den neuen Befürwortern des Kalten Krieges in Asien aber einen Strich durch die Rechnung machen. Denn während die USA, Australien und Japan an der Spitze der Länder stehen, die sich Russland widersetzen, haben andere Länder mitunter konträre Ansichten.
Eine große Gruppe blockfreier Länder in Asien – darunter Indien und Indonesien – besteht darauf, dass es sich beim Krieg in der Ukraine im Grunde um einen regionalen Konflikt handelt, ungeachtet der Auswirkungen auf die weltweite Energie- und Nahrungsmittelversorgung.
Die Vision der asiatischen Länder besteht im Wesentlichen in der regionalen Integration und Modernisierung, und nur eine Handvoll Länder hat der Verhängung von Sanktionen gegen Russland zugestimmt, während mehrere – tatsächlich die große Mehrheit – sich entweder offen gegen das Sanktionsregime ausgesprochen haben oder von Sanktionen gegen Russland abgesehen haben.
Russland ist eine in Asien ansässige Macht und Mitglied in allen wichtigen Gremien, die die multilaterale Architektur der Region ausmachen: der Apec, dem Asean-Regionalforum, dem Asean-Verteidigungsministertreffen, dem Ostasiengipfel usw. Zudem ist Russland seit 1996 ein Dialogpartner der Asean.
Das Engagement Russlands in den asiatischen Institutionen ist uneinheitlich, aber die meisten Teilnehmer der Region geben ihren Beziehungen zu Moskau den Vorrang. Sofern Russland seine Präsenz nicht freiwillig reduziert, was undenkbar ist, bleibt die multilaterale Architektur Asiens ein Hindernis für die Bemühungen der USA, eine "Koalition der Demokratien" zur Isolierung Russlands zu schmieden.
Die Achillesferse der US-Strategie des Kalten Krieges ist das Fehlen einer inspirierenden wirtschaftlichen Agenda. Die Biden-Regierung wagt es nicht, eine Rückkehr zum Freihandel ins Auge zu fassen, da die protektionistischen Tendenzen in der US-Innenpolitik starken Einfluss haben.
Selbst die von der Biden-Regierung vor einer Woche für einen Zeitraum von zwei Jahren gewährte Zollbefreiung für einige Solarmodule aus vier Asean-Mitgliedstaaten – Kambodscha, Malaysia, Thailand und Vietnam – musste vorsichtig als Teil der Bemühungen um die Bewältigung der "dringenden Klimakrise" präsentiert werden.
Und darin liegt der Widerspruch: Die Strategie des Kalten Krieges der USA ist in erster Linie militärischer Natur, während sich die asiatischen Länder vor allem durch wirtschaftliche Schlagkraft beeindrucken lassen.
Während viele im Westen dazu neigen, China als Alliierten Russlands zu sehen, ist die Realität differenzierter. China hat versucht, sich weder als Kritiker noch als Befürworter Russlands zu positionieren, was unter den gegebenen Umständen wohl eher Russland zugutekommt.
Auch hat Beijing nicht erkennen lassen, dass es seine Position angesichts der westlichen Kritik ändern würde. Zweifellos befindet sich China in einer vorteilhaften geopolitischen Lage.
Wird Chinas derzeitige Haltung jedoch die Dauer des Krieges in der Ukraine überdauern, der sich laut einigen Prognosen bis weit in das kommende Jahre hinziehen könnte?
Tatsächlich ist die russische Militäroperation nicht so erfolgreich verlaufen, wie Moskau es sich gewünscht oder erwartet hätte. Dennoch wird die Invasion nicht enden, ohne dass die russischen Ziele erreicht werden. Und diese Ziele enthalten Variablen.
Am Ende wird Beijing abwägen, wie sich die Entwicklung auf das internationale Ansehen der USA auswirken wird. Denn das wird erhebliche Konsequenzen für die künftige Stellung Chinas in der Welt haben.