Was einen Angriff der Türkei auf Griechenland wahrscheinlich macht – und was dagegen spricht
Seite 2: Ansprüche an Inseln und Forderung der Demilitarisierung
- Was einen Angriff der Türkei auf Griechenland wahrscheinlich macht – und was dagegen spricht
- Ansprüche an Inseln und Forderung der Demilitarisierung
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Die Forderungen der Türkei an Griechenland, die auch eine Abgabe von Inseln beinhalten, hat das griechische Außenministerium in einer Aufstellung mit sechzehn Landkarten zusammengefasst.
Vordergründig geht es bei dem Konflikt um die fossilen Energievorkommen in der Ägäis. Eine Rolle spielen aber auch Fischfangrechte.
Erdoğan schickt sich an, das Osmanische Reich wiederzubeleben und die Türkei zu vergrößern. In diesem Fall aber allein den türkischen Präsidenten als Buhmann darzustellen, wie es in der deutschen Presse oft geschieht, wäre kurzsichtig: Die türkischen Ansprüche werden querbeet von weiteren türkischen Parteien unterstützt.
Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu geht sogar weiter als der türkische Präsident, dem er hinsichtlich einer Invasion türkischer Streitkräfte auf griechische Inseln eine zögerliche Taktik vorwirft.
Die Praxis der griechischen Regierung, die Forderungen und Drohungen der Türkei zu "internationalisieren", also in internationalen Gremien oder im Austausch mit den Bündnispartner EU und NATO anzusprechen, erzürnt Erdoğan sichtlich. Er beruft sich auf ein Treffen mit Mitsotakis am 13. März, bei dem der griechische Ministerpräsident Erdoğan zugesagt haben soll, die Probleme beider Staaten bilateral und nicht auf internationaler Bühne zu lösen.
Erdoğan stört sich besonders daran, dass Mitsotakis sich bei seinem jüngsten Besuch in den USA vor dem Kongress mehrfach über das Verhalten der Türkei beschwerte.
Eine weitere Forderung der Türkei betrifft die Demilitarisierung der griechischen Grenzinseln, insbesondere der Dodekanes. Erdoğan beruft sich hierbei auf frühere Verträge, wie es auch, wenn auch im entscheidenden Punkt verkürzt, in einem Bericht der Tagesschau dargestellt wird.
Die Dodekanes, von Griechen bewohnte Ägäis-Inseln, hatte sich Italien beim Zerfall des Osmanischen Reiches unter den Nagel gerissen. Dabei wurde vereinbart, dass Italien auf den Inseln keine Militärbasen installiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Hoheitsrechte der Inseln von Italien, welches als Achsenmacht Griechenland angegriffen hatte, an Athen über.
Griechenland steht nun auf dem Standpunkt, dass die Demilitarisierung nur für Italien galt. Erdoğan wiederum argumentiert, dass Griechenland aufgrund der Einrichtung von Militärbasen die Hoheitsrechte verloren habe. Somit würden die Inseln, wie Rhodos, Kos, Karpathos und Kalymnos nun völkerrechtlich der Türkei gehören. Auch auf Lesbos und Chios erhebt Ankara Ansprüche.