Was läuft falsch mit der deutschen Energiewende?
Die deutsche Energiewende kriselt. Visionen und Taten driften seit geraumer Zeit auseinander. Woran das liegt.
Deutschland war einmal der weltweite Vorreiter im Hinblick auf Energieeffizienz, Umwelt- und Klimaschutz. Nicht zuletzt in diesen Punkten war Deutschland vor wenigen Dekaden noch ausgesprochenes und bewundertes Vorbild für das Reich der Mitte.
Einfluss internationaler Vorbilder auf Deutschlands Industrie
So wie die deutsche Industrie ohne das britische Vorbild gescheitert wäre und später ohne das japanische Vorbild seine Fertigung nicht so stark hätte optimieren können, wie das im 20. Jahrhundert gelang, hat sich China die deutsche Vorgehensweise zum Vorbild genommen.
Als man im Automobilbereich zur Einsicht gelangte, dass man Verbrenner nicht besser machen könnte als die Deutschen, hat man sich auf seine kulturellen Vorzüge besonnen und vor dem Hintergrund des zirkularen Denkens die Kreislaufwirtschaft ersonnen.
Herausforderung: Technik und Kommunikation bei der Energiewende
Auch wenn sich Deutschland mit der für die Energiewende benötigten Technik inzwischen schwerer tut, als man glaubt, völlig daneben liegt man seit einem Dutzend Jahren mit der dringend notwendigen Kommunikation.
Und anders als jetzt gerne vermutet, besteht das grundlegende Kommunikationsdefizit ganz offensichtlich parteiübergreifend. Komplexe Themen geht man im politischen Berlin ungern an.
Visionäre, die ihre Vorstellungen allgemein verständlich darlegen können, wie dies Herrmann Scheer doch ziemlich erfolgreich konnte, sind heute weit und breit nicht mehr zu sehen.
Nachteile der fossilen Energie-Lieferkette werden schon lange nicht mehr kommuniziert
Bei der Nutzung fossiler Energieträger konzentriert sich die Diskussion in der Öffentlichkeit zumeist auf das Thema CO2-Emission und ihren Einfluss auf den Klimawandel.
Die Ewigkeitslasten der bergbaulichen Gewinnung von Steinkohle in Deutschland, die umfangreiche Bergschäden im Saarland sowie im Ruhrgebiet hervorbrachten und auf lange Zeit immer noch verursachen werden, wird für die allgemeine Öffentlichkeit genauso ausgeblendet wie der von den Steinkohlekraftwerken ausgehende Quecksilbereintrag in die Umwelt und damit in die Lebensmittel-Lieferkette.
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Vor Jahren machte man die Abgase aus den Steinkohlekraftwerken noch für den sauren Regen verantwortlich und ist dem mit dem Kalken zu Leibe gerückt. Die Heidelbeeren waren über den Kalk nicht erfreut.
Besser war dann die Entschwefelung der Abgase der Steinkohlekraftwerke. Dies brachte eine Reduzierung des sauren Regens und so konnte man auf das Kalken der Wälder verzichten. Inzwischen ist die Entschwefelung jedoch ausgesetzt, weil die Transportkapazitäten für den für die Entschwefelung benötigten Kalk fehlen.
Dass auch die als Ersatz für die trotz umfangreicher Subventionierung letztlich wirtschaftlich unrentable Steinkohleförderung im Ruhrgebiet mit heftigen Nebenwirkungen glänzt, wird ebenso übergangen.
Da fossile Energieträger meist untertägig gewonnen werden, führt ihre Förderung wie beim Erdgas aus dem Groninger Feld zu Erdbeben. Die Risiken übersteigen für die Niederlande ganz offensichtlich den Nutzen.
Erneuerbare Energien: Deutschlands zögerlicher Pfad zur Dekarbonisierung
Ein systematischer Nachteil der Erneuerbaren besteht darin, dass für den Betrieb ihrer Erzeugungsanlagen keine Brennstoffe verkauft werden können, was Franz Alt zu der Bemerkung veranlasste: Die Sonne schickt uns keine Rechnung.
Beim Ausbau der Windkraft tut sich in der Folge des langjährigen Widerstands der Politik vorwiegend der Energie-hungrige Freistaat Bayern schwer. Langzeit aufgebaute Widerstände wie die 10H-Regelung wirken sich bis heute hemmend aus, wie man aktuell an der Ablehnung des Windkraftausbaus in Mehring sehen konnte.
Infrastrukturelle Barrieren: Hemmnisse für den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland
Neben den Widerständen, die in Bayern die Windkraftnutzung bremsen, kommt in Gesamtdeutschland die Bereinigung der Produktionsstandorte und die teilweise Verlagerung der Produktion ins Ausland hinzu.
Da kann die Strukturänderung bei den Autobahnen mit der Verlagerung auf die privatrechtlich organisierte Autobahn GmbH, die auf diesem Weg dem Zugriff des Parlaments in Berlin entzogen werden konnte, den Transport der infolge der technischen Entwicklung inzwischen übergroßen Komponenten empfindlich behindern.
Als kürzlich an der A27 nahe der Gemeinde Hagen im Landkreis Cuxhaven eine Unterspülung festgestellt wurde, musste sie ad hoc gesperrt werden. Der Verkehr wird bis zur Sanierung über die U28 und U33 umgeleitet, wo es jedoch aufgrund der Belastung durch den Umleitungsverkehr inzwischen auch zu Schäden gekommen ist, welche eine kurzzeitige Sperrung bedingten.
Cuxhaven und damit die A27 sind inzwischen die wichtigste Drehscheibe für den Umschlag von Komponenten für Windanlagen. Auf diesem Weg kommen die Rotorblätter für 80 Prozent der in Deutschland installierten Windenergieanlagen über den Cuxhavener Hafen in die Windparks. Das sind täglich mindestens 30 Schwertransporte.
Begeisterung für die Dekarbonisierung lässt sich in Deutschland nicht mehr feststellen.
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