Was nicht rechts ist, wird rechts gemacht

Seite 2: Die negative Entwicklung landete in den Schlagzeilen

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Es gibt nur zwei Entwicklungen, die nicht diesem positiven Trend folgen. Die "Abwertung langzeitarbeitsloser Menschen" stieg von 49,3 Prozent im Jahr 2007 auf aktuell 52,3 Prozent. Außerdem nahm die "Abwertung asylsuchender Menschen" zu.

Der Anteil der Befragten, der nach Einschätzung der Studienmacher in diese Kategorie passt, stieg seit der Ersterfassung im Jahr 2011 von 47,4 auf aktuell 54,1 Prozent.

Es ist das Studienergebnis, das die meisten Medien für ihre Überschriften auswählten: "Vorbehalte gegen Asylbewerber in Deutschland so hoch wie nie" (Hannoversche Allgemeine), "So denken Deutsche über Flüchtlinge" (Bild, "Vorbehalte gegen Asylsuchende gestiegen" (Neues Deutschland), "Mehr als die Hälfte der Deutsche hat Vorbehalte gegenüber Asylbewerbern" (FAZ), "Vorbehalte gegen Asylsuchende gewachsen" (ZDF heute).

Wenn Studienmacher ihre eigenen Ergebnisse nicht ernst nehmen

Dass aus einer Studie voller positiver Trends vor allem über die wenigen negativen Entwicklungen berichtet wurde, liegt in diesem Fall aber nicht nur an den berichtenden Journalisten. Auch die Studienverantwortlichen machten mit. Die Friedrich-Ebert-Stiftung bewarb ihre Studie mit Verweis auf die negative Entwicklung der Asylfeindlichkeit.

Der Alarmismus geht auf dem Cover der Studie weiter: "Verlorene Mitte. Feindselige Zustände" haben die Forscher ihre Untersuchung genannt und damit die Tradition, einen empirischen Positivtrend mit immer negativeren Überschriften zu begleiten, fortgesetzt ("Mitte im Umbruch" (2012), "Fragile Mitte" (2014), "Gespaltete Mitte" (2016)). Ihre eigenen Ergebnisse scheinen die Verwantwortlichen selbst nicht so ganz ernstzunehmen. Im Vorwort der Herausgeberin heißt es:

Leider müssen wir anhand dieser wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit rechtsextremen und menschenfeindlichen Einstellungen in unserer Gesellschaft auch festhalten, dass rechtsextreme, -populistische und demokratiefeindliche Einstellungen und Tendenzen in der Mitte tief verwurzelt sind und die Normalisierung rechter Einstellungen sich immer mehr in der Mitte festschreibt und verfestigt.

Franziska Schröter, Projekt gegen Rechtsextremismus im Forum Berlin der Friedrich-Ebert-Stiftung

Den empirischen Beleg für diese behaupteten Tendenzen bleiben die Studienmacher in ihrer Studie zum Glück schuldig. Damit tragen die Forscher allerdings dazu bei, dass sich eine andere Tendenz wohl in Deutschland weiter verstärken dürfte: die Skepsis gegenüber sozialwissenschaftlichen Studien.