Welt im Umbruch: Sorgen nur die USA für Frieden?

Seite 2: Haben die USA den Frieden gesichert?

Eine von den Vereinigten Staaten dominierte Welt sei eine friedlichere Welt, lesen wir oft unter Befürwortern der amerikanischen Weltordnung. Betrachten wir diese Annahme. Inwiefern hat die amerikanische Hegemonie seit 1989 eine friedliche Weltordnung garantiert?

Angesichts des Krieges im Irak, der amerikanischen Interventionen in Libyen und Syrien scheint die Idee einer Pax Americana und der Vereinigten Staaten als Garant der internationalen Ordnung eine eher optimistische und kurzsichtige Vorstellung von der Realität der amerikanischen Hegemonie zu sein.

Die amerikanische Macht kann sich nicht nur als ordnender Faktor erweisen, sondern auch als eine Kraft, die in der Lage ist, grenzenlose Zerstörung anzurichten und ganze Regionen über Jahre hinweg jeglichen Anschein von Legalität zu entziehen.

Der Drang, die Welt zu dominieren und die Hegemonie zu festigen, hat bereits zum Krieg in der Ukraine geführt, einem Krieg, der absolut vermeidbar gewesen wäre, wenn nur eine Einigung über die Neutralität der Ukraine hätte erzielt werden können.

Aber nein, Neutralität war unmöglich, der unvermeidliche Vormarsch der historischen Kräfte konnte nicht aufgehalten werden, die natürliche und organische Ausbreitung der Kräfte des westlichen Liberalismus konnte man nicht stoppen.

Braucht die Welt also einen Hegemon? Wäre die Macht eines Hegemons also eine notwendige Kraft, ohne die eine friedliche Weltordnung nicht möglich wäre? Wo endet in dieser impliziten Anerkennung des Hobbes'schen Ordnungsprinzips der Liberalismus, die Grundlage der Legitimität liberaler Hegemonie?

Wenn die liberale Hegemonie nicht in Frage gestellt werden kann, weil die liberale Hegemonie das absolute Gut ist und eine andere Art von Ordnung inakzeptabel ist, wie viel Liberalismus bleibt es noch in dieser Art von Hegemonie?

Brzezinski sah die Welt als ein einfaches Schachbrett, auf dem sich ganze Länder und Völker in ihrer Gesamtheit, in ihrer ganzen Essenz von einem Block zum anderen bewegen. Dies ist eine äußerst vereinfachte Analyse und wird von vielen als solche anerkannt.

Dennoch ist es diese Art des Denkens, das vereinfachende und reduktionistische Denken, das den Charakter aller geopolitischen Vernunft prägt.

Die geopolitische Vernunft mag sehr zynisch erscheinen, dennoch ist er ein realer Faktor in den internationalen Beziehungen und ein Faktor von äußerster Bedeutung.

Ein Staat, ein politisches Gebilde, das auf den Prinzipien des zivilen und humanistischen Zusammenlebens gründet und sich weigert, die Logik der geopolitischen Vernunft zu erkennen, erliegt letztlich dieser und akzeptiert schließlich die unvermeidliche technologische, wirtschaftliche, politische und militärische Vorherrschaft anderer Akteure, die die geopolitische Dimension von Macht und internationalen Beziehungen nicht ignorieren wollen.

Die zivilisierende Mission

In der heutigen Welt kann sich die geopolitische Vernunft nicht in ihrem ganzen pragmatischen Wesen als dreiste Realpolitik präsentieren. Das Wort "Realpolitik", hier verstanden als die klare und offene Verfolgung eigener Interessen für einen Staat, löst bei vielen Menschen moralisch nicht vertretbare Assoziationen aus: wäre es wirklich richtig und gerecht, seinen Willen zur Macht um jeden Preis zu verfolgen?

Wahrscheinlich wären nicht viele bereit, dies zu akzeptieren. Geopolitik ist heute nicht mehr die wissenschaftliche Grundlage, die die Ausweitung des nationalsozialistischen Lebensraums rechtfertigte. Sie wird heute zum Beispiel zur Geostrategie umbenannt. Die geopolitische Vernunft muss sich in einen Mantel moralischer Rechtfertigungen hüllen.

Die Verteidigung und Verfolgung der eigenen Interessen allein, als reiner Wille zur Macht, könnte Gesellschaften, die es gewohnt sind, sich als Vorbild der Moral für die gesamte Menschheit zu verstehen, Menschen, die es gewohnt sind, sich auf der Seite der Universalität der Rechte zu sehen, so nicht vorgestellt werden.

Der Wille zur Macht, der Wille zur Hegemonie gehen daher einher mit dem Drang für die Ausweitung der Menschenrechte auf die gesamte Weltbevölkerung. Der Wille zur Macht verwandelt sich daher in moralistische Politik, eine Art aufgeklärten moralischen Imperialismus.

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