Weltklimarat weiter in Glaubwürdigkeitskrise

Die Klimaberichte des IPCC werden immer fragwürdiger, aber geht es wirklich einzig um die Klimaerwärmung?

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Die Zahl der Menschen, die nicht mehr davon überzeugt sind, dass sich durch die menschlichen Aktivitäten eine Klimaerwärmung ereignet, wächst. Das ist in Zeiten der Krise nicht verwunderlich, wo man erst einmal an sich und die unmittelbare Zukunft denkt, während das, was erst kommen wird, weiter in die Ferne rückt.

Allerdings dürfte an der sinkenden Überzeugung auch die Klimawissenschaftler und vor allem der Weltklimarat IPCC schuldig sein. Die Zweifler wurden nicht ernst genommen, zumal sie am Beginn tatsächlich vor allem aus interessierten (Wissenschaftspolitik im Weißen Haus) und ideologisch fixierten Kreisen stammten, denen es wie den Kreationisten im Hinblick auf die Evolutionstheorie nicht um Wissenschaft und um den Erhalt des Lebens ging, sondern um einen Kampf gegen einen vermeintlichen Sozialismus, die Vorherrschaft der USA, die Weigerung, armen Ländern zu helfen, und die Profite der Energiekonzerne (Der Umweltgipfel - ein sozialistischer Trick?). Fundamentalistische Christen wie die Evangelikalen waren denn auch lange der Meinung, dass es eine von Menschen verursachte Klimaerwärmung mit katastrophalen Folgen schon deswegen nicht geben könne, weil dies die Macht Gottes und seiner Schöpfung in Frage stellen würde (Gott und die Klimaerwärmung). Mittlerweile ist die Position als Klimaerwärmungsskeptiker auch allein schon deswegen interessanter geworden, weil man damit gegen den Mainstream auftritt und sich als Rebell fühlen kann, der irgendwie Unterdrücktes vertritt.

Aber die Abschottung gegen die irrationalen Klimaerwärmungsleugner und die politisch und wirtschaftlich interessierten Gruppierungen verband sich wohl mit einem auch irgendwie religiös verbrämten Sendungsauftrag, die Welt vor dem Untergang zu bewahren und daher die Gefahren immer wieder zu beschwören – und auch manchmal über Gebühr zu vergrößern. Anstatt sich dabei auf fundierte wissenschaftliche Studien und Simulationen zu beschränken, wie es eigentlich erwartet wurde, nahm der Weltklimarat in die Klimaberichte auch Vorhersagen auf, die nicht wissenschaftlich fundiert waren, sondern von Lobbygruppen stammten – was NGOs und Stiftungen ja auch sind, wenn sie ganz bestimmte Ziele durchsetzen wollen.

Neben den Versuchen, Gesuche nach dem Informationsfreiheitsgesetz abzuschmettern, Dokumente zu löschen oder Konkurrenten mit unerwünschten Studien von Publikationsmöglichkeiten auszuschließen (Von Climategate, Klimalüge und dem Wissenschaftsbetrieb), wurde anhand der im letzten Klimabericht veröffentlichten Behauptung, die Himalaya-Gletscher würden bis 2035 abtauen, der schlampige Umgang mit den Quellen offenbar (Schlamperei im letzten IPCC-Bericht). Und wenn die Suche einmal begonnen hat, wird man auch wieder fündig – was die Glaubwürdigkeit weiter untergräbt und die Klimaerwärmungsskeptiker stärkt, obgleich weiterhin die anthropogene Klimaerwärmung wissenschaftlich vielfältig belegt ist. Etwas anderes sind freilich die aus Modellen abgeleiteten Vorhersagen über die Folgen, bei denen es noch viele Unbekannte geben kann.

Wenn aber dann noch offenbar aus alarmistischen Gründen in die Klimaberichte aufgenommene Behauptungen kommen, die falsch oder unbelegt sind, wird es nicht nur peinlich, sondern auch destruktiv. So beispielsweise, wenn geschrieben wurde, dass 55 Prozent des Territoriums der Niederlande unter dem Meeresspiegel liegen würde, während es in Wirklichkeit nach dem Statistischen Amt nur 26 Prozent sind.

Und dann kam auch noch auf, dass die Behauptung (3.3.2), in manchen afrikanischen Ländern könnte bis 2020 durch die Klimaerwärmung die Ernte von manchen Nutzpflanzen, die auf Niederschläge angewiesen sind, auf bis zu 50 Prozent sinken, ebenfalls aus einer dubiosen Quelle stammt. Wieder wurde sie über einen Bericht einer NGO in den Klimabericht aufgenommen. Akribisch zusammengetragen wurde dies wiederum von einem Klimaskeptiker, obgleich der Klimarat gefordert wäre, selbst die Behauptungen und Quellen zu überprüfen, um für seine Glaubwürdigkeit durch Transparenz und Aufklärung zu sorgen. Die Erosion zeigt sich schon darin, dass Indien nun einen nationalen Klimarat zur Kompensation des IPCC etabliert hat (Indien richtet aus Kritik am IPCC eigenen Klimarat ein).

Im Zuge der Vorbereitung zum 5. Klimabericht genügt es nicht, wenn der kompromittierte IPCC-Chef Pachauri die Strategie des Aussitzens verfolgt und man nur einräumt, dass Irren oder mangelnde Sorgfalt doch menschlich seien. Wenn man dann noch beschwört, wie sorgfältig man doch vorgeht, dann werden die aufgedeckten Schlampereien zum Beweis der mangelnden Glaubwürdigkeit: "For the IPCC, the top level is the key messages that appear in the Summaries for Policymakers. In these documents, each point undergoes not only the careful scrutiny of the scientists. It must also be approved, word by word, by consensus, by all the participating governments, typically representing more than 120 countries."

Wie geht es weiter? Vermutlich werden die Katastrophenmeldungen, so wahrscheinlich sie auch sein mögen, immer weniger Menschen erreichen – und damit auch immer weniger Politiker. Kopenhagen war bereits Beweis dafür, dass die Menschheit nicht gemeinsam verantwortlich für ihre Zukunft handeln kann (Nach Kopenhagen: Höchste Zeit für eine Reform der UNO). Es geht ja auch nur zum Teil um die Vermeidung der Folgen der Klimaerwärmung. "Saubere" Energie hieße ja auch, weniger Umweltverschmutzung, mehr Energieeffizienz und dezentrale Energieversorgung, Klimaschutz bedeutet auch, Bewahrung der CO2-Senken, also etwa der Tropenwälder oder Ökosysteme im Meer, letztlich schlicht Umweltschutz auch durch Umstellung der Landwirtschaft und der destruktiven Ausbeutung der Ressourcen. Und Verantwortung für die Weltgemeinschaft, also Solidarität mit den Armen.

Das alles hat womöglich die Fixierung auf die Klimaerwärmung – und damit auch die Klimaforschung - vergessen lassen und müsste als Vision eines gemeinsamen Überlebens auf dem winzigen Raumschiff Erde wieder deutlicher werden. Es geht um eine Vision eines veränderten Lebens und Wirtschaftens. Insofern haben die frühen Abwiegler vielleicht doch recht gehabt, die das Thema der Klimaerwärmung mit dem Sozialismus oder der Veränderung des kapitalistischen Systems in Zusammenhang brachten