Weniger Alkohol, Tabak und Cannabis – mehr Lachgas?
Drogentrends junger Menschen in westdeutscher Großstadt: Frankfurter Drogenreferat stellt Studie mit teils überraschenden Ergebnissen vor.
Bei den "Klassikern" Alkohol, Tabak und Cannabis hat das Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main rekordverdächtige Abstinenzraten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen festgestellt. Mehr als ein Viertel der jungen Menschen an Frankfurter Schulen verzichtet ganz auf legale oder illegale Drogen. Dies hat die aktuelle Drogentrendstudie "Monitoring-System Drogentrends" (MoSyD) ergeben.
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Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 18 Jahren trinken demnach weniger Alkohol, rauchen weniger herkömmliche Zigaretten und auch der Cannabis-Konsum ist im Vergleich zum Vorjahr erneut zurückgegangen.
Drogenabstinenz bei Klassikern auf Rekordhoch
Nach Aussage des langjährigen Studienleiters Prof. Bernd Werse erreichten die Abstinenzraten bei allen genannten Substanzen Höchstwerte seit Erhebungsbeginn im Jahr 2002.
Trotz, wegen oder unabhängig von der Debatte um die Legalisierung von Cannabis haben Jugendliche 2023 sogar deutlich weniger von der Substanz konsumiert als noch im Jahr zuvor.
Cannabis: Debatte um Legalisierung lässt Jugend kalt
26 Prozent der befragten 15- bis 18-Jährigen gaben an, mindestens einmal im Leben Marihuana und/oder Haschisch konsumiert zu haben. Zehn Prozent hatten dies auch in den vergangenen 30 Tagen getan. Im Jahr zuvor waren dies noch 13 Prozent. Drei Prozent der jungen Menschen haben mindestens zehnmal im vergangenen Monat Cannabis konsumiert. 2022 hatten dies noch vier Prozent von sich gesagt.
"Die MoSyD-Studie hat bestätigt, dass sich Jugendliche von öffentlichen Debatten offenbar nicht so beeinflussen lassen wie gedacht, sondern andere Kriterien für sie eine Rolle spielen", kommentierte Elke Voitl, Dezernentin für Soziales und Gesundheit, den sinkenden Konsum.
Laut Werse sind dies der eigene Freundeskreis, vor allem aber auch Informationen, die Jugendliche in der Schule bekommen. "Wir erleben seit einigen Jahren, dass Gesundheitsbewusstsein einen hohen Stellenwert bei Jugendlichen genießt", sagt Voitl.
Einstiegsalter von Alkohol, Tabak und Cannabis steigt
Auch das Einstiegsalter ist in den vergangenen Jahren gestiegen: Laut der aktuellen Befragung trinken Frankfurter Jugendliche im Schnitt mit 14,1 Jahren zum ersten Mal Alkohol, rauchen erstmals mit 14,6 Jahren und konsumieren – wenn überhaupt – mit 15,3 Jahren erstmals Cannabis.
Neuer Drogentrend im Fokus der Präventionsarbeit
Abgefragt wurde allerdings auch der Konsum von Lachgas. Dies bleibe ein weiteres wichtiges Thema der Prävention, hieß es. Laut der Schulbefragung ist der Konsum nach einem sprunghaften Anstieg in den Jahren 2021 und 2022 erstmals wieder gesunken, blieb aber auf hohem Niveau.
14 Prozent der Befragten an, Lachgas mindestens einmal ausprobiert zu haben. 2022 waren es 17 Prozent. Drei Prozent der Befragten gab an, Lachgas in den vergangenen 30 Tagen konsumiert zu haben. Im Jahr davor sagten dies noch sechs Prozent. Das psychoaktive Gas wurde jeder dritten befragten Person schon einmal angeboten.
Die Gesundheitsdezernentin plädiert daher für ein Verkaufsverbot von Lachgas-Kartuschen an Minderjährige aus.
Einen Anstieg der Konsumraten wurde tatsächlich nur beim täglichen Konsum von E-Zigaretten verzeichnet: "Nimmt man alle E-Produkte zusammen, dampfen elf Prozent der Jugendlichen täglich."
Alkoholkonsum bei Jugendlichen auf Allzeittief
Alkohol haben laut aktueller Befragung 64 Prozent der 15- bis 18-Jährigen mindestens einmal in ihrem Leben getrunken. Damit liegt der Wert noch unter dem "historisch niedrigen Niveau des ersten Pandemiejahres 2020", wie Studienleiter Werse betont.
45 Prozent der befragten Jugendlichen gaben an, in den vergangenen 30 Tagen Alkohol getrunken zu haben. Der Anteil derjenigen, die Alkohol häufig konsumieren, ist 2023 mit drei Prozent in dieser Altersgruppe auf ein Allzeittief gesunken.
Wenn Mädchen mehr trinken: Alkohol und Psyche
Dennoch blieb Alkohol auch 2023 unter Jugendlichen die mit Abstand am weitesten verbreitete psychoaktive Substanz. Bei Mädchen liegen die Konsumraten teilweise etwas höher als bei Jungen – das korrespondiert mit der Erkenntnis, dass sie zuletzt auch häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen waren.
Insgesamt hatten in den vergangenen Jahren immer mehr junge Menschen an, in den zurückliegenden zwölf Monaten psychische Probleme gehabt zu haben – dieser Anteil ist zuletzt leicht gesunken. Im Jahr 2022 hatten dies noch 26 Prozent der befragten 15- bis 18-Jährigen erklärt. Laut der aktuellen Studie ging dieser Anteil 2023 auf 22 Prozent zurück.
954 junge Menschen waren für die Studie zwischen November 2023 und März 2024 an Schulen befragt worden. Im Durchschnitt waren sie zu diesem Zeitpunkt 16,6 Jahre alt, 90 Prozent wohnten in Frankfurt am Main.