Wer ist der wahre Hoffnungsträger: Angela Merkel oder Volker Rühe?

Homepage-Test, Teil 1

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Für die einen ist sie nur eine kleine Ossi-Schnepfe, andere sehen in ihr eine Männer mordende Emanze - und manche glauben gar, dass Angela Merkel die Zukunft der CDU sei. Doch genau das will Volker Rühe, der Mann mit dem eiskalten Lächeln, verhindern. Da beide nun um den Vorsitz einer uns bekanntlich sehr nahestehenden Partei konkurrieren, haben wir uns einmal gründlich ihre Internetpräsenz angeschaut. Um dabei genau zu überprüfen, wer von den Zweien wirklich zukunftskompatibel, also nicht nur drin ist, sondern auch mit den Möglichkeiten des Netzes umzugehen weiß.

Dass Angela Merkel eine Frau ist, beweist schon die Farbgebung ihrer Homepage: Lila, wohin man schaut. Und ein bisschen fühlten wir uns gleich erinnert an das letzte Frauentreffen auf dem evangelischen Kirchentag, mit Rita Süssmuth und der Bitte, doch bequeme Kleidung und Decken mitzubringen. Ja, die Seite strahlt mütterliche Wärme und feminine Behaglichkeit aus. Und das kleine neckisch eingerahmte Angela-Merkel-Foto gibt der Startseite einen wirklich putzig-sympathischen Anstrich.

Genauso lieb werden von ihr auch die Netzbewohner empfangen: "Liebe Internetfreunde, als Ihre Bundestagsabgeordnete begrüße ich Sie ganz herzlich auf meiner Homepage," schreibt sie, um danach noch von den ausgezeichneten Möglichkeiten des Internet zu berichten, dass ihrer Meinung nach "vielen herkömmlichen Kommunikationswegen" überlegen sei. Und dann werden wir von ihr schon wieder "herzlich" eingeladen, uns nun via Menüleiste-Links über ihre politischen Vorstellungen zu informieren.

Zuerst schauen wir uns also ihren Lebenslauf an, der überraschend im Jahre 1954 mit der Geburt in Hamburg beginnt. Das war uns neu. Und ist allein deswegen schon äußerst brisant, weil auch ihr Gegenspieler Volker Rühe gebürtiger Hamburger ist. Vermutlich kooperieren die beiden klammheimlich, Motto: Getrennt marschieren, vereint schlagen - um den bisher in der CDU alles dominierenden versumpften Südlichtern zu zeigen, was eine echte norddeutsche Harke ist.

Doch bevor wir uns hier jetzt weiter verplappern, gucken wir lieber mal kurz auf ihren Wahlkreis, der uns wegen der tollen TV-Serie "Ein Bayer auf Rügen" sofort vertraut ist. Die Rubrik "Ansichtssachen" ist leider etwas dürftig und harrt wohl noch weiterer Merkelscher Ansichten. Genau wie die angebotenen Links: von der CDU über die Hans-Seidel-Stiftung bis zur Evangelischen Kirche. Der Blick in den Terminkalender dagegen ist richtig ernüchternd: tagaus, tagein nur stumpf Herumsitzen im Bundestag, keine Abwechslung, keine Zeit für ihre Hobbys: Lesen, Wandern und Gartenarbeit. Wenn das mal nicht ins Auge geht...

Ob Angela Merkel bei so viel Berliner Politmalocherei noch Zeit hat, all die E-Mails zu beantworten, die man ihr direkt über ihre Netzseite zuschicken kann, ist wohl eher zu bezweifeln. Aber immerhin hat sie ihre Homepage, das verrät ein Besuch bei denic.de, höchstselbst und auf ihren Namen registrieren lassen. Dabei war sie offenbar noch nervöser als unser aller Boris und hat mit zittrigen Händen bei der Eingabe ihrer damaligen Adresse ein "l" zuviel eingetippt: "Friedrich-Ebert-Alllee 73-75". Aber sind es nicht gerade die kleinen Schwächen, die uns Menschen wie Angela Merkel so sympathisch machen?

Und bald geht's weiter mit Volker Rühe und mit einen Blick in seine sensationelle Examensarbeit "American English - Ein Unterrichtsversuch in einer 11. Klasse".