(Wie) Lassen sich Finanzberater bewerten?

Bafin erfasst 300.000 Vermögensjongleure in zentralem Melderegister

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Im Internet können Verbraucher zu allen erdenklichen Produkten ihre Stimme erheben. Zu fast jedem Produkt gibt es Bewertungsportale, manchmal neutral, manchmal auch interessengeleitet. Auch mit Blick auf die Finanzbranche haben sich einige Plattformen etabliert, auf denen die Kunden ihr Urteil über die Qualität der Berater abgeben. Wie aussagefähig ist die technische Raffinesse der einzelnen Finanzbewertungsmodelle, die irgendwo zwischen manueller Analyse und generalisiertem Algorithmus angesiedelt sind?

Bei dieser neuen "Transparenzbehörde" dürfte es sich selbst nach konservativer Einschätzung um ein ziemlich nutzloses Bürokratiemonster handeln: In einem zentralen Register der zentralen Finanzaufsicht (BaFin) www.bafin.de sind seit diesem März rund 300.000 Berater der Banken und Sparkassen registriert. Die Behörde will Kundenbeschwerden sammeln. Und sie droht damit, bei mehrfacher Wiederholung oder einem besonders eklatanten Verstoß, dem ins Zwielicht geratenen Berater "zeitweise" sogar den Kundeneinsatz zu untersagen.

Das klingt ganz im Duktus des Verbraucherschutzministeriums nach viel Wirbel und wenig Wirkung, wie wir spätestens seit der Finanzkrise wissen. Denn bekanntlich sind staatliche Regulierungsbemühungen nur ein heißer Tropfen auf dem Stein. Die Finanzindustrie ist immer einen Schritt voraus, wenn es darum geht, mit heißer Nadel gestrickte neue Produkte in den Massenmarkt hinein zu werfen. Wie also kann man Finanzberater anhand von zuverlässigen Kriterien bewerten? Gibt es eine Blaupause zwischen Schönfärberei und Schwarzmalerei?

Zunächst einmal erfasst das System der obersten Finanzaufsicht Bafin nur die Bankberater und keine freien Berater, die durchaus eine signifikante Größenordnung in der Branche darstellen. Es fehlt somit an einer schlüssigen Gesamtaussage zum "Ranking" von Seiten der Behörde. Auf Anfrage lässt eine Sprecherin nur soviel verlauten, dass es für die Erfassung der zweiten Spezies (der freien Berater) künftig ein eigenes gesetzliches Regelwerk geben wird. Für deren Überwachung seien dann die Gewerbeaufsichtsämter zuständig. Auch dies klingt nicht gerade nach einer schlagkräftigen Task Force.

Auch zeitlich dürften wir mit uns wohl auf den Gang einer Schildkröte durch das Nadelöhr in der Finanzwirtschaft einstellen. Im bürokratischen Verlautbarungsstil der Bafin liest sich das so: "Laut Artikel 9 des AnSFuG treten die Regelungen zur WpHG-Mitarbeiterdatenbank erst 18 Monate nach Verkündung des AnSFuG in Kraft. Einzelheiten über Inhalt, Art, Sprache, Umfang und Form der Anzeigen, werden in einer noch zu erlassenen WpHG-Mitarbeiteranzeigeverordnung näher bestimmt werden. Bei der von der BaFin über die Anzeigen zu führenden Datenbank wird es sich um eine interne Datenbank handeln."

Wie "exakt" arbeiten Whofinance und Co.?

Alles im verwinkelten Behördendeutsch verstanden? Wenden wir uns deshalb anderen viel versprechenden Bewertungsansätzen zu. Auf der Internetplattform whofinance sollen sich kritische Verbraucher bundesweit ein umfassendes Bild über die real existenten und von Kunden bewertete Beratungsqualität einzelner Vermittler machen.

Dies geschieht dadurch, dass Kunden ihren jeweiligen Berater anhand eines neutralen Fragebogens beurteilen, was laut whofinance die Transparenz bei finanziellen Anlageentscheidungen erhöhen soll. Wirklich nachprüfbar sind diese Bewertungen allerdings nicht, was derartigen Plattformen mit dem Hauch von Transparenz den Vorwurf einbringt, nur oberflächliche Bilanzkosmetik zugunsten der Finanzindustrie zu betreiben.

Immerhin dürfte es in Deutschland rund drei- bis vierhunderttausend haupt- und nebenberufliche Finanzberater geben. Und gerade deshalb liegt angesichts der Intransparenz bei der provisionslastigen Finanzberatung, die letztlich nur den Abverkauf von teuren Massenprodukten propagiert, seit langem eine "Preisfrage" auf dem Tisch. Woran erkennt man einen guten Finanzberater?

"Das lässt sich daran erkennen, ob er sich eingehend mit dem Kunden auseinandersetzt und sich auf dessen Bedürfnisse fokussiert", sagt Mustafa Behan von Whofinance. Bei wie vielen Prozent der Finanzvermittler dies jedoch der Fall ist, um diese Frage winden sich die meisten Experten allerdings elegant herum. Fakt ist, der Handlungsbedarf scheint ebenso groß zu sein wie die Ohnmacht der Kunden gegenüber den Anbietern, die die Produkte für den Massenmarkt orchestrieren.

Versicherungsbranche noch weniger transparent

Auch in der Versicherungsbranche gibt es mit Vote4U bereits ein Portal, über das Kunden ihre Vertreter taxieren können. Dort sind die dunklen Ecken mitunter ebenso wenig ausgeleuchtet wie bei den Finanzvertretern. Das Zauberwort zum Erfolg von Bewertungsplattformen lautet deshalb Relevanz. Wie aussagefähig und glaubwürdig ist die präsentierte Datenbasis? Braucht es dazu überhaupt einen mathematisch ausgefeilten Algorithmus?

Auf den Community-Seiten des beruflichen Kontaktnetzwerks Xing präsentiert die Fidor Bank AG rund 1.000 Ratings über die Beraterszene, plus einer angeregten Diskussion um neue Konzepte und Ansätze zwischen Honorar- und Provisionsberatung. Aber auch durch noch so regen Austausch in einem finanziellen Netzwerk lässt sich kein Patentrezept bei der Auswahl des richtigen Finanzberaters heraus filtern.

"Um das Problem auf Beraterebene fair und vor allem nutzerfreundlich zu lösen, haben wir ein Bewertungssystem erstellt und dafür einen eigenen Algorithmus FairRate geschrieben, weil er eben das sein soll, fair", betont indes Initiator Alexander Majonek, Geschäftsführer von mybankrating www.mybankrating.de. Der gelernte Bankkaufmann glaubt, dass sich das "Henne-Ei-Problem" in der Bewertung von Finanzberatern konzeptionell durchaus lösen lässt.