Wie Schüler im Netz abgezockt werden

Hausaufgabenhilfe (fast) nur noch gegen Bares

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

O Mann, da haben wir ja noch mal Schwein gehabt. Es kommt zwar selten vor, dass ich an den Computer meines Kindes darf. Aber nun war offenbar guter Rat teuer und ich wurde gefragt, ob ich mir das mal angucken könnte. "Immer", hieß es dazu aus Schülermund, "wenn ich auf dieser Seite 'OK’ eintippe, passiert gar nichts." Daher schaute ich mir den vermeintlichen Fehler also mal an. Und war danach richtig froh, dass wir ausschließlich mit Apple-Rechnern arbeiten und über DSL ins Netz gehen. Beides macht es nämlich nahezu unmöglich, dass man auf einen Dialer hereinfällt. Doch wer wie die meisten eben einen Windows-Rechner besitzt und Schulkinder hat, der sollte sich nicht wundern, wenn die Telefonrechnung plötzlich ungewöhnlich hoch ist.

Die Seite, um die es hier konkret geht, ist hausaufgaben.de. Und sie verspricht:

Einer der größten Hausaufgabenarchive im Deutschen Raum. Sicherlich besuchst du unsere Seite um nach Hausaufgaben oder Referate zu suchen. Bei uns wirst du natürlich fündig. Weit über 1000 Hausaufgaben hat inzwischen unsere Datenbank. Schön nach Fächern geordnet und über die Suchmaschine leicht zu finden. Was du bei uns nicht findest, findest du fast nirgendwo anders ;-) Viel Spaß beim Hausaufgaben machen ;-). !!!

Doch was in der guten alten Internet-Zeit kostenlos war oder fast kostenlos angeboten wurde, kostet jetzt fast überall Geld: Hausaufgaben und Referate also, die man sich über diverse Anbieter herunterladen kann. Das war bekanntlich mal ein beliebter Spaß und bisweilen Rettung in letzter Minute für Schüler, die nicht kapiert haben, was die verbeamtete Lehrkraft ihnen im Unterricht vermitteln wollte. Doch inzwischen haben diesen Service einige Firmen offenbar als Goldquelle und Hilfe suchende Schüler als Dukatenscheißer entdeckt. Und ganz vorne hilft beim Abkassieren ein Unternehmen, das über diese Seite zu erreichen ist und über die wir natürlich kein böses Wort sagen, weil die bestimmt ehrenwerte Firma von der als nicht gerade klageunlustig geltenden "Kanzlei Frhr. v. Gravenreuth & Syndikus" betreut wird.

Außerdem wurde inzwischen die Suchmaschine Google so ausgetrickst, dass man bei nahezu jeder Suche nach Hausaufgaben schließlich auf eine Seite gerät, wo man mit "Willkommen bei Hausaufgaben (Referate usw.)" begrüßt wird. Um jedoch an das Gewünschte zu kommen, muss man den so genannten Premiumbereich betreten und dazu stets in ein Kästchen "OK" eintippen. Wer das macht, fängt sich dann einen Dialer ein.

Dass dort ein Einwahlprogramm versteckt ist, merken nur Leute, die alles wirklich ganz genau lesen. Unter dem großen Kästchen steht nämlich relativ klein: "Durch ihre Bestätigung stimmen Sie dem Bezug des Anwählprogramms zu." Und dazu gibt es noch einen Link, der über die Anbieterinformationen und die Kosten informiert.

Die Versuchung, einfach "OK" einzutippen, ist so enorm groß, dass viele Jugendliche darauf hereinfallen werden oder schon hereingefallen sind. Aber juristisch ist das bestimmt leider immer noch korrekt, genau wie der Hinweis bei hausaufgaben.de: "Dieses Angebot ist nicht geeignet für Personen unter 18 Jahren. (29,95/Verbindung aus Deutschland)." Genau das steht ganz unten auf der Seite, während die Suchmaske ganz oben ist. Also nur wer auf der Seite bis zum unteren Ende scrollt, entdeckt diesen Warnhinweis. Und wer tut das schon?

Aber auch andere Anbieter verlangen Geld für diesen Service. Beispielsweise die Seite schoolunity.de. Bevor man dort etwas lesen darf, benötigt man eine Pin, und die erhält man für 1,99 Euro per SMS. Auch die Hausaufgabenanbieter von cheatweb.de oder referate.de führen letztlich in die Dialer-Falle und nur www.fundus.org scheint bisher tatsächlich noch kostenlos zu sein.

Aber nicht nur Schüler werden auf diese Art trickreich abgezockt, sondern auch Tierfreunde. Wer sich beispielsweise auf tierheime.de begibt, trifft dort schnell einen alten Bekannten: ein Kästchen, in dem man mittels OK dem Bezug eines Anwählprogramms zustimmt. - Um das alles wirklich o.k. zu finden, muss man wohl eins sein: Jurist.