Wie Wachstum und Wahn Tesla antreiben
- Wie Wachstum und Wahn Tesla antreiben
- Das "Ökosystem" Tesla: ein kapitalistisches Eroberungsprogramm
- Grundlage der Tesla-Vision: die Energie- und Mobilitätspolitik
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Der ganz normale "Insane Mode" eines nachhaltig-grünen Markteroberungsprogramms im Kapitalismus des 21. Jahrhunderts (Teil 1)
Ich denke, wir sollten versuchen, die Zukunft besser zu gestalten. Es wäre besser, wenn wir die Auswirkungen der globalen Erwärmung eindämmen würden, die Luft in unseren Städten sauberer wäre und wir nicht nach riesigen Mengen an Kohle, Öl und Gas in Teilen der Welt bohren würden, die ohnehin problematisch sind und bald erschöpft sein werden ...
Wenn Ihnen jemand sagen würde, dass Sie die flüssigen Überreste von Dinosauriern in den Tank Ihres Autos schütten und verbrennen sollen, um von einem Ort zum anderen zu gelangen, wobei giftige Dämpfe freigesetzt werden – man sollte, nebenbei bemerkt, sein Auto besser nicht in einem geschlossenen Raum anlassen, denn das würde einem das Leben kosten –, würde man sagen: "Warum tun wir das?"
Elon Musk, in: Rolling Stone, 30.11.17
Teslas Ziel ist, den Übergang der Welt zu nachhaltigem Verkehr bzw. nachhaltiger Energie zu beschleunigen … Sie werden umsonst reisen können, für immer, mit purem Sonnenlicht!
Elon Musk, in: Insane Mode, S. 721
Dafür lieben die Millionen Twitter-Follower ihren Elon Musk, den "Visionär", "genialen" Erfinder und "Ideengeber", wenn er mit lockeren Sprüchen die mit Diesel und Benzin betriebene Mobilität des weltumspannenden Kapitalismus ins Abseits stellt und sich und sein Unternehmen Tesla als den Retter der Menschheit präsentiert, der mit seiner Mission verhindert, dass "Big Auto", also die etablierten Auto-Konzerne, "das Elektroauto tötet" (Elon Musk).
Eine ganze Stufe profaner haben Musk und sein Unternehmen Tesla den Respekt anderer Teile der bürgerlichen Welt gefunden, von sich einsichtig gebenden Managern der etablierten Konkurrenz bis zum um das Klima besorgten kritischen Menschen.
Dem E-Auto-Pionier wird zugutegehalten, dass er das elektrisch betriebene Automobil gegen alle möglichen machtvollen Widerstände zur "Marktreife" gebracht, also aus dem vielleicht intellektuell reizvollen, aber marktwirtschaftlich irrelevanten Status der Vision, der Idee herausgerissen hat. Tesla ist die Avantgarde des Besseren.
Als deutsche Ingenieure noch an Thermofenstern ihrer betrügerischen "Clean Diesel" gebastelt haben, hat Tesla ein emissionsfrei, fast autonom fahrendes und leistungsfähiges "Smartphone auf Rädern" hingestellt, darüber hinaus ganz ohne Staat auch noch für die nötige Ladeinfrastruktur quer über den Globus und eine saubere Solarstromproduktion gesorgt und so die längst überfällige "Transformation" "unserer" Zivilisation in eine klimafreundliche Welt angestoßen.
Natürlich finden sich in einer offenen demokratischen Gesellschaft neben diesen Elogen auf Musk und Tesla genügend "Hasser" und Skeptiker, die dem Tesla-Wirbel und Musk-Kult nicht auf den Leim gehen wollen und dann an der Persönlichkeit Elon Musks kein gutes Haar lassen.
Sie halten ihn mit seinen versponnenen Ideen von der Mars-Besiedelung bis zur rücksichtslosen Führung seiner Unternehmen eher für einen gnadenlosen Selbstdarsteller, größenwahnsinnigen Egomanen und – ja, vermutlich sogar das: einen typisch US-amerikanischen "Ausbeuter", der sich nicht an die Gepflogenheiten deutscher Tarifpartnerschaft hält.
Die seriöse freie Öffentlichkeit sammelt diese moralischen Stellungnahmen mit positivem wie negativem Vorzeichen fleißig ein und verfertigt daraus einen mustergültigen Pro- und Contra-Aufsatz. Sie interessiert sich für den beherrschenden, gar nicht so exotischen Zweck, der in den famosen "Sprunginnovationen" von Musks Unternehmen steckt, überhaupt nur in einer Hinsicht: ob die Rechnung dieses Vorhabens aufgeht, also Erfolg hat, oder nicht.
Und solange die Produktionszahlen und Quartalsgewinne steigen, der Börsenwert munter auf die Billion US-Dollar zusteuert, will man Musk, wie verrückt, genial, brutal und visionär er auch sein mag, in der Summe die Anerkennung nicht verweigern: Reichster Mensch der Welt, Respekt, wenn man Tesla gewissermaßen im Alleingang zum innovativsten und wertvollsten Autokonzern der Welt gemacht hat!
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