Wie deutsche Medien die Bundesregierung am Hindukusch verteidigten
Seite 4: Für Frauenrechte in den Krieg – wer's glaubt…
Dass für Frauen(rechte) in den Krieg gezogen wird, ist eine der modernen Kriegslügen, die ein lange gepflegtes Feindbild Islam ausschöpfen können.
Die Bundeswehrzeitschrift Zur Sache liefert ein weiteres Beispiel aus dem Jahre 2010 dafür – ein Foto, dessen visuelles Framing eine Gegenüberstellung von Burkaträgerinnen im Hintergrund und einer leicht bekleideten Barbiepuppe im Vordergrund zeigt.
Der Interviewte dieses Artikels von 2010, den das symbolträchtige Bild begleitet, ist Winfried Nachtwei, MdB a.D. der Grünen, die uns in den Balkankrieg geführt haben.
Auch Amnesty International arbeitet mit der gleichen Strategie, siehe hier zwei Beispiele der US-Sektion von AI während der Nato-Konferenz in Chicago 2012.
Mit Frauen und Kindern, die immer die ersten Opfer von Krisen und Kriegen sind, für Kriegseinsätze zu werben, ist an Menschenverachtung kaum noch zu überbieten. Erlischt das Interesse an der Region, sind auch die unterdrückten Frauen schnell wieder aus dem Blick (vgl. z.B. die instrumentelle Aktualisierung der Yesidinnen) – das ist ein weltweites Problem und verrät die Perfidie der Strategen, die im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen.
Nur in einer solchen Logik ist die Beförderungspraxis der Bundes"wehr" zu verstehen, die einst als Verteidigungsarmee angetreten ist – so jedenfalls hatte Major Florian Pfaff seinen Eid verstanden und deshalb den Dienst verweigert, als er dem Krieg im Irak zuarbeiten sollte. Seiner Nichtbeförderung ("General werde ich sicher nicht mehr") steht auffallend die Beförderung von Oberst Georg Klein zum Brigadegeneral gegenüber, der für die Tötung von Zivilisten, vorwiegend Kinder, durch einen vorschnellen und falschen Befehl verantwortlich zeichnet.
Wenn Medien die Kriegslügen unkritisch kolportieren, dann mag das daran liegen, dass man nicht geschult darin ist, PR-Strategien zu erkennen, oder dass man selbst evtl. Teil eines Think-Tanks ist, wie es der Medienwissenschaftler Uwe Krüger in seiner Dissertation nachwies.
Auch fehlt oft Wissen darüber, dass Leaks natürlich auch strategisch gelauncht werden können, die nicht der Aufklärung, sondern der Propaganda dienen. Das gehört in den Schulunterricht ebenso wie in die Journalistenausbildung. Und die Rolle von Think Tanks bei der Beeinflussung der politischen wie der Medien-Agenda muss mehr ins allgemeine Bewusstsein rücken, um die manchmal auffallende Einhelligkeit in der Berichterstattung besser einordnen zu können.
Denn ein besonders zentrales Element von Propaganda ist, dass die gleiche Botschaft auf möglichst allen Kanälen verbreitet wird – denn Wiederholen ist Überzeugen4; nicht die Wahrheit.
Faktoren, die zur Vereinheitlichung in den Medien(diskursen) beitragen
- Angesehene Nachrichtenagenturen, deren Meldungen von vielen Medien aufgegriffen werden – zentral in Deutschland die dpa – zeichnen besonders verantwortlich für Vereinheitlichungstendenzen bei der Themen-Agenda, Wording und Framing.
- Netzwerke von sehr einflussreichen Journalisten, die in bestimmten Bündnissen tätig sind und teilweise sogar Reden schreiben für Politiker, die sie später in ihren Medien kommentieren – ohne sich als Verantwortlicher für die Rede zu outen.5
- PR-Input in politische und Medien-Diskurse durch Medienberater, Spin-Doktoren und Think Tanks. Siehe z.B. …
- Rasmussen Global – Political Consultancy: Anders Fogh Rasmussen war der dänische Ministerpräsident, der während des sog. Mohammed-Karikaturenstreits 2005/2006 eine wichtige Rolle spielte, durchaus strategisch im Sinne dänischer Öl-Interessen…6 Nach seinem Amt als Generalsekretär der Nato betreibt er u.a. diesen eigenen Think Tank in Brüssel.
- East StratCom Task Force. Dies stellt ein Joint Venture zwischen EU-Kommission und Nato dar. Immer, wenn das Signalwort "russische Desinformation" irgendwo in der Berichterstattung auftaucht, sollte man prüfen, ob diese Initiative gegen "Desinformation" involviert ist; evtl. durch Briefing-Termine, die auf der Website gelistet sind und zu denen nur in Brüssel akkreditierte Journalisten Zugang haben, oder Pressemitteilungen oder eben Einträge auf dem hier gezeigten Blog.
Oder man liest direkt bei der entsprechenden Nato-Stabsstelle nach.
Strategische Kommunikation ist PR, weshalb diese Stellen Journalisten auch nicht über Desinformation aufklären können.
Wie der Sonderbeauftrage für Folter der Uno, Nils Melzer, richtig vermutet, dürfte das erkennbare Ziel, an Julian Assange ein Exempel zu statuieren, damit begründet sein, dass dieser störte und in Freiheit weiter stören würde. Er hält sich nicht an Tabus, Blattlinien und einen unausgesprochenen, aber spürbaren Mainstream.
Wenn es den PR-Strategen gelingt, dass sich Medien in "die Guten" und "die Bösen" einteilen lassen, wie man am aktuellen Diskurs über "alternative Medien" bereits ablesen kann, dann schwächt man kritische Analysen und störende Recherchen insgesamt. Das sollte allen klar sein, die aktuell glauben, auf der "richtigen Seite" zu stehen.